Suehne
möglich war.
Er versuchte sich zusammenzunehmen und machte einen neuen Versuch, aber der Gedanke an Magda Hernandez und die Nähe von Hanna führten dazu, dass er wieder in die offene Rinne im Eis geriet.
»Ich begreife das nicht«, sagte Axel. »Das ist mir noch nie passiert.« Am liebsten hätte er geheult und wäre weggelaufen.
»Das macht nichts«, sagte Hanna und fuhr mit ihren Fingernägeln über seinen nackten Rücken, auf dem der kalte Schweiß stand. »Du stehst sicher noch unter Schock.« Der Ärmste, dachte sie, da sie sich mit so was schon auskannte.
»Weißt du was«, fuhr sie fort. »Jetzt schlafen wir, und morgen kümmern wir uns um das andere. Schließlich ist das kein Weltuntergang.« Ich frage mich, wie oft das schon gesagt worden ist, dachte sie.
Axel tat nur, als ob er schliefe. Sobald Hanna eingeschlafen war, stand er leise auf, zog sich an und huschte aus der Wohnung.
Auch gut, dachte Hanna, als sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Das Leben ging auch ohne Axel weiter, außerdem fing in wenigen Stunden die Schule an.
Ich muss daran denken, Magda Hernandez anzurufen, dachte sie, ehe sie einschlief. Dann können wir über dieses Debriefing sprechen, das ich ihrer Meinung nach besuchen soll.
40
Am Donnerstagmorgen, acht Tage nach dem Mord an Karl Danielsson, meldete sich Lars »Dojan« Dolmander bei seinem Beichtvater Kommissar Toivonen.
Dojan erschien persönlich auf der Wache, weigerte sich jedoch, mit jemand anderem als seinem »alten Kumpel« Toivonen zu sprechen. Er habe einen heißen Tipp zum Raubüberfall in Bromma abzugeben, und Toivonen sei der einzige Beamte im gesamten Polizeikorps, dem er vertraue.
In den letzten zehn von der Sucht dominierten Jahren, seinem steten Niedergang, hatte sich Dojan als Informant durchgeschlagen. Es gab keinen Kriminellen in der gesamten Polizeidirektion West, den Dojan nicht schon mehrfach verpfiffen hätte. Sein einziges kleines Glück im Leben war, dass er sich schon früh entschieden hatte, nur mit Toivonen Geschäfte zu machen.
Er war inzwischen zu weit heruntergekommen, um von seinen eigenen Straftaten leben zu können. Seine Frührente war immer bereits am Tag nach ihrer Auszahlung aufgebraucht, und wenn er bis zum nächsten Zahltag überleben wollte, dann musste er andere verkaufen. Neue und immer gleichermaßen »heiße« Tipps, und da zumindest einige wirklich so heiß waren, wie Dojan vorgab, genoss er immer noch Toivonens Vertrauen. »Du siehst fit aus, Dojan«, meinte Toivonen. Über und über tätowiert, dreiunddreißig Jahre alt, dass er noch lebt, ist ein Wunder, dachte er. »Ich habe mit den schweren Sachen aufgehört«, meinte Dojan. »Letztes Jahr habe ich nur noch Hasch geraucht und natürlich getrunken, aber das ist ja die reine Reformhauskost, verglichen mit dem, was ich in den Jahren davor konsumiert habe.«
»Was du nicht sagst«, erwiderte Toivonen, der hauptsächlich Fleisch, Obst und Gemüse aß, wenn er nicht gerade mit Niemi und den anderen Burschen von der finnischen Kavallerie in die Kneipe ging, um dort seiner Abstammung alle Ehre einzulegen. Aber das war inzwischen schon wieder eine geraume Weile her.
»Ich will mich kurz fassen«, sagte Dojan und nickte geschäftsmäßig. »Sie wissen schon, dieser Überfall auf den Geldtransporter in Bromma Montag letzte Woche, wo sie diese beiden Typen von Securitas umgenietet haben.«
»Hab irgendwie davon gehört«, pflichtete ihm Toivonen mit einem spöttischen Lächeln bei.
»Am selben Abend hat dann jemand Kari Viirtanen in Bergshamra kaltgemacht, auch Tok-Kari oder Tokarev genannt. Sie wissen schon, nach diesem russischen Schießeisen, der Tokarev. Das war so eine Zehn-Millimeter-Pistole, mit der er immer herumfuchtelte.« »Geliebtes Kind hat viele Namen«, meinte Toivonen.
»Wie auch immer«, meinte Dojan. »Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Viirtanen und dem Raubüberfall in Bromma.«
»Das habe ich mir auch sagen lassen«, erwiderte Toivonen lächelnd. »Spaß beiseite, Dojan, hast du sonst nichts zu bieten?«
»Die Sache ist folgende«, meinte Dojan, der sich nicht einschüchtern ließ, »Viirtanen war an dem Raubüberfall in Bromma beteiligt. Als die Typen vom Wachdienst die Farbampullen im Geldsack platzen lassen, rastet er aus. Er sagt seinem Fahrer, dass er zurückfahren soll, dann nietet er die Wächtertypen um. Er und sein Fahrer verschwinden, lassen das Auto stehen, lassen den Zaster liegen. Keine roten Lappen sollen ihr Leben
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