Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
der Nähe, obwohl sie kein Halsband trug. Sie hatten ihr sogar schon gelegentlich etwas Milch hingestellt.
    Aber keine Menschen, keine Autos, keine menschlichen Geräusche. Es war dunkel, und es war still gewesen, und es hatte genieselt. Kein Fernseher oder Radio war gelaufen, kein Fenster war erleuchtet gewesen. Kein Hund hatte gebellt. Eine einsame rote Katze war unten auf der Straße vorbeigelaufen. Das war alles.
     

13
    Kriminalinspektor Lars Alm, sechzig, arbeitete seit etwa zehn Jahren bei der Kripo Solna. Davor hatte er erst beim alten Dezernat für Gewaltverbrechen im Präsidium auf Kungsholmen in der Innenstadt gearbeitet, dann war er zur Ermittlungsabteilung City versetzt worden, und jetzt war er also in Solna. Er war geschieden und ein zweites Mal verheiratet. Seine neue Frau war Krankenschwester im Karolinska-Krankenhaus in Solna. Sie wohnten in einer hübschen Wohnung in Solna Centrum, und Alm konnte seine Arbeit in zwei Minuten zu Fuß erreichen. Da spielte es dann keine Rolle, ob es schneite oder schüttete.
    Die Nähe zur Wohnung war ein guter Grund, bei der Polizei Solna anzufangen, es gab aber noch weitere. Alm litt am Burn-out-Syndrom. Die Jahre beim Dezernat für Gewaltverbrechen in Stockholm hatten ihren Preis gefordert. Er hatte gedacht, dass es in Solna besser sein würde. Die Schlägereien und Messerstechereien vor den Kneipen in der City würden ihm erspart bleiben, mit denen er sich pünktlich jeden Montagmorgen hatte befassen müssen. In dieser Beziehung hatte er jedoch Pech gehabt. Am liebsten wäre er in Rente gegangen, hatte dann aber ausgerechnet, dass er versuchen musste, bis fünfundsechzig durchzuhalten. Eine Krankenschwester verdiente kaum etwas, und sie wollten beide nicht hungern, wenn sie alt waren.
    Er hatte versucht, sich sein Leben, so gut es ging, einzurichten. Er hatte die Gruppe für schwere Kriminalität und das Drogendezernat gemieden und beschäftigte sich mit Alltagskriminalität, von der normale Menschen betroffen waren, mit Einbrüchen in Wohnungen, aufgebrochenen Autos, einfacher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Er war zufrieden und konnte die Aufklärungsquote vorweisen, die von ihm erwartet wurde. Er versuchte sich dem allgemeinen Durchschnitt anzupassen.
    Am Montag, dem 12. Mai, war jedoch ein Sturm über die Polizeidirektion West hinweggezogen. Zwei unbekannte Täter hatten einen Geldtransporter beim Flugplatz Bromma überfallen. Sie hatten den einen Wachmann erschossen und seinen Kollegen fast auch noch ermordet. Schwerer Raub, Mord und Mordversuch. Bereits wenige Stunden später war der Justizminister in sämtlichen Nachrichtensendungen im Fernsehen aufgetreten. Ihre neue Chefin, Polizeidirektorin Anna Holt, hatte die Sache sicher auch nicht sonderlich amüsant gefunden. Erst einen Monat im neuen Job, und schon passierte so was.
    Die erste Welle hatte er überstanden. Obwohl der Chef der Kriminalabteilung, Kommissar Toivonen, eine Menge Kollegen von anderen Abteilungen mit Aufgaben eingedeckt hatte, war Alm verschont geblieben. Aber am Donnerstagmorgen hatte es dann auch ihn erwischt. Toivonen war in sein Büro gestürmt und hatte erklärt, jetzt gelte es, die Zähne zusammenzubeißen.
    »Jemand hat einen alten Säufer am Räsundavägen erschlagen«, sagte Toivonen. »Das ist so ein Fall, mit dem normale Kollegen vor dem Mittagessen durch sind. Aber im Hinblick auf die anderen üblen Sachen, die passiert sind, habe ich mich gezwungen gesehen, Bäckström damit zu betrauen.«
    »Und meine Rolle dabei?«, hatte Alm gefragt, der eingesehen hatte, dass Widerspruch zwecklos war.
    »Sieh nur zu, dass der fette Versager nicht am unbewachten Tor vorbeirennt«, hatte Toivonen gemeint und war wieder verschwunden. So war es dann auch gekommen. Nach einer Pause von mehr als zehn Jahren hatte Alm wieder einen Mordfall am Hals gehabt. Dass er wusste, wer Evert Bäckström war, hatte die Sache allerdings besser gemacht.
    Alm kannte Bäckström noch gut von früher. Ende der Achtziger hatten sie beide beim alten Dezernat für Gewaltverbrechen in Stockholm Morde aufgeklärt. Einige Jahre später hatte Bäckström plötzlich eine Stelle bei der Reichsmordkommission bekommen, vollkommen unbegreiflich. Einer der Chefs des Reichskriminalamtes hatte entweder eine Gehirnblutung erlitten, oder er war vom Kripochef in Stockholm bestochen worden. Alm und seine Kollegen hatten gemeinsam die Fähre nach Aland genommen und einen darauf gehoben. Jetzt, fünfzehn Jahre später,

Weitere Kostenlose Bücher