Sünden der Leidenschaft
war, sich mit einer schönen jungen Frau verloben wollte und einen Dreißigtausend-Dollar-Ring kaufte, war es nicht die Aufgabe eines einfachen Angestellten, öffentlich zu den exzentrischen Launen eines Adligen Stellung zu nehmen.
Dennoch bot der Angestellte dem Herald -Reporter seine Information an. Gegen eine regelmäßige Bezahlung gab der junge Angestellte von Tiffany Informationen über das Leben der Reichen und Berühmten weiter. Heute hatte er zusätzlich zwanzig Dollar verdient.
Lucie und der Köchin gefielen die neue Brosche und der Ring, obwohl Lucie ihren mechanischen goldenen Papagei, der mit den Flügeln schlagen konnte, schöner fand.
Als Flora nach dem Picknick am Nachmittag heimkam, bewunderte Sarah den neuen Schmuck ebenfalls. Ihr Interesse galt allerdings hauptsächlich seiner Bedeutung.
»Adam nennt ihn Verlobungsring«, sagte Flora lächelnd. »Ein origineller Name, unter diesen Umständen.«
»Aber sehr schön. Wie lange willst du verlobt sein?« fragte Sarah ruhig.
»Bis seine Ungültigkeitserklärung durch ist.«
»Das kann lange dauern.«
»In der Zwischenzeit werden wir nach Montana zurückgehen.«
»Bist du glücklich?« Das war eine Frage, die sich von selbst beantwortete, denn Flora war so verliebt, daß ihre Augen vor Glück strahlten.
»Außerordentlich.« Flora breitete ihre Arme aus und lächelte. »Unermeßlich.«
Ihre Tante strahlte, zufrieden mit ihrer Leistung bei der Kuppelei. »Meine allerbesten Wünsche, Liebes. Dein Papa wird sich freuen. Und nun, da du alles erreicht hast, was du wolltest, kann ich mir nicht vorstellen, daß du diesen Abend mit mir verbringen willst.«
»Wir essen zusammen und sehen uns ein Stück an.«
»Das ist eine absolute Verbesserung gegenüber dem Klavierspiel von gestern abend«, sagte Sarah lächelnd.
Kapitel 19
Edwin Booth spielte zuerst eine Szene aus Hamlet, dann folgte die leichtere Kost: eine Sittenkomödie, die kürzlich aus London gekommen war. Das Theater, obwohl relativ klein, war mit derselben Pracht ausgestattet wie Europas feinste Theater – rote, samtbezogene Sitze, Deckenbemalung, großartige Kristalleuchter, gold- und messingverzierte Logen. Eine elegant gekleidete Besucherschar, die den teuersten Schmuck trug, saß in den Rängen.
Nachdem sein Bruder Präsident Lincoln ermordet hatte, hatte sich Edwin Booth für ein Jahr vom Theaterleben zurückgezogen; doch inzwischen war er wieder in bester Verfassung. Der zierliche, dunkelhaarige Schauspieler gab eine bewegende Darstellung von Hamlets berühmtestem Monolog.
Flora und Adam hatten ihren Platz in einer günstigen Loge und genossen ihren ersten gemeinsamen Abend im Theater. Sie kümmerten sich nicht um die Leute, in deren Augen sich der Comte de Chastellux wie immer benahm. Die schöne Dame an seinem Arm würde Gerüchten zufolge seine neue Frau werden.
Die Klatschkolumne des Herald wurde zwar gerade erst in den Minuten gedruckt, da Mr. Booth besonders gefühlvoll spielte, und würde nicht vor morgen früh erscheinen, doch die Boulevards hallten bereits von den Neuigkeiten dieses Nachmittages wider. Der Herald -Reporter hatte die Begebenheit bei Tiffany diskret nur ein paar Freunden erzählt, die es ebenso diskret einigen anderen erzählten und so weiter.
In der kurzen Pause gingen die Lichter an, und etliche Theaterbesucher richteten ihre Operngläser auf Adam und Flora und gafften sie unverhohlen an. Flora wurde oft angestarrt, deshalb dachte sie, daß die amerikanische Gesellschaft ihre Neugierde einfach offener zeigte. Adam hatte es schon lange gelernt, die Aufmerksamkeit der Leute zu ignorieren, die seinem Aussehen und seiner Lasterhaftigkeit galt.
Aber als mehrere Theaterbesucher tatsächlich mit dem Finger auf sie zeigten und miteinander flüsterten, lehnte Flora sich zurück und murmelte: »Es kann nicht an meinem Schmuck liegen. Etliche Leute hier tragen mehr Diamantschmuck als ich, einschließlich der Männer. Warum starren sie uns nur so an?«
»Du siehst blendend aus, Schatz. Vielleicht langweilen sie sich aber auch bei Hamlet«, sagte Adam leichthin und blickte über die Besucher hinweg zu den unteren Logensitzen. »Ich warte auf das nächste« – er machte eine winzige Pause und fuhr dann fort – »das nächste Stück.« Dann sah er zu den Logen auf der rechten Seite zurück, denn ihm war eine Frau mit blonden Haaren aufgefallen, das mit einem großen Diamanten besteckt war, der ihm bekannt vorkam. Die Frau lehnte sich flirtend über die Schulter
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