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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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am Leben wäre und wir ihn zurückbekommen würden.«
    Sie wandte sich zu Hannah, die Augen voller Tränen, die nicht fallen wollten. »Halten Sie sich mit beiden Händen an dieser Hoffnung fest, Hannah. Es ist besser als nichts.«
    Sie hat das alles auch durchgemacht, dachte Hannah. Sie weiß, was ich fühle, was ich denke, was ich fürchte. Die Verbindung war da; daß sie sie nicht wollte, spielte keine Rolle. Sie teilten beide einen Alptraum, und die Frau bot ihr die Weisheit, die sie aus ihrer Tortur gelernt hatte. Es hatte nichts zu sagen, daß Hannah diesem Club nicht beitreten wollte, sie war bereits Mitglied.
    Sie streckte ihre Hand aus, nahm Terry Wieauchimmers Hand in die ihre und drückte sie.
    19 Uhr 42, -35 Grad, Windabkühlungsfaktor: -52 Grad
    »… und ich bin empört, daß man diese kranke, perverse Bestie nicht nur aus ihrem Käfig ließ, sondern auch noch duldete, daß er im selben Gebäude mit meinem Sohn und den Söhnen und Töchtern von jedermann in dieser Gemeinde zusammen war.«
    Der Applaus der Menschen in der Freiwilligenzentrale ließ Paul innehalten. Er starrte direkt in die Kamera, den Kopf hoch erhoben, das Kinn vorgeschoben, mit fanatisch funkelnden Augen. Der Blick schien den Bildschirm zu durchbohren und 398
    schoß durch die Gitterstäbe direkt in Olies Herz. Er kannte diesen Blick, diesen Tonfall. Du machst mich krank! Du bist nur eine Mißgeburt! Ausgeburt des Teufels, sag ich dir! Ich werd dir den Anstand einbläuen! Und die andere, die schrillere Stimme gesellte sich dazu. Ich hab’s dir gesagt, Leslie! Du bist ein Taugenichts! Wein ja nicht, oder ich geb dir einen Grund zu weinen!
    Er kauerte in der Ecke seiner Pritsche, zusammengerollt wie ein verängstigtes Tier. Man hatte ihn in eine eigene Zelle im Stadtgefängnis gesperrt, das für ein Gefängnis wahrhaft luxuriös war. Es stand praktisch leer, alles roch neu. Die Wände sahen noch weiß aus, der harte graue Boden glänzte. Nur ein
    schwacher Uringeruch schwebte über dem starken Geruch von Scheuermittel mit Tannenduft. Rauchen war verboten.
    In der nächsten Zelle saß der stolze Besitzer eines tragbaren Fernsehers. Ein magerer Typ mit eng zusammenstehenden
    Augen namens Boog Newton, der drei Monate absaß, weil er sich regelmäßig halb bewußtlos soff, dann mit seinem
    Geländewagen die Gegend unsicher machte. Bei seiner letzten Eskapade war er rückwärts durch die Schaufensterscheibe von Loons Buch- und Geschenkeladen gefahren.
    Als einzigem mehr oder minder ständigen Bewohner des
    Trakts waren ihm Vergünstigungen erlaubt.
    Boog saß auf seiner Pritsche, die Ellbogen auf die Knie gestützt und bohrte in seiner Nase, ganz vertieft in Paul Kirkwoods leidenschaftlichen Sermon über das Versagen des Systems und die Ungerechtigkeiten gegenüber anständigen Leuten.
    »Ich hab die Nase voll davon, die Abendnachrichten
    einzuschalten und mir anhören zu müssen, daß wieder ein Kind vergewaltigt, ermordet oder entführt wurde. Wir müssen etwas unternehmen, müssen diesem Irrsinn ein Ende setzen!«
    Die Sendung wurde mit einer Woge von Applaus für einen 399
    Werbeblock unterbrochen.
    Boog stand auf und schlenderte zu der Wand von Eisenstäben, die die Zellen trennte. Sein Gesicht war von Aknenarben zerfurcht, der Mund verächtlich verzogen.
    »He, Scheißkopf, sie reden über dich«, sagte er und lehnte sich an das Gitter.
    Olie stand auf und begann am hinteren Ende seines Käfigs auf-und abzulaufen, auf und ab, den Kopf gesenkt. Er versuchte durch Zählen der Schritte den Mann auszuschalten, da er Männer nicht ausstehen konnte. Hatte Männer noch nie
    gemocht. Männer wollten ihm immer nur weh tun.
    »He, weißt du, was ich tun würde, wenn ich Richter wäre? Ich würde deinen häßlichen Kopf in einen Sack stecken, dem Vater von dem Kind ein Stahlrohr geben und euch zusammen in ein Zimmer sperren. Damit er dich windelweich schlagen kann.
    Damit er dir den Schädel einschlagen kann. Damit er dir mit dem Rohr ein neues Arschloch bohren kann.«
    Olie lief weiter auf und ab, er atmete mit jedem Schritt schneller.
    »He, weißt du, was sie meiner Meinung nach mit Mißgeburten wie dir machen sollen? Ich finde, sie sollen dir den Pimmel abschneiden und ihn dir in den Arsch stecken. Nein. Sie sollten dich mit einem zweihundert Kilo schweren Rocker in eine Zelle stecken, und der soll’s dir dann den Rest deines Lebens jede Nacht besorgen. Wirst schon sehen, wie dir das gefällt!«
    Das wußte Olie bereits. Er wußte, was sie

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