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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Overalls zu und verließ den Raum.
    Peter wischt sich den Schweiß ab, der ihm den Nacken hinunterrinnt. Lebend war Martha zuletzt im Refektorium gesehen worden, wo sie allein an einem großen leeren Tisch saß, und als sie aufstand, um ihr Tablett zurückzubringen, wies ihr ein Profos mit seinem Schlagstock die Tür neben der Küche. Durch diese Tür verschwand Martha, und am nächsten Morgen wurde sie gefunden. Sie hing erdrosselt im Stacheldraht des Zauns.
    Soweit Peter sehen konnte, ehe die Vögte das Gelände absperrten, hatte es Martha offenbar fertiggebracht, ohne Leiter oder Schemel den Zaun bis auf halbe Höhe hinaufzuklettern; dann hatte sie ein Stück Stacheldraht aus dem Verhau herausgezogen und sich daran aufgehängt.
    Und da sie eine ganze Nacht dort oben hing, wurde sie zur Beute wilder Tiere, die ihr die Knöchel und Waden bis auf die Knochen und Sehnen abfraßen, sodass die Überreste ihrer Füße, als die Profose ihre Leiche abnahmen, praktisch nur noch an Fäden baumelten.
    Das letzte Bild, das Peter von ihr in Erinnerung hat, ist diese dicke blaue, weit aus dem Mund hängende Zunge, das violett angelaufene Gesicht und der schreckensstarre Blick. Dieses Entsetzen ist etwas Seltsames. Es weicht nicht mit Eintritt des Todes. Außerdem trug ihre Leiche Spuren von Schlägen, und nach dem unnatürlichen Winkel zu schließen, in dem die Handgelenke von den Unterarmen abstanden, mussten sie wohl gebrochen sein.
    Als Peter klar geworden war, dass sich Martha keinesfalls ohne fremde Hilfe hatte umbringen können, musste er einsehen, dass der Reverend und seine Schergen offenbar endgültig der Umnachtung verfallen waren. Immer wieder in den vergangenen Wochen hatte er vor dieser Erkenntnis die Augen verschlossen, jetzt ließ sie sich nicht länger verdrängen: Der irre Blick des Reverends, sein Geschrei, das nachts bis in den Zellentrakt hallte, die halb hämische, halb panische Miene der Profose und Vögte, ihr eigener Wahnsinn sprachen eine deutliche Sprache. Im Grunde war Peter schon länger klar, dass es aus Redemption keinen Ausweg gab – man geriet hinein wie in eine Fischreuse und fand nie mehr heraus. Als er einmal nachts nicht schlafen konnte, hatte er probeweise am Gitter seiner Zelle gezogen und zu seinem Schrecken festgestellt, dass es nicht verriegelt war. Mit flauem Magen hatte er einen millimeterbreiten Spalt geöffnet, ehe er das Gitter lautlos wieder einrasten ließ, und seither war ihm klar, dass die eigentlichen Wächter in Redemption nicht der Stacheldraht waren, nicht die Hunde und nicht die Profose, sondern die Bewachten selbst, die Masse der gelben Overalls, eine Armee von Jüngern. »Jünger« – dieses Wort war Peter in dem Moment in den Sinn gekommen, als er das Gitter geschlossen hatte. In der Mehrzahl verehrten sie Reverend Esterman mit einer Liebe, die ihrer Furcht vor ihm entsprach. Das andere Wort, »Sekte«, hatte erst Martha Penchers Tod abwarten müssen, um in sein Bewusstsein einzudringen.
    An den folgenden Tagen standen die Häftlinge unter Schock und zeigten sich so folgsam wie nie, sodass der Reverend und seine Schergen in ihrer Brutalität nachzulassen schienen, und Peter war beinahe versucht, Marthas Tod als schlechten Traum abzutun. Aber dann unternahm der Häftling Hoockney einen Ausbruchsversuch.
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    Peter wischt sich mit einem schmutzigen Taschentuch Gesicht und Schädel ab, ehe er seine Mütze wieder aufsetzt. Sie passt zum Overall; vorn ist in Rot die Botschaft eingestickt: »Redemption empfiehlt seinen Bewohnern, sich vor der Sonne zu schützen.« Neuankömmlinge weigern sich meist, das Ding aufzusetzen, aber nach zwei Tagen im Feuerofen der Feldarbeit knickt jeder ein.
    Die Gelben machen Pause. Sitzen dürfen sie nicht. Wie eine Armee Vogelscheuchen stehen sie unter dem wolkenlosen Himmel und sehen dem Wasserkanister zu, der von Hand zu Hand wandert.
    In der Ferne bellen die Wachhunde. Peter blickt zum Horizont. Seit dem Morgengrauen sind die Köter frei und jagen eine besondere Beute.
    Am Abend zuvor, als die Reihen sich formierten, um vom Gebetsraum ins Refektorium zu ziehen, hat ihm Howard zugeflüstert: »Heute setzen wir uns um.«
    »Du weißt, dass uns die Profose seit dem Zwischenfall mit Burton im Auge haben. Noch ein Mal Mist bauen, und sie stecken uns in Einzelzellen.«
    »Egal, wir müssen mit Batman reden.«
    Howard blickte zu einem langen Lulatsch hinüber, dessen wollbemützter Kopf die Reihe weit überragte.
    »Was willst du denn von dem?«,

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