Sünden der Leidenschaft
des Mannes vor sich.
Jetzt lachte sie, den Kopf zurückgeworfen, und das teure Diadem, das von seinem Geld gekauft worden war, glitzerte tausendfach unter den Leuchtern.
Dort saß seine Frau.
Adams Magen verkrampfte sich. Isolde hatte auf ihn die Wirkung eines bösen Dämons, der in sein Leben zurückkehrte.
Isolde mußte sie gesehen haben, als die vielen Operngläser auf sie gerichtet gewesen waren. Wann war sie in Saratoga angekommen? Warum war sie gekommen? Gab es keine interessanten Partys in diesem Jahr? Hatte Cowes seinen Reiz für sie verloren?
Warum war sie zurückgekommen?
Während der Pause überlegte er sich eine Ausrede, denn jetzt, da er wußte, daß Isolde anwesend war, wollte er sich nicht unter die Menge in der Theaterhalle mischen. Er kannte ihre bösartige Zunge und wollte es nicht riskieren, daß seine Frau mit Flora zusammentraf. »Ich gehe schnell allein hinaus und hole uns einen Champagner«, schlug er vor. »Es ist so ein fürchterliches Gedränge unten, daß du womöglich ganz zerdrückt wirst.«
Und so war es auch. Er drückte und schlängelte sich bis zur Bar durch, die sich unter den beiden riesigen, in Blumentöpfen stehenden Palmen in der Eingangshalle befand, und holte eine Flasche Champagner und zwei Gläser.
Es gab keinen Zweifel daran, wer die Frau war, die in diesem Moment Floras und Adams Loge betrat. Das Porträt von Winterhalter war ihr gerecht geworden, dachte Flora. Sie entsprach seiner Idealvorstellung einer Frau: zart, hellhäutig, ein herzförmiges Gesicht mit großen Rehaugen, ein anmutiger Nymphenkörper, der perfekt zu dem luftigen, langen Rock im Stil des Second Empire paßte. Aber er hatte die Bosheit in ihren Augen weggelassen.
»Ich habe Gerüchte gehört, daß mein Mann versprochen habe, Sie zu heiraten«, sagte die Comtesse de Chastellux und stieg die mit Teppich ausgelegten Treppen hinunter. »Ich dachte, ich sollte zu Ihnen kommen, um Sie von dieser Idee abzubringen.« Sie setzte sich so, daß alle sie sehen konnten, und lächelte Flora an. Sie wollte den Anschein erwecken, als wäre sie nicht gerade dabei, Floras Zukunft brutal zu zerstören.
Isoldes plötzliches Erscheinen – alle hatten sie in Europa vermutet – war äußerst beunruhigend. Aber Flora, die seit langem mit aristokratischer Gehässigkeit vertraut war, antwortete mit wohlüberlegter Ruhe: »Ich nehme an, ich kann nicht unbedingt sagen, daß das nicht Ihre Angelegenheit ist, aber ich glaube doch, daß sie um Jahre zu spät kommen, um noch Einfluß auf Adams Pläne zu haben.«
»Nein, so was! Was für ein eiskaltes Flittchen Sie sind«, murmelte Isolde und lächelte schon schwächer. »Ich habe gehört, daß Sie in Maifair eine Attraktion waren. Adam hatte immer schon ein Auge für erfahrene Frauen.«
»Sie sprechen zweifellos von eigenen Erfahrungen. Sind Sie mit dem Baron hier?«
Plötzlich war die Farbe aus Isoldes porzellanfarbenem Teint gewichen, und als sie antwortete, war ihre Stimme nicht mehr kühl. »Adam wird nicht in der Lage sein, Sie zu heiraten, denn er ist mit mir verheiratet, und in Frankreich gibt es die Scheidung nicht. Ich dachte nur, ich sollte Ihnen das klarmachen.«
Obwohl Flora längst gewußt hatte, daß Isolde nicht die Absicht haben würde, mit Adam zu kooperieren, nahm ihr diese offene Weigerung doch alle Illusionen. »Sie konnten den Baron anscheinend nicht für sich gewinnen«, sagte sie. »Adam wird enttäuscht sein, das zu hören.«
»Was für ein kleines Miststück Sie doch sind!« Isoldes hellblaue Augen blickten sie hochmütig an. »Nur zu Ihrer Information: Mein Leben ist nicht Ihre Angelegenheit.«
»Und meines liegt nicht im entferntesten in Ihrem Einflußbereich. Ich vermute, Sie versuchen Menschen, die sich leicht einschüchtem lassen, zu schikanieren«, antwortete Flora, die sich mit Arroganz auskannte. »Ich habe Beduinen und bewaffnete chinesische Banditen zurückgeschlagen, die mehr als nur Ihre gehässigen Absichten hatten. Sie haben sich das falsche Opfer ausgesucht.«
»Ich kann Ihnen das Leben zur Hölle machen«, flüsterte Isolde.
Das hast du bereits, dachte Flora. »Das können Sie nicht mehr«, sagte sie statt dessen. »Sie sind zu spät gekommen.«
»Tatsächlich? Ich glaube eher, daß es für Sie zu spät ist.« Isolde lächelte wieder. »Adam wird Ihnen morgen alles erklären.«
Es hatte länger gedauert, bis Adam sich wieder durch die Menge durchgekämpft und die Treppen zur zweiten Etage erklommen hatte.
Während er den
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