Sünden der Leidenschaft
können, daß sie Nonne wird.« Er wandte den Kopf zu Flora und sah sie an. »Ich denke, wir sollten morgen abreisen. Welche Absichten Isolde auch immer hat – besser, wir bringen Lucie aus ihrer Reichweite. Wenn ich mir Isolde als Kindermädchen vorstelle, fühle ich mich versucht nachzusehen, wieviel Minuten ich noch habe.«
»Montana klingt wie ein Paradies nach den wenigen Tagen, die ich in der vornehmen Gesellschaft verbracht habe«, sagte Flora und fügte in Gedanken hinzu: Und nach fünf Minuten mit Isolde. »Ich kann in fünfzehn Minuten gepackt haben.« Sie lächelte. »Ich bin nur nach Saratoga gekommen, um dich zu suchen, und da ich dich gefunden habe, ist meine Mission beendet.«
Adam grinste. »Eine Frau, die sagt, was sie denkt.«
»Lügen ist nicht meine Stärke.«
»Da kann ich von Glück sagen, nach der Erfahrung mit Isolde. Möchtest du etwas Champagner?«
Flora schüttelte den Kopf. »Du solltest besser nach Lucie sehen.«
»Das dachte ich auch. Ich bringe dich nach Hause und hole dich morgen vormittag ab. Ich würde gern früh aufbrechen.«
Nachdem Adam sich von Flora verabschiedet hatte, ging er zum Clarendon-Hotel und fand Lucie friedlich schlafend. Er erklärte der Köchin, daß sie früher als erwartet abreisen würden und daß sie unter keinen Umständen Isolde in die Suite lassen sollte. Anschließend bat er seinen Kutscher, ihn zur Rennbahn zu bringen, um dort mit den Pferdepflegern die Vorkehrungen für den Transport der Tiere zu besprechen. Sollten sie bis morgen nicht fertig werden, sagte er ihnen, könnten sie später nachkommen.
Joseph überzeugte ihn davon, daß die Pferde bei Sonnenaufgang fertig waren, und deshalb traf Adam Vorkehrungen am Bahnhof, damit der Pferdetransporter und der Reisewaggon rechtzeitig gebracht wurden. Beide würden ab fünf Uhr dreißig auf dem Nebengleis warten, um an den Acht-Uhr-Zug nach Chicago angekoppelt zu werden, versicherte man ihm.
Zum Schluß fuhr Adam zu Morrissey’s, um sich von seinen Freunden zu verabschieden. Sie hatten ihn erst später am Abend zu ein paar Pokerrunden erwartet. Auch sie hatten von dem Ereignis bei Tiffany gehört und begrüßten ihn nun mit deftigen Glückwünschen zu seinen Hochzeitsplänen.
Nachdem er vergnügt die derben Neckereien über sich hatte ergehen lassen und einen letzten Drink mit ihnen genommen hatte, berichtete Adam ihnen von dem Zusammentreffen mit Isolde im Theater und erklärte ihnen seine abrupte Abreise.
»Das Vernünftigste, was du tun kannst«, bemerkte Caldwell und nahm sich eine Zigarre aus der Zigarrenkiste auf dem Tisch. »Es wird dich ein schönes Stück Geld kosten, sie auszuzahlen, nicht wahr?«
»Glaub mir, es ist mir jeden Pfennig wert.«
»Sie hätten es schon längst machen sollen«, sagte ein Banker aus Atlanta. »Jetzt, da Sie jemand anders gefunden haben, wird sie Sie arm machen.«
»Du sprichst aus Erfahrung, Grant«, witzelte ein Millionär, der Eisenbahnschienen herstellte. Jeder wußte, wieviel Grant Putnams neue junge Frau ihn gekostet hatte.
»Mir macht die eine oder andere Million nichts aus, aber ich würde sagen, Winnie war verdammt gierig für eine Dame aus dem Natchez Trace Country. Ich unterhalte jedes einzelne Mitglied ihrer verarmten Verwandtschaft mit sehr viel Geld.«
»Aber dafür hast du zu Hause immerhin einen schönen Trost«, erklärte Caldwell. »Ich kann nicht sagen, welche meiner vier Frauen mich am besten getröstet hat.«
»Nun, Jungs, ich wollte euch nur daran erinnern, daß es auch einige unter uns gibt, die noch immer die Frau lieben, die sie zuerst geheiratet haben«, sagte ein reicher Kongreßabgeordneter aus New York fröhlich.
»Ich sage nichts gegen die ersten Frauen, Tylor. Ich sage nur, daß es verdammt schwer ist, die passende Frau zu finden«, sagte Caldwell mit einem breiten Lächeln. »Nicht, daß ich es nicht versuchen würde.«
»Da mein Vater meine erste Frau ausgesucht hat«, warf Adam ein, »wird dieses Mal mein letztes Mal sein.«
»Das klingt nach einem verliebten Mann«, grölte Caldwell. »Schick uns eine Hochzeitseinladung, wenn du den Vatikan ausgezahlt hast.«
»Ich kenne einen Anwalt in Washington, der Ihnen helfen könnte«, sagte der Kongreßabgeordnete. »Sein Name ist Tom Barton. Er ebnete den Weg für die Ungültigkeitserklärung einer zwölf Jahre dauernden Ehe mit sechs Kindern. Er sagte, daß alles wie geschmiert lief, nachdem erst einmal der Preis festgelegt worden war.«
»Ich werde James bitten, ihn
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