Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
der uns an Bord begleitet hatte, erzählte uns von dem Unfall, bei dem der junge Columbia-Student zum Krüppel geworden war.
    » Die beiden waren auf einer Mountainbike-Tour in Asien. Die Idee war auf Mr. Hastings’ Mist gewachsen«, erzählte der Kapitän mit gedämpfter Stimme. » Er gibt sich selbst die Schuld dafür. Der Unfall war auch der Grund für seine Scheidung, wenn Sie meine Meinung hören wollen. Ist doch kaum zu glauben, dass Dan jetzt noch entführt wurde. Unerträglich. Für uns alle. Dan war der bodenständigste, liebenswürdigste Junge, den es je gab. Er hat den Unfall völlig locker genommen. Er hat alles immer nur positiv gesehen.«
    » Er sieht immer noch alles positiv, soweit wir wissen«, wandte ich ein. » Vergessen Sie das nicht.«
    Schließlich kam ein drahtiger, sonnengebräunter Mann in Hawaiihemd und Khakihose aus den Privatkabinen im hinteren Teil der Yacht direkt auf uns zu und begrüßte uns mit Handschlag. Statt Ziffern prangten Schiffsflaggen auf seiner schweren, goldenen Uhr, und über dem Bund seiner Hose ragte der Gummizug seiner Schlafanzughose heraus. Er wankte nicht und roch nicht nach Alkohol, doch ich merkte ihm an, dass er, der besorgte Vater, etwas getrunken hatte.
    » Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte er mit überraschend schwerem schottischem Akzent. Mit seiner Glatze und dem Schnurrbart sah er Sean Connery ähnlich. » Haben Sie schon etwas in Erfahrung gebracht?«
    » Bisher noch nichts«, musste Emily zugeben. » Ich kann mir kaum vorstellen, was Sie durchmachen müssen.«
    Er blickte Emily einen Moment lang an, bevor er sie böse anfunkelte.
    » Vielleicht ist die mangelnde Vorstellungskraft der Grund, warum die ersten beiden Opfer sterben mussten, Agent Parker«, höhnte er. » Ich habe gerade vor ein paar Wochen den New York Mirror gekauft. Da kommt einem so was schon mal zu Ohren.«
    Wow, dachte ich. Der sieht aus wie James Bond, benimmt sich wie Attila, der Hunne, und säuft wahrscheinlich wie ein Loch. Hastings’ aufgebrachtes Verhalten war verständlich, seine Frechheit hingegen völlig fehl am Platz.
    » Der Mann, der Jacob Dunning und Chelsea Skinner umgebracht hat, geht immer nach dem gleichen Muster vor, indem er Kontakt mit der Familie aufnimmt«, erklärte ich, während ich mich zwischen Emily und Hastings drängte. » Wir wissen nicht, ob Ihr Sohn von demselben Täter entführt wurde, aber wir gehen davon aus. Mit Ihrer Erlaubnis würden wir an Ihren Telefonen gerne eine Fangschaltung installieren.«
    » Vermutlich …«, begann Hastings nachdenklich.
    » Danke, Sir.« Emily grinste. » Kennen Sie vielleicht zufällig die Dunnings oder die Skinners?«
    » Natürlich nicht«, blaffte Hastings sie wieder an. » Was soll die Frage? Glauben Sie, wir haben es hier mit einer Verschwörung gegen Millionäre zu tun? Gibt es denn keine Profis, die sich mit Entführungen auskennen?«
    » Die stehen genau vor Ihnen, Sir«, antwortete Emily mit noch breiterem, freundlicherem Grinsen. » Danke noch mal für Ihre Kooperationsbereitschaft.«
    » Das ist auch eine Möglichkeit, um mit so einem Wichser umzugehen«, stellte ich fest, als Hastings gegangen war.
    Emily hörte gar nicht mehr auf zu grinsen. » Ich hatte die besten Lehrer.«

43
    Draußen hielten wir mit unserer Mannschaft Kriegsrat ab, bevor wir uns daranmachten, die Geräte für die Fangschaltung aus den Fahrzeugen des FBI und der New Yorker Polizei zu laden. Die Spurensicherung plante zudem, die Stimme des Anrufers über eine entsprechende Software zu analysieren, eine Art Lügendetektor mit eingebautem Gefühlsbarometer. Diesmal verbanden wir auch mein Telefon mit der Anlage.
    Als wir alles aufgestellt hatten, ertönte aus einem der Rechner im Edelsalon eine Stimme.
    » Sie haben E-Mail erhalten«, meldete sie in unangemessen fröhlichem Ton.
    » Ich wusste nicht, dass man sich Mails heute immer noch so ankündigen lässt«, sagte ich zu Hastings’ Sekretärin.
    » Tut man normalerweise auch nicht, aber Mr. Hastings besteht darauf. Er findet es nostalgisch«, erklärte sie in einem Ton, der implizierte, dass es sich um eine der vielen sich hartnäckig haltenden Verrücktheiten des Kaisers handelte.
    Wir eilten in den Salon, wo die Sekretärin mit einem raschen Klick die Mail aufrief.
    Von: [email protected]
    Betreff: Ob ich lebe oder sterbe
    Die Sekretärin biss sich auf die Lippen, als sie die Mail öffnete.
    Hastings,
    wenn Sie Ihren Sohn lebend wiedersehen wollen, besorgen Sie sich fünf

Weitere Kostenlose Bücher