Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
mehr sehen fühlen riechen schmecken spüren meine geliebte erde dunkel wird es sein für immer was soll ich in diesem engen schwarzen loch wie kam ich hinein gefallen gestoßen gesprungen wie lange hocke ich schon hier unheimliche schwärze umgibt mich ich brauche licht luft luft ich ersticke hab platzangst will schreien meine kehle ist zu mich fröstelt friert ich bin nackt wo sind meine kleider meine seele nackt friert ist das der tod hat dieses verdammte feuchte dunkle loch denn keine öffnung kann ich nicht ein winziges zipfelchen himmel sehen ach nur ein kleines winziges stück und ich wüsste ich bin nicht tot nicht ganz sehe nichts fühle tote fühlen nicht oder doch ich sitze in dem loch gekrümmt wie ein embryo nackte haut seltsam weich trocken nichts gemein mit der feuchte um mich her ist das der vorhof zu dem anderen leben der vorhof zur hölle versuche mich aufzurichten schaffe es nicht versuche es noch einmal schaffe es nicht sacke immer wieder zusammen in den knien die anstrengung ist zu groß ich gebe auf wie immer wenn es zu anstrengend wurde im leben ich musste damit leben als ich noch lebte also bin ich tot können tote denken ist nicht das bewusstsein ausgelöscht warum denke ich wenn ich denke kann ich nicht tot sein oder doch will nicht denken will tot sein denke dennoch wirre gedanken unklar ich träume will träumen immer nur träumen träumen träumen vielleicht träumen tote auch im leben träumt man ja auch das bewusstsein ist ausgeschaltet im schlaf ja ich will tot sein träumen einen langen schönen tod lang träumen auch wenn ich in diesem verdammten großen feuchten kalten schwarzen loch sitze ein elendes häufchen elend nackt frierend unwissend will ich das recht haben träumen zu dürfen auch wenn ich tot bin was sollte ich sonst mit dem tod wenn ich nichts von ihm wüsste ihn nicht fühlte wäre er völlig sinnlos alles hat doch einen sinn muss einen sinn haben auch der tod ja hat einen sinn den neubeginn sterben auferstehen wachsen vergehen träumen ich will weiterträumen so einfach lässt es sich nicht träumen auch nicht im tod ich denke irritiert mich zweifle am tod was ist das darf nicht denken nicht denken denke doch der tod muss mir gehorchen will ihn mir untertan machen beherrschen er ist mir vertraut hüllt mich ein in seine aura seinen mantel schwarz kalt mag keine kälte ha er erreicht mich nicht noch ist weite um mich trotz der enge will ihn nicht heranlassen hat er mich erst einmal berührt bin ich ihm ausgeliefert kann er mit mir machen was ihm beliebt bin ich verloren wie im leben habe ich auch immer verloren weil ich verloren war wenn ich das leben zu sehr an mich heranließ wenn ich leben wollte lieben will kein verlierer mehr sein tod du sollst sterben sterben ich bin stärker als du tod lass mich träumen tod hab keine erinnerung an mein leben vor dem tod muss leben gewesen sein ohne leben kein tod leben schrecklich wunderbar brauche einzelheiten strenge mich furchtbar an weiß nichts sehe nichts will träumen verlege mich aufs bitten lieber tod lass mich träumen einen schönen langen tod lang träumen hülle mich ein tod sei lieb lieber tod lass mich träumen einen schönen traum will nicht mehr denken träumen ... Träumen ...
*
Plötzlich drang ein lang anhaltender, lärmender Ton in Gustes Kopf.
Es dauerte einige Sekunden, hehe sie realisierte, dass es das Telefon war, das sie aus ihrem Todesalbtraum riss.
Ganz langsam kehrte sie in die Realität zurück. Was war geschehen? War sie nicht im Wunderland der Toten? Das verdammte Telefon! Und sie lag auf ihrer Couch! Noch etwas benommen, nahm sie den Hörer von der Gabel.
„Ja?“
Keiner dran.
Es klingelte wieder. Wieder keiner dran.
Guste legte auf und betrachtete erstaunt das Chaos im Zimmer. Nach einer Weile kehrte die Erinnerung zurück. Sie wollte sterben? Wegen so eines Nichts? Nie und nimmer! Ade, du Wunderland der Toten!
„Ich werde kämpfen“, sagte sie laut und lachte, „mir nichts mehr gefallen lassen. Das Leben ist schön. Ich werde es nicht achtlos wegwerfen. Es wurde mir nur ein einziges Mal geschenkt. Ich liebe es! Ich lebe es!“
Ja, das wollte ihr wohl der Todestraum sagen.
Liebe es! Lebe es! Das Leben!
Es ist das Kostbarste, das wir haben.
Der Anarchist
Berlin 1968/ zur Erinnerung an meinen toten Freund, geschrieben ohne Wertung nach einer Erzählung
*
D as System von Macht und Gehorsam funktionierte reibungslos. Doch
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