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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Handtasche.
    »Hast du Ezzie gefunden?«
    »Ich weiß, wo er ist.«
    »In seinen letzten Nachrichten hat er was davon gesagt, dass er Stimmen hört.«
    »Ja, deswegen muss ich ihn finden.«
    »Du bist hier, um ihn umzubringen, oder?«
    Wieder rast draußen ein Streifenwagen vorbei, Blaulicht zuckt durch den Raum.
    »Sollen sie ihn lieber verhaften?«
    »Ich wünsch ihnen viel Glück.«
    »Sie sind ziemlich besoffen, Wendy. Bald haben sie seine Beschreibung. Sie werden ihn aufspüren und abschlachten. Oder sie richten ihn entsetzlich zu und schicken ihn dann in den Strafvollzug, wo er jahrelang in der Todeszelle sitzen wird, bis er auf dem elektrischen Stuhl verbrutzelt. Willst du das?«
    Tränen laufen über Wendys Wangen.
    »Wären wir doch noch in Redemption. Könnte ich neben dir im Gras liegen und den Wolken nachschauen.«
    Wendy will noch etwas hinzufügen, doch ihre Lippen zittern zu sehr. Peter steht auf und küsst sie auf die Stirn. Sie blickt ihm nach, als er davongeht.
69
    Nachdem sie nicht zum Pokerturnier eingeladen wurden, beschlossen die Mitglieder der Ku-Klux-Klan-Bande, sich für die Kränkung zu rächen. Sie waren Hünen mit unmissverständlichen Tattoos. Die meisten von ihnen hatten schon mehr als vier Jahre Redemption hinter sich und sich im Lauf der Zeit gewisse Privilegien erarbeitet, etwa das Recht auf gemeinsame Leibesertüchtigung und das Recht, mit ausgestrecktem rechten Arm und zusammengeschlagenen Hacken zu salutieren. Ansonsten waren sie wortkarg und verkehrten nicht mit den anderen, außer um die Schwächsten zu terrorisieren und auf die verschiedenen Tauschgeschäfte der Anstaltsinsassen eine Provision zu erheben.
    Ihr Anführer, der sich Hermann nennen ließ, protzte mit einem tätowierten Adler auf dem Rücken und einem Feuerkreuz auf seiner fetten Brust. Mit dreizehn hatte man ihn aus dem Verkehr gezogen, nachdem er ein altes jüdisches Ehepaar zu Tode gefoltert hatte. Seit fünf Jahren war er jetzt hier und damit nicht nur der älteste Häftling, sondern auch der gefährlichste. Der Kummer des dicken Hermann war, dass er so viele Gewichte stemmen konnte, wie er wollte – sein Wanst hing ihm trotzdem immer über die Hose. Alle wussten, dass er in Wirklichkeit Donald hieß, und eines Tages hatte ihm ein kleiner Schlauberger in aller Öffentlichkeit zugerufen: »Hey, Mann, stimmt es, dass dich deine Mama nach einer Ente genannt hat?«
    Am selben Abend hatten ihn die Profose von Fausthieben entstellt im Gebüsch gefunden. Außerdem waren seine Knöchel gebrochen, und allen war jetzt klar, dass der Ku-Klux-Klan-Trupp von Redemption nicht einfach eine Gang war. Beunruhigender war, dass die meisten Profose und Vögte, wie die Häftlinge bald mitbekamen, ebenfalls tätowierte Feuerkreuze trugen, woraus man den berechtigten Schluss ziehen konnte, dass die Ku-Klux-Klan-Gang die wichtigste Kaderschmiede für die blauen und roten Overalls war.
    Nach dem Turnier schickte Hermann einen seiner Schläger los, um die Verlorenen Jungs zu beeindrucken. Der beauftragte Scherge, der sich Helmut nannte, redete Peter an, als sie alle in Reih und Glied zum Gebetsraum marschierten.
    »Ich höre, du hast einen Cardwell?«
    »Was soll das sein?«
    »Weiß ich nicht, aber ich hab gehört, du hast einen.«
    »Dann bist du schlecht informiert.«
    Der Schläger lächelte und zeigte dabei seine braunen Zähne.
    »Du verstehst mich nicht, Kleiner. Wenn ich sage, du hast einen Cardwell, dann hast du einen Cardwell. Wenn du ihn hast, isses gut. Wenn nicht, beschaff dir schleunigst einen und bring ihn Hermann. Heute vor Anbruch der Dämmerung.«
    »Helmut?«
    »Ja.«
    »Warum müsst ihr unbedingt uns allen hier auf den Geist gehen und belasst es nicht einfach bei euren schwulen Arschfickereien zwischen zwei Trainingssessions?«
    Helmuts Hände ballten sich in den Overalltaschen zu Fäusten.
    »Diesmal habe ich nichts gehört, kleine Sau. Wie lautet die Antwort?«
    »Sag dem dicken Hermann, dass ich ihm in den Arsch pisse, ihm und seiner ganzen Bande von Weichbäuchen.«
    »Das soll ich ihm sagen? Im Ernst?«
    »Ja. Und frag ihn auch, wie er zu Bowling steht. Dann kapiert er schon.«
70
    Am folgenden Tag war Howard derjenige, der beim Frühstück Hermanns Zorn ausbaden musste. Als er sein Tablett vor sich her zum Tisch trug, stolperte er über das Bein, das ihm der Dicke gestellt hatte, und ging unter Geklirr und Gepolter von fallendem Geschirr zu Boden. Als er wieder aufstand und Hermanns Blick begegnete, war ihm

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