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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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»Mensch, Marlow, du siehst doch, dass das eine abgekartete Sache ist! Keiner meiner Leute wäre so bescheuert, dieses Stück Scheiße ausgerechnet dort einzugraben!«
    »Wenn es Bingo ist, kann ich nichts mehr für dich tun, Mann.«
    Helliwell hat den Sack vor dem Reverend abgelegt. Der kauert sich nieder und faltet langsam die Jute auseinander. Als er sich wieder aufrichtet, streckt er Marlow die Hand hin, und der legt seinen Schlagstock hinein. Ohne ein Wort beginnt er, auf den dicken Hermann einzuschlagen, der sich die Arme vors Gesicht hält und schaurige Schreie ausstößt. Bald liegt er auf dem Boden, und der Reverend schlägt noch immer auf ihn ein. Minuten später hält Esterman endlich inne und sagt atemlos und mit schweißnassem Haar zu Marlow: »Bringen Sie diesen Abschaum im tiefsten Karzer unter. Wenn kein Karzer tief genug ist, sprengen Sie ein Loch in den Fels, um diese Kreaturen darin zu verscharren, wie sie meinen Bingo verscharrt haben.«
    Mit blau geschwollenem, blutendem Gesicht findet Hermann noch die Kraft, lauthals seine Unschuld zu beteuern, doch ein Fußtritt von Marlow bringt ihn zum Schweigen. Die Profose legen seinen Gangmitgliedern Ketten an und führen sie zum Karzer ab. Helmut jault, er habe Panikattacken im Dunkeln, doch es nützt ihm nichts. Der Reverend hat den Jutesack aufgehoben und drückt ihn an sein Herz. Die Tür des Kolonialhauses schließt sich hinter ihm.
74
    Shepard beobachtet den roten Punkt, der auf dem Display seines Navigationsgeräts blinkt. Der blaue Punkt, der seinen Jeep darstellt, nähert sich ihm langsam. Um den Straßensperren auszuweichen, hat er kurzerhand querfeldein abgekürzt, und nachdem er sich vergewissert hat, dass ihm niemand folgt, ist er in den Wald eingebogen. Jetzt fährt er auf zunehmend holprigen Forstwegen dahin, und die Reifen seines Jeeps versinken im welken Laub.
    Der blaue Punkt hat den roten Punkt fast erreicht. Shepard stellt den Wagen ab und geht zu Fuß weiter, gut eine Meile durch den Wald. Die Sonne steht niedrig über dem Horizont, der Wald liegt in tiefem Schatten, als er sich der Lichtung nähert, auf der die Hütte steht. Ein Bach fließt hier vorbei, und der Wald öffnet sich zur Landschaft hin. Zwischen Wildblumen liegen drei tote Polizisten. Ezzie, ein Gewehr mit Zielfernrohr neben sich, sitzt auf den Stufen vor der Hütte. Er trägt eine alte schwarze Schirmmütze. Auf seinem Schoß kauert ein Hundewelpe. Peter kneift die Augen zusammen. Nein, das ist kein Hund, sondern ein Wolfsjunges, grau und mager, und der Riese sitzt da, den Blick zum Horizont gerichtet, und streichelt es. Er hat sich einen guten Ort ausgesucht: Die Hütte steht auf einer Anhöhe, von der aus man freie Sicht auf die Straße hat, die sich weiter unten dahinschlängelt.
    Shepard tritt aus der Deckung des Waldes. Der Riese setzt den kleinen Wolf ab und legt sein Gewehr an. Kaliber .50, für die Hirschjagd geeignet. Shepard steigt über die Leichen hinweg. Die schwarze Öffnung des Gewehrlaufs folgt ihm auf jedem Schritt. Das Auge, das der Riese zusammengekniffen hatte, um zu zielen, öffnet sich weit.
    »Peter! Bist du das?«
    »Ja.«
    Eine Träne rinnt die Wange des Riesen hinab. Er wischt sie mit dem Handrücken ab und legt das Gewehr wieder an.
    »Gibt nur eine Art, das zu beweisen, oder?«
    Shepard pfeift die ersten Takte des Lieds, das die Erkennungsmelodie der Verlorenen Jungs war. Ezzie pfeift die Fortsetzung und lässt das Gewehr sinken.
    »Du bist es wirklich, oder?«
    »Ich bin’s wirklich, Großer.«
    Außer sich vor Freude stürzt Ezzie auf Peter zu, umarmt ihn, klopft ihm mit seinen mächtigen Pranken auf den Rücken. Peter spürt, wie er den Bodenkontakt verliert. Seine Rippen knacken, und er bekommt kaum noch Luft.
    »Sachte, Ezzie, sachte.«
    Der Riese lässt ihn frei und wendet sich dem Wolfswelpen zu, der die beiden kläffend umspringt. Ezzie klatscht in die Hände.
    »Wolf, lass mich dir meinen Freund Peter vorstellen.«
    »Grüß dich, Wolf.«
    Peter kauert nieder und streckt dem Welpen die Hand hin; der leckt ihm die Finger und beißt vorsichtig darauf herum. Ezzie applaudiert und brüllt: »Er mag dich, Pete! Mannomann, er mag dich genauso wie mich!«
    Der Riese legt Shepard den Arm um die Schultern.
    »Komm, wir setzen uns auf die Treppe. Es ist schön um diese Tageszeit.«
    »Wir müssen erst reden.«
    »Immer reden, was, Pete? Aber man muss doch ab und zu auch mal schweigen können, oder?«
    »Doch, manchmal schon.«
    »Also gut,

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