Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
dabei.“
Nachdem ich dann, als Letzte, vorbeigestolzt war, sagte dieselbe Männerstimme anerkennend:
„Die ist Klasse.“
Damit meinte er mich. Wen sonst. Meine Nase stupste noch höher, ich dachte laut: „Idiot“, und setzte mich neben Renate.
Renate war ihres Zeichens Aufnahmeleiterin in unserem Team. Sie gab sich selbstbewusst und Respekt einflößend. Eigentlich sah sie aus wie eine
Hotelbesitzerin, etwas gereift und nicht mehr ganz schlank. War immer elegant und teuer gekleidet. Aus dem Intershop. Versteht sich. Das war man seinem Rang schuldig.
Ich kaufte meine Klamotten damals noch im Kinderkaufhaus.
Renate hatte ihre grau melierten langen Haare aufgesteckt.
„Wie findest du den Bräutigam?“, fragte sie mich jetzt, dabei Messer und Gabel vornehm beiseitelegend.
Ich hatte gerade nach einem Steak gelangt und druckste nun mit vollem Mund:
„Sieht ganz nett aus, hat aber wohl einen Sprachfehler.“
„Er stottert“, flüsterte Renate nah an meinem Ohr. „Aber nur, wenn er aufgeregt ist.“
Renate griff ihr Besteck, aß genüsslich weiter.
„Hauptsache, er ist lieb“, sagte ich naiv.
Ich dachte an Claudias Trauer, nachdem ihr Ex sie verlassen hatte. Wochenlang war sie mit rot geweinten Augen umhergelaufen. Ihr Ex war ein sehr gut aussehender Mann, dem die Frauen zu Füßen lagen, wie man so sagt.
„Er ist ein Schwein“, war Claudias Meinung. „Er hat mich nur beleidigt und gedemütigt. Was denkst du, was der einmal zu mir gesagt hat, als ich ihn lieben wollte? Na?“
Sie sprach nicht weiter. Machte nur ein angewidertes Gesicht. Ich wusste nicht, was der gesagt hatte.
„Na?“, fragte sie nach einer Weile und guckte mich an, als müsste ich wissen, was der gesagt hat. Ich wusste es aber nicht.
„Der hat gesagt“, sagte sie, während sie meine Hand ganz fest drückte, ‘geh runter von mir, du dürre Zicke.’ Ja, das hat der gesagt.“
So ein Schwein war der. Und ich konnte nicht verstehen, dass Claudia ihn trotzdem geliebt hatte. Sogar von oben. Doch es hat nichts genützt. Er hat sie immer wieder betrogen. Mit Weibern mit Busen und Hintern. Und dann hat er sich scheiden lassen. Und sie hat ihm nachgetrauert. Dabei hätte sie doch froh sein können, dass er weg war. Sollte er doch andere Frauen demütigen und benutzen. Das hatte ich ihr damals gesagt, als der Kerl sich von ihr getrennt hatte. Doch sie meinte, davon verstünde ich nichts. Na ja, ich war ja auch wirklich noch ein Dummchen.
Aber jetzt hatte sie einen, der stotterte und lieb war.
Renate hatte einen, der nicht stotterte, und der nicht lieb war. Er war Fotoreporter, verheiratet, hatte zwei kleine Kinder. Und wegen der zwei kleinen Kinder konnte er sich nicht scheiden lassen und Renate nur ab und zu besuchen. Heimlich, versteht sich. Doch die Kinder wuchsen heran, und der Liebhaber war noch immer nicht geschieden.
„Eines Tages kommt einer, der dich wirklich liebt“, hatte ich ihr prophezeit.
So geschah es dann auch.
Als Renate ihren Urlaub in der Wüste Sahara verbrachte, begegnete ihr der Prinz. Es war wie im Märchen.
Der Prinz war ein Universitätsprofessor aus Leipzig und holte sie heim in sein Reich. Das Reich war Renates Reihenhaus. Es stand zwischen lauter anderen kleinen Reihenhäusern in einer schmalen Straße. Und der Wind sang schon viele Jahrzehnte sein Lied in den Wipfeln der riesigen Bäume vor dem winzigen Haus. Und der Sportreporter wurde endlich in die Wüste geschickt.
Zu meiner Linken saß meine Freundin Uschi. Uschi war klein und etwas pummelig und hätte meine Mutter sein können. War sie aber nicht.
Uschi hatte wunderschöne blaue Augen hinter dicken Brillengläsern und schwarze lange Haare. Auch sie kannte die Männer. Ihr Letzter war das Allerletzte. Er war bedeutend jünger als sie, rauchte wie der längste Schornstein in Halle und soff wie eine ganze Kegelmannschaft. Doch das störte Uschi nicht. Sie war damals selbst noch gut drauf. Doch als der Kerl sie verließ, veränderte sie sich in ihr Gegenteil. Sie rauchte und sie trank nicht mehr. Sie steckte ihren Sexykörper in lange Hosen, weite Röcke, rümpfte die Nase über alle Frauen, die auf die blöden Knaben hereinfielen.
„Dir laufen diese Schwachköpfe auch nur nach, weil du immer Mini trägst und viel Busen hast“, rügte sie mich. „Das macht die doch geil.“ Verächtlich zog sie die Mundwinkel nach unten, ehe sie weitersprach: „Ich jedenfalls hab die Nase voll. Ich habe sie alle gehabt. Fast Kinder noch,
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