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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Sorgen zusammen wie ein Stück Papier, und gib sie mir.«
    Jessie kicherte und tat so, als würde sie ihre Sorgen zu einer Kugel zusammendrücken. Dann ließ sie die unsichtbare Last in Mitchs Hand fallen. Er packte sie und stopfte sie in die Brusttasche seines Jeanshemds. Scotch beobachtete das
    aufmerksam, mit gespitzten Ohren.
    Es klingelte an der Tür. Der Hund rappelte sich pflichtbewußt kläffend auf und wedelte heftig mit dem Schwanz.
    »Das wird Megan sein«, sagte Mitch und erhob sich mit Jessie auf dem Arm.
    Jessie schob ihre Unterlippe vor. »Wieso besucht sie uns? Du hast gesagt, ich darf länger aufbleiben, weil morgen keine 406
    Vorschule ist, und wir könnten Spaß haben.«
    »Wir haben doch sehr viel Spaß gehabt«, sagte Mitch. »Aber du darfst nicht solange aufbleiben wie ich, und wer soll mir dann Gesellschaft leisten, wenn du im Bett bist?«
    »Scotch.«
    Mitch knurrte und kitzelte sie, und brachte sie zum Quietschen und Kichern, als er sie mit den Beinen voran über seine Schulter schwang.
    Lächelnd öffnete er die Haustür, ging rückwärts ins
    Wohnzimmer und rief: »Willkommen im Affenstall!«
    Megans Zögern war dem brutalen Windsturm nicht
    gewachsen. Sie betrat den Eingang von Mitchs Haus, schloß die Tür hinter sich und fühlte sich sofort wie ein Eindringling.
    Mitch galoppierte mit Jessie auf der Schulter durchs
    Wohnzimmer, und ein großer gelber Hund jagte mit einer Barbiepuppe im Maul hinterher. Keiner schien zu registrieren, daß sie dastand, eingewickelt in Wolle und Daunen, mit einer Riesenpackung Schokoladeneis zwischen ihren Fäustlingen. Sie fragte sich, ob sie es merken würden, wenn sie einfach zur Tür rausginge und nach Hause führe.
    Doch ehe sie einen Rückzieher machen wollte, bremste Mitch vor ihr und nagelte sie mit einem wissenden Blick fest. Er zog ihr mit einem Finger den Schal vom Gesicht.
    »Häng deinen Mantel auf, und bleib ein Weilchen, O’Malley«, sagte er leise.
    Sie lächelte etwas mühsam, als sie ihren Schal entwirrte; dann sah sie hinauf zu dem Mädchen, das auf seiner Schulter balancierte. »Hallo, Jessie, wie geht’s dir?«
    »Ich hab morgen keine Vorschule, weil’s zu kalt für kleine Äffchen ist. Hat mein Opa gesagt.«
    »Da hat er recht«, stimmte Megan zu, und ihre Mundwinkel zuckten amüsiert.
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    »Deswegen darf ich heute länger aufbleiben und Spaß haben«, warnte Jessie, als könnte das Megan abschrecken.
    Mitch rollte die Augen. »Ja, du darfst lang genug aufbleiben, daß du noch was von der Eiscreme kriegst, die Megan uns mitgebracht hat. War das nicht nett von ihr?«
    »Ich mag Plätzchen lieber.«
    »Jessie …« Mitch sah sie streng an, als er sie auf den Boden stellte.
    Auf der anderen Seite des Raums klingelte das Telefon auf einem Beistelltisch, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
    »Mitch? Mitch, kannst du mich hören?« Die Stimme der Frau war total hektisch. »Ich bin’s, Joy. Ich sehe deine Lichter.« Sie wandte sich vom Hörer ab und sprach mit ihrem Mann, der irgendwo im Hintergrund hämmerte. »Jurgen, er geht nicht ran!
    Vielleicht solltest du rübergehen. Sie könnten eine
    Kohlenmonoxydvergiftung haben!«
    Mitch rang sich ein gequältes Lächeln ab und seufzte. »Ich geh wohl besser ran.« Er sah seine Tochter an. »Jessie, bitte bring Megan in die Küche und hilf ihr, die Eisschalen rauszuholen.«
    Jessie fügte sich mit Leidensmiene in ihr Schicksal und stapfte los in Richtung Küche. Megan folgte ihr pflichtschuldigst. Der Hund trabte an ihnen beiden vorbei. Die Puppe in seinem Maul lächelte und hatte einen Arm erhoben, als ob sie winke.
    »Das ist mein Hund Scotch«, sagte sie. »Ich hab ihm die Schleife umgebunden. Ich kann schon meine eigenen Schuhe und Bänder und so binden. Kimberley Johnson aus meiner Klasse kann das noch nicht. Sie muß Schuhe mit Klettverschluß tragen, und sie bohrt auch in der Nase.«
    »Bäh.«
    »Und sie ißt es auch«, fuhr Jessie fort und kramte den Eisportionierer aus einer Schublade, die mit Spachteln und Plastiklöffeln vollgestopft war. »Und sie ist gemein. Sie hat 408
    einmal meine Freundin Ashley gebissen und mußte die ganze Pause in der Ecke stehen und hat nichts von Kevin Neilsens Geburtstagsüberraschung in der Milchpause abgekriegt. Und sie hat gesagt, das war ihr egal, weil es keine richtigen Snacks wären, sondern Katzenkacke.« Sie sah Megan herausfordernd an. »Das war gelogen.«
    »Hört sich an, als wär die ganz schön ausgekocht.«
    Jessie beendete das

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