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Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Titel: Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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schon jetzt auf den Telegrafenmasten.“

Warm weht der Wind heran.
„Und wenn ihr nicht aufpasst“, säuselt er,“ fressen die Schnecken die Erdbeeren. Hahaha. So wie im vorigen Jahr.“

Else und Ede stecken ihre Fischköpfe aus dem Teich, tanzen einen kleinen Salto, kichern:

„Aber sie passen doch auf.“
„Aber sie passen doch auf.“

Schnucki kommt angehoppelt, stellt sein linkes Ohr steil auf, zieht die Oberlippe kraus, zeigt seine langen gelben Schneidezähne, schnurrt in seinen Bart:
„Ich habe Hunger. Ich will ein dickes Bündel frischen, saftigen Löwenzahn.“
Das Kind streichelt zärtlich über sein glänzend braunes Fell.
„Aber ja doch, aber ja doch. Schnuckichen, du bekommst dein Bündel frischen, saftigen Löwenzahn.“
Mit dem Hasen auf dem Arm streckt sich das Kind auf der Wiese aus, schaut in den Himmel den vorüberziehenden Wolken nach, bis ihm die Augen zufallen.

Wovon mag es wohl träumen?

 
     
    Das tiefe Loch
     
     
    S ie war zu Hause und doch nicht zu Hause. Für sie würde es nie wieder ein Zuhause geben. In ihr war alles dunkel. Leer. Tot. Sie war gestorben. Sie hatte ihr Kind verloren. Und dieser Scheißkerl sie verlassen. Jetzt, wo sie ihn so nötig gebraucht hätte, war er nicht da.
    „Hol doch die Feuerwehr“, hatte er eiskalt gesagt, als sie ihn in ihrem ersten Schreck angerufen hatte, als das Blut an ihren Schenkeln in Strömen herunterlief. Nein, dieser Mann war nicht mehr für sie da. Er hatte sie verlassen. Ihr blieb nur noch der Tod. Der Freitod. Was sollte sie noch hier? Auf der kalten Erde. Ohne ihn. Und ohne das Kind.  
    Tot sein. Es wäre wunderbar. Man schläft und schläft. Wacht auf in einer anderen Welt. Allen Schmerz würde man vergessen haben. Allen Kummer. Und vielleicht könnte man noch mal von vorn beginnen. In dem anderen unbekannten Leben. Dem Todleben. Wenn es so etwas geben sollte. Ohne Erinnerung an das vergangene wirkliche Leben. 
    „Komm, meine liebe Guste“, sagte Guste zu ihrem Spiegelbild, während die Tränen ihre Wangen hinabliefen, „wage diesen winzigen Schritt. Alles wird gut. Spring über deinen Schatten. Hab Mut. Du wirst dein Kind wieder sehen. Es hat diese Welt verlassen, ohne sie betreten zu haben. In der anderen Welt wird es leben können. Und irgendwann wird auch dein Geliebter dort sein. Du gehst ihm nur voraus. Einer geht dem anderen immer voraus.“ Sie wischte mit einer Hand über ihre Augen, denn sie konnte sich nur noch undeutlich sehen und flüsterte:
    „Ich gehe. Ich gehe ins Wunderland der Toten.“
     
    Nachdem Guste sich mit diesem absurden Gedanken vertraut gemacht hatte, fühlte sie großes Glück und unendliche Freiheit. Bisher hatte sie sich nicht ernsthaft mit Tod und Sterben befasst. Sie glaubte auch nicht an ein Leben nach dem Tode. Sie würde zu Erde werden, aus der der Mensch geformt ist seit Adam und Eva. Sie würde in einem schönen Sarg liegen, gebettet auf weichen, weißen Kissen, bestreut mit roten Rosen. Und alle, die sie liebten, würden weinen und trauern. Ein Priester würde das Hohe Lied des Salomo predigen und sie dann hinabgesenkt werden in die Erde. Und später würden die Würmer sich durch den Sarg bohren und ihr Fleisch fressen. Und auch ihre Knochen würden eines Tages zerfallen. Erde zu Erde. Wie es so schön heißt in der Bibel.
    Aus Erde seid ihr geworden. Zu Erde sollt ihr werden.  
    Sterben sei alltäglich, hatte sie irgendwo gelesen. Besitze Schönheit. Es flösse dahin. Von einem Augenblick zum anderen. Der Augenblick müsse vergehen, damit Neues entstehen könne. Und der Tod sei die Vollkommenheit, nach der wir strebten unser Leben lang.
    Guste wollte die Vollkommenheit so nicht. Sie wollte ein Leben nach dem Tod und träumte sich in ihrer Verwirrtheit ein Wunderland der Toten. 
    Entschlossen wand sie sich ab von ihrem Spiegelbild und verließ das Schlafzimmer. Sie lief auf die Straße und kaufte in fünf verschiedenen Apotheken eine Unmenge Schlaftabletten. Alles um sie her erschien ihr seltsam, kam ihr aber irgendwie bekannt vor. So, als sei sie schon einmal hier gewesen. Vielleicht in einem anderen leben? Und doch war alles so fremd.
    Die Menschen bewegten sich so langsam, wackelten lustig mit den Köpfen, schnitten ulkige Grimassen, verrenkten ihre Glieder, gafften sie neugierig an aus ihren toten Augen. Und aus ihren schwarzen Mundlöchern hingen lang und zerfetzt die bleichen Zungen. Und aus ihren weißen Gesichtern schien alles Licht erloschen.
    „Ihr lebt

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