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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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auszuscheren, packen ihn zwei Pranken an den Schultern und führen ihn auf den rechten Weg zurück. Entnervt dreht sich Howard irgendwann zu Ezzie um und fragt: »Und wenn ich scheißen muss, was dann?«
    »Kein Problem, How. Wir gehen zusammen.«
    »Na, das kann ja heiter werden.«
    Die Verlorenen Jungs sind beinahe im Gebetsraum angelangt, als Howard endlich Peter entdeckt, der außer Atem neben der Reihe her auf ihn zurennt. Seine Hände sind erdig.
    »Alles gut?«, fragt Howard.
    »Ja.«
    »O Mann, Pete, du bist der Beste! Was machen wir jetzt?«
    »Ruhig halten und abwarten.«
73
    Zwei Stunden nach Beginn der Nachtruhe zerreißt ein schriller Glockenton die Stille im Zellentrakt. Gleich darauf befiehlt die eisige Stimme des Reverends über Lautsprecher sämtlichen Häftlingen, sich augenblicklich zur Versammlung einzufinden. Die Gittertüren öffnen sich. Die Profose brüllen Anweisungen und sorgen mit dem Schlagstock dafür, dass die Reihen sich schließen. Die Jugendlichen treten in den Hof hinaus, der mit Halogenscheinwerfern taghell ausgeleuchtet ist. Die Hitze des Tages steht darin. Lautlos stellen sie sich im Quadrat auf. Die meisten Blicke sind auf die Tür des Kolonialhauses gerichtet, andere heften sich auf die Profose und Vögte, die alle sichtlich in Panik sind. Nun öffnet sich die Tür, und der Reverend tritt heraus. Mit beiden Händen drückt er eine Plastiktüte an die Brust. Langsam steigt er die Stufen zum Podium hinauf. Sein weißes Haar ist wirr. Während er sacht die Plastiktüte streichelt, lässt er seinen erbarmungslosen Blick über die Häftlinge gleiten. Schließlich öffnet er die Tüte und zieht ein Pudelmäntelchen hervor, dessen gelbe Wolle blutbefleckt ist, dazu ein ledernes Halsband mit Glöckchen.
    »Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan«, spricht der Reverend mit zornbebender Stimme und fügt hinzu: »Wer dazu beiträgt, die Schuldigen zu entlarven, empfängt einen roten Overall und ist von der Feldarbeit freigestellt.«
    Es herrscht wieder Stille im Hof. Ezzie ist den Tränen nahe, und Howard flüstert: »Es ist nicht deine Schuld, Großer!«
    »Doch. Ich habe Bingo umgebracht und dem Reverend Kummer bereitet.«
    »Der Reverend ist ein Aas. Erinnerst du dich?«
    Estermans blitzende Augen gleiten über die Verlorenen Jungs hin. Wieder tönt seine Stimme aus den Lautsprechern: »Ich fordere euch auf, euch nicht von der Stelle zu rühren.«
    Auf sein Zeichen hin bläst ein Profos einmal kurz in seine Pfeife. Augenblicklich eilen aus dem Schatten weitere Blaue herbei und führen die Wachhunde, die Maulkörbe tragen, an ihren Würgehalsbändern. Der Reverend ist vom Podium gestiegen. Er geht auf die Köter zu und hält jedem Bingos Mäntelchen vor die Schnauze. Die Hunde versuchen trotz Maulkorb, in die Wolle zu beißen: Sie haben diesen abscheulichen Pudel, der sie tagein, tagaus aus der Sicherheit hinter dem Zaun provoziert hat, schon immer mit Inbrunst gehasst. Esterman packt einen Hund brutal am Nackenfell und drückt ihm die Nase in das Pudelmäntelchen. Der Hund jault auf vor Unbehagen, und als es ihm gelingt, sich dem Griff des Reverends zu entwinden, senkt er sofort die Schnauze auf den Boden und nimmt Witterung auf. Seine Kollegen tun es ihm gleich und wedeln voller Hoffnung, dass sie den Kleinköter jetzt endlich zu fassen bekommen.
    »Lasst sie los!«
    Die Köter springen zu den Bäumen davon. Am Fuß der Weide, an der Ezzie Bingo zerschmettert hat, zögern sie kurz, folgen dann aber schnell und mühelos dem Blutgeruch bis zu dem Geviert, in dem die Ku-Klux-Klan-Gang ihre Freiluft-Ertüchtigungsanstalt hat. Zwischen den aus Traktorachsen gebastelten Hanteln beginnen sie aufgeregt und mit seligem Gekläff in der frisch umgeackerten Erde zu scharren. Alle Köpfe drehen sich zu den Mitgliedern der Ku-Klux-Klan-Gang, während die Profose zu den Hunden eilen, um ihnen den Jutesack abzunehmen, den sie ausgegraben haben. Hermann begegnet dem Blick des Reverends, der ihn unverwandt anstarrt. Der Gangführer wendet sich an den Vogt Marlow.
    »Fuck, Marlow!«, zischt er. »Du musst mir helfen.«
    »Wenn du dir nichts vorzuwerfen hast, musst du auch nichts fürchten.«
    Die Hunde stoßen ein Todesgeheul aus, als die Blauen sie wieder hinter den Zaun führen. Den erd- und blutverkrusteten Jutesack am ausgestreckten Arm, kehrt der Profos Helliwell zum Appellplatz zurück. Marlow entfernt sich ein paar Schritte von Hermann. Der flüstert entsetzt:

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