Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
Ordnung“, sagte er betont freundlich. „Sie können jetzt weiter fahren. Sie sind in eine Razzia geraten. Wir suchen einen Waffenhändler. Entschuldigen Sie bitte das Missverständnis.“
„Alles in Ordnung, Herr Kollege.“
Fabius Ahlbeck Lothammer fuhr weiter. Es war ihm schon oft passiert, dass er als Lothammer angesprochen wurde und man ihm gute Tipps und Ratschläge gab.
Und nun das mit Violetta ...
Er war damals noch nicht zwanzig Jahre alt und studierte Germanistik. Trotz des reichen Elternhauses und der Taschen voller Geld hinderte ihn nichts, Reisen per Stopp zu unternehmen. Einfach aus Abenteuerlust. Er fuhr, solange es ihm Spaß machte, stieg irgendwo aus, blieb, solange es ihm gefiel, und fuhr mit der nächsten Gelegenheit weiter. Der Zufall brachte ihn nach Termoli. Er suchte einen Ort zum Übernachten und ging am Strand an der Tanzdiele vorbei. Das Nest gefiel ihm. Ein verträumtes Fischerdorf, von der Natur mit Schönheit reich beschenkt. Es war schon Abend. Er kroch am Strand unter ein umgekipptes Boot und schlief, als wäre er in einem Hotel. Am nächsten Morgen ging er wieder durch den Ort. In einem Hof fielen ihm mehrere junge Männer auf, die sich mit einem Auto beschäftigen. Er bot ihnen an, die Karre mit Sprayfarbe bunt zu besprühen und zeigte ihnen einige Muster, von denen sie sofort begeistert waren. Auf die Frage, was das kosten würde, winkte er ab und sagte:
‚Tute simpatiko’.
Das bedeutet: aus Sympathie.
Von den Mustern suchten sich die jungen Männer einen mehrfarbigen Drachen aus. Er sollte die ganze Motorhaube bedecken und war in weniger als zwei Stunden fertig. Die Begeisterung war so groß, dass sie ihn in ihre Gruppe aufnahmen und gemeinsam johlend durch die Straßen fuhren.
Nun blieben noch die Mädchen. In dieser Beziehung waren die Italiener ihm weit überlegen.
Mit ihm gingen die Mädchen gern in ein Café oder eine Eisdiele, bedankten sich dann höflich und waren wieder fort.
Seine neu gewonnenen Freunde fuhren ihn zu den „Sieben Säulen“. Er bekam auch eine, doch sie blieb leer. Er musste bald wieder nach Hause und hatte noch nichts erlebt. Da erzählte Silvio, dass das Mädchen wieder hier sei, das alle Jahre käme, und bei der keiner landen könne. Sie habe immer denselben Platz. Das Mädchen sei eine Deutsche, die hier Verwandte habe.
„Das wäre eine Aufgabe für dich“, hatte Silvio gesagt und ihn in die Seite gestoßen. „Da könntest du mal deine Männlichkeit unter Beweis stellen.“
„Kein Problem“, hatte er geprotzt.
Die Jungen nahmen ihn beim Wort. Sie fuhren mit ihm zu den „Sieben Säulen“ und schlossen die Wette ab. Er war sich sicher, er würde verlieren, schlug aber trotzdem als Einsatz seine Haarpracht vor. Da er in vierzehn Tagen sowieso seinen Militärdienst antreten musste, würde ihm eine neue Frisur nichts ausmachen.
Und dann begegnete er Violetta. Sie war zart, anmutig und unschuldig, dass es ihn rührte. Von der ersten Sekunde an hatte seine Verführung mit Liebe zu tun. Am nächsten Morgen ließ er sich nicht nur die Haare scheren, sondern auch den Kopf rasieren. So trug er die sogenannte Billardkugelfrisur.
Drei Tage später fuhr er zurück nach Heidelberg, ohne Violetta wieder gesehen zu haben. Vorher war er noch einmal bei den Säulen gewesen und hatte das Blümchen gesprüht.
Während seiner Soldatenzeit dachte er unentwegt an Violetta. Er hatte große Sehnsucht nach ihr. Doch die Zeit heilte auch bei ihm alle Wunden. Er beendete sein unterbrochenes Studium, heiratete zweimal und vergaß allmählich Violetta und „Die siebte Säule“.
Und nun hatte ihn das Schicksal wieder zu ihr geführt ...
„Ich Esel!“, dachte Fabius laut, überquerte den Grünstreifen, wendete und fuhr zurück.
Frühling hinterm Gartenzaun
E rste warme Sonnenstrahlen haben ihn geweckt. Den Frühling. Forsythien zeigen ihre gelben Blüten. Weiß leuchten die Schneeglöckchen. Blaue Veilchen lugen aus dem Gras hervor. Bunte Primeln tummeln auf den Beeten.
Die Amsel ist wieder da. Meisen, Stare. Das Taubenpaar. Zwitschern und Summen überall. Auch das Kind sitzt wieder auf der Wiese im Garten und lacht. Im weißen Kleid. Eine Blume unter Blumen. Zwischen Gänseblümchen und Vergissmeinnicht.
„Bald sind die Kirschen rot“, freut sich die Sonne.
„Und die Stare fressen sie alle weg“, lacht die Wolke.
„Ja“, wispert der Regen, der in der Tonne hockt und auf seinen Auftritt wartet, „sie sitzen
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