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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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um und legte ihre Tochter ins Bettchen.
    Lily machte ein böses Gesicht. »Nein.«
    »Ja.«
    »Josh?« Sie richtete sich am Gitter auf. »Josh haben!«
    Hannah strich Lilys feines, goldenes Haar aus dem Gesicht, 491
    bückte sich und küßte ihre Stirn. »Ich auch, Schätzlein.«
    Tom ging zur Fußseite des Bettchens und packte die
    Eckpfosten mit beiden Händen, lieber hätte er Hannah in seinen Armen gehalten. Im Moment sah er keine Ausweg. Anstatt zu seinem Gefühl zu stehen, wechselte er das Thema.
    »Kann ich einen Vorschlag machen? Gib ein Interview.«
    Hannah sah ihn verwirrt an. »Was?«
    »Ich weiß, daß sich jeder um ein Exklusivinterview mit dir reißt, und eigentlich willst du das nicht machen; aber ich glaube, es täte dir gut. Such dir die Show mit den größten
    Einschaltquoten aus und mach es. Sag Amerika, was du mir gesagt hast – wie du dich fühlst, wie schwierig es ist, mit den Schuldgefühlen fertig zu werden, was du deiner Meinung nach falsch gemacht hast, was du ändern würdest, wenn du diesen Abend wiederholen könntest.«
    Hannah warf ihm einen Blick zu. »Ich dachte, die Beichte wäre heilig?«
    »Betrachte es als Buße, wenn du willst. Zweck der Sache ist, daß du dadurch vielleicht jemanden dazu bringst, es sich noch einmal zu überlegen. Du kannst das Geschehen nicht
    zurückdrehen; aber du kannst vielleicht verhindern, daß noch jemand diese Hölle durchleben muß.«
    Hannah sah hinunter auf ihre Tochter, die sich jetzt in ihrem Schlafsack mit den Häschenbildern zusammengekuschelt hatte.
    Sie würde ihr eigenes Leben opfern, um dieses kostbare kleine zu schützen. So stark waren die Bande zwischen Mutter und Kind. Wenn sie einer anderen Mutter helfen, ein anderes Kind beschützen könnte, könnte sie damit ihr Versäumnis
    wiedergutmachen.
    »Ich werde darüber nachdenken.« Sie hob den Kopf zu Pater Tom, sah in sein starkes, attraktives Gesicht und seine gütigen Augen. Ihr Herz klopfte ein bißchen zu heftig. »Danke. Ich –
    …«
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    Die Worte bildeten sich nicht, was wahrscheinlich das Beste war. Besser für ihn nicht zu wissen, was sie empfand, es würde alles nur erschweren, und sie wollte seine Freundschaft um keinen Preis verlieren.
    »Danke.«
    Er nickte und ließ das Bettchen los, steckte die Hände in seine Taschen. »Ich sollte jetzt gehen. Und du solltest versuchen, dich auszuruhen.«
    »Vielleicht probiere ich es.«
    »Ehrenwort?« fragte er, als sie ihn an die Tür begleitete. Ihre Mundwinkel zuckten. »Jedenfalls einen Versuch werde ich machen.«
    »Besser als gar nichts. Bleib du hier bei Lily. Ich finde alleine hinaus. Du weißt, wo ich zu erreichen bin, wenn du mich brauchst.«
    Sie nickte und wandte sich ab, bevor sie etwas sagte, was sie beide bereuen würden. Es sollte sie nicht beschäftigen, wie tief seine Gefühle waren, nur, daß er etwas für sie empfand und für sie da war. Der Rest durfte keine Rolle spielen.
    Draußen war die Nacht so kalt, daß es schien, als zerbräche alles, was man berührte. Wie ein Herz. Er verdrängte diesen Vergleich als dumm und versuchte sich auf etwas Priesterliches zu konzentrieren, während er sich mit dem Start seines Trucks abmühte. Zeilen aus dem Vaterunser stolperten durch seinen Kopf. Führe uns nicht in Versuchung … erlöse uns von dem Bösen …
    »Ich bin in Hannah Garrison verliebt«, murmelte er. »Ein Irrer hat ihr Kind gestohlen.«
    Er schaute durch die Windschutzscheibe gen Himmel. Das Firmament war schwarz und silbern vom Licht eines
    gebrochenen Mondes, ein unendlich fernes Sternenmeer. In ihm gähnte uferlose Verlassenheit.
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    »Jemand da oben erledigt seine Arbeit nicht.«
    18 Uhr 24, -33 Grad, Windabkühlungsfaktor: -46 Grad Pauls Lunge schmerzte von der Kälte. Seine Beine bebten vom Stapfen durch den tiefen Schnee, und seine Zehen knackten, als hätte sie jemand mit dem Hammer bearbeitet. Das einzig Warme an ihm war die glühende Kohle des Zorns in seiner Brust. Er stieg über einen gefallenen Ast und lehnte sich an eine Zeder am Rand des Waldes, der sich hinter den Häusern von Lakeside erstreckte. Im Osten und Norden lag der Quarry Hills Park, bewaldet und hübsch, mit gepflegten Langlaufloipen. Eine seiner verdienten Belohnungen: Wohnen mit dem See vor der Haustür und dem Wald im Rücken. Einer der greifbaren
    Beweise, daß er etwas aus sich gemacht hatte.
    Und Mitch und Megan O’Malley wollten ihn wie einen
    Kriminellen behandeln.
    Wie konnten sie ihn verdächtigen, wo er sich doch mit

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