Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
Vom Netzwerk:
gut, Mann, entspann dich wieder.«
    Peter zündet einen Glimmstängel an und reicht ihn Wendy. Sie pafft, dann reicht sie ihn weiter. Marcellus reißt sich zusammen, um nicht zu husten. Heiser fragt er: »Was machen wir mit den Weißkutten?«
    »Die einzige Möglichkeit ist, sie irgendwie reinzureiten.«
    »Was schwebt dir vor?«
    »Weiß nicht.«
    »Pornohefte?«
    »Ich weiß, worauf du hinauswillst, Marcellus, aber die Profose werden die Sache auf jeden Fall vertuschen, schon allein deswegen, weil sie bestimmt keine Lust haben, sich vom Reverend fragen lassen zu müssen, wo das Zeug herkommt. Nö, es bräuchte irgendwas, das die Sau Esterman direkt trifft. Er toleriert die Weißkutten, weil sie ihm die meisten seiner Handlanger stellen, aber sympathisch sind sie ihm nicht, da gehe ich jede Wette ein.«
    Im Gestrüpp raschelt es, und Ezzie zwängt sich durch die Dornenranken. Die Verlorenen Jungs drehen sich zu ihm um. Er ist seltsam verlegen und hält die Hände hinter dem Rücken versteckt.
    »Wo warst du denn?«
    »Och, spazieren. Wegen den Äpfeln, du weißt schon.«
    »Ezzie?«
    »Ja?«
    »Was versteckst du vor uns?«
    »Nix, Howard, ich schwör’s!«
    »Und warum hast du dann die Hände hinter dem Rücken?«
    Der Koloss windet sich.
    »Na gut, ich sag’s euch. Ich habe Mist gebaut.«
    »Scheiße, Ezzie, wir haben dir doch gesagt, du musst dich von Hermann fernhalten!«
    »Nö, Peter, das war’s nicht, sondern ich war grad auf dem Weg hierher, als Bingo aus einem Gebüsch rausgeflitzt kam und mich ins Schienbein gebissen hat.«
    »Der Dackel des Reverends?«
    »Das ist ein Pudel, Wendy.«
    »Äh – das war ein Pudel, Howard.«
    »Wie, das war ein Pudel?«
    Ezzie zeigt den Jutesack, den er hinter dem Rücken versteckt hat. Blut tropft heraus und auf die Brennnesseln.
    »Allmächtiger! Ezzie, heißt das etwa, der Hund des Reverends ist in diesem Sack?«
    »Ist nicht meine Schuld, Pete. Bingo hat sich total in mich verbissen, und ich wollte ja machen, dass er loslässt, aber er hat nicht losgelassen, und deswegen hab ich das Bein gegen einen Baumstamm geschlagen und …« Der Riese beginnt zu schluchzen. Er hebt den Sack auf Höhe seines Gesichts und spricht ihn direkt an. »Ich habe Bingo umgebracht!«
    »Wenn das der Reverend spitzkriegt, sind wir erledigt …«
    »Graben wir ihn halt ein. Oder verbrennen ihn.«
    »Das nützt doch nichts. Irgendwann merkt der Irre, dass seine Töle fehlt, und stellt ganz Redemption auf den Kopf, bis er sie findet.«
    »Was hast du grad gesagt, Howard?«
    »Ich sagte, er stellt ganz Redemption auf den …«
    »Nein. Du hast gesagt, wenn der Reverend das spitzkriegt, sind wir tot.«
    »Ja. Und?«
    Gleich darauf leuchtet Howards Miene auf.
    »Denkst du dasselbe wie ich, Pete?«
    »Ja, Mann.«
    Howard blickt zu Ezzie hinauf. »Du hast unseren Einsatz gerettet, Großer. Im Namen des heiligen Josef, des Ochsen und des Esels erkläre ich, dass du von jetzt an Jude bist.«
72
    Knisternd dringt die Stimme des Reverends aus den Lautsprechern. Die Reihen formieren sich und setzen sich in Marsch zum Gebetsraum. Howard späht nervös zwischen die Bäume.
    »Was treibt der Kerl so lang, verdammt!«
    »Entspann dich, How. Er schafft es schon.«
    »Das kann man nur hoffen … O Mann!«
    In Howards Gesicht zuckt es nervös. Vorhin hat er den Fehler begangen, sich von der Gruppe zu entfernen, um in der Deckung der Weiden zu pinkeln. Als er sich umdrehte, stand Helmut vor ihm, grinste ihn mit seinen braunen Zähnen breit an und schwang einen Baseballschläger, in den »Peacemaker« eingeritzt war.
    »Nur die Ruhe, Judensau«, sagte er. »Ich will dir nur mal kurz die Kniescheibe raushauen.«
    In dem Moment, als Helmut den Schläger hob, ließ ihn ein monumentaler Hieb mit einem Holzscheit zu Boden gehen. Ehe er ein zweites Mal ausholte, knurrte Ezzie: »Rühr ja nicht noch mal meinen Kumpel an, dreckiger Weißkuttenjude!«
    »Weißkutte allein reicht, Ezzie.«
    »Was ist?«
    »Der hier ist eine Weißkutte. Wir beide sind Juden, klar?«
    »Jude und Weißkutte, das passt nicht zusammen, oder?«
    »Echt nicht.«
    Howard lässt den Blick über die Reihen schweifen. Die Mitglieder der Ku-Klux-Klan-Gang schauen her und machen die Geste des Halsabschneidens. Helmuts Kopf ist in einen blutigen Verband gewickelt. Howard spürt Ezzies massige Gestalt beruhigend hinter sich. Der Riese wurde als sein Leibwächter abgestellt. Er nimmt seinen Job sehr ernst, und wann immer Howard Anstalten macht, seitlich

Weitere Kostenlose Bücher