Suehne
Der Druck sollte erhöht werden, alle Mitläufer und Anhänger in den Kreisen um die Brüder Ibrahim und ihren Cousin Hassan Jalib sollten gestört und nach Möglichkeit ausgehoben werden. Man würde sie in V-Haft nehmen, verhören, ihre Autos anhalten, bei jeder Gelegenheit Leibesvisitationen durchführen und sie windelweich prügeln, sobald sie etwas Unpassendes äußerten, eine hastige Bewegung vollführten oder sich überhaupt nur irgendwie regten.
»Jetzt legen wir los. Jetzt knöpfen wir uns die Herren Ibrahirn vor«, sagte Toivonen mit finsterer Miene und nickte allen seinen Mitarbeitern zu.
Punkt achtzehn Uhr führten Kommissar Jorma Honkamäki und seine Kollegen von der Nationalen Einsatztruppe sowie von den Einsatzkommandos in Stockholm ingesamt zehn Hausdurchsuchungen in Huddinge-Botkyrka, Tensta-Rinkeby und in Norra Järva durch. Man fragte nicht lange, sondern trat die Türen einfach ein. Wer in den Wohnungen und sonstigen Räumlichkeiten angetroffen wurde, wurde zappelnd und in Handschellen nach draußen getragen. Man hatte Rauschgifthunde, Sprengstoffhunde und normale Polizeihunde zur Verfügung. Alles wurde auf den Kopf gestellt, und in einem Geschäft in Flemingsberg wurde eine ganze Zwischenwand eingerissen. Sie fanden Geld, Rauschgift, Waffen, Munition, Sprengstoff, Zünder, Rauchbomben, Fußangeln, Räubermützen, Overalls, Handschuhe, Nummernschilder und gestohlene Fahrzeuge. Als die Sonne über einem weiteren Tag in der schönsten Hauptstadt der Welt aufging, saßen dreiundzwanzig Personen in Untersuchungshaft, und die Fahndung war gerade erst angelaufen. Linda Martinez war gerade erst zur Kommissarin im Fahndungsdezernat des Reichskriminalamtes ernannt worden. Toivonen hatte sie angefordert, und sie war nun für die Fahndung nach den Brüdern Ibrahim und ihrem Cousin zuständig. Sie hatte sich ihre Mitarbeiter sorgfältig ausgesucht und kannte die Schwächen ihrer Gegner sehr gut.
»Kein normaler Schwede dabei, soweit das Auge reicht«, stellte Martinez fest, als sie ihre Truppe musterte. »Nur schwarze, braune und blaue«, sagte sie grinsend. Bevor Toivonen die Dienststelle verließ, suchte er seine Chefin Anna Holt auf, um ihr über die neuesten Erkenntnisse des Kriminalistischen Nachrichtendienstes zu berichten, was eventuelle Verbindungen zwischen Karl Danielsson und den Brüdern Ibrahim und Hassan Jalib anging. Seitdem sie wussten, wonach sie suchen mussten, war es leichter gewesen, Wesentliches zu finden. Unter anderem hatten sie eine neun Jahre alte Aktennotiz entdeckt, aus der hervorging, dass Karl Danielsson bei dem großen Raubüberfall in Akalla nördlich von Stockholm als Geldwäscher beteiligt gewesen sein könnte. Da sich dieser Tipp nie hatte beweisen lassen, war er schließlich zu den Akten gelegt und vergessen worden. Im März 1999, also vor neun Jahren, hatten mindestens sechs maskierte und bewaffnete Männer das Geldlager des Geldtransportunternehmens in Akalla überfallen. Sie waren mit einem fünfzehn Tonnen schweren Gabelstapler einfach durch die Mauer des Gebäudes gefahren. Dann hatten sie die Angestellten gezwungen, sich auf den Boden zu legen. Fünf Minuten später waren sie mit gut hundert Millionen Kronen in Geldscheinen verschwunden, deren Nummern nicht registriert waren. »Einhundertmillionensechshundertzwölftausend Kronen, wenn wir genau sein wollen«, sagte Toivonen, der sicherheitshalber noch einmal auf seinem Zettel nachgesehen hatte. »Das klingt nach einem reellen Tagewerk«, stellte Holt fest. »Also kein lächerlicher kleiner Raubüberfall.«
»Nein, und bei uns ging die Sache vollkommen in die Binsen«, meinte Toivonen. Sie hatten keine einzige Krone des Geldes wieder gesehen. Sie hatten auch keinen der Beteiligten verurteilen können, obwohl sie klare Vorstellungen davon gehabt hatten, wer die Täter waren und wie sie den Coup durchgeführt hatten. Der einzige Trost war gewesen, dass niemand zu Schaden gekommen war, aber das war nicht das Verdienst der Polizei gewesen, sondern der Kriminellen.
Ihr Anführer war ein bekannter Gangster marokkanischer Abstammung gewesen, ein 1950 geborener Abdul Ben Kader, der mittlerweile fast sechzig Jahre alt war. Er wohnte bereits seit über zwanzig Jahren in Schweden, und sein Name war im Umfeld vieler Straftaten aufgetaucht, angefangen von illegalem Glücksspiel über illegalen Alkoholausschank, Prostitution, organisierten Diebstahl, Hehlerei, Versicherungsbetrug bis hin zu schwerem Raub.
Als ständig
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