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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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von zu kurzer Dauer, um ihn weiterzuverfolgen. Er hätte von überallher stammen können – einem Haus auf der anderen Straßenseite oder vom anderen Ende der Stadt, sogar von der anderen Seite des Sees, wo Albert Fletcher im Schatten von St.
    Elysius wohnte. Er hätte aus Pauls Büro kommen können, oder aus jeder beliebigen Telefonzelle der Stadt.
    Die Möglichkeiten summten wie Fliegen durch Megans Kopf.
    Sie hatte weder lange noch gut geschlafen, als der Anruf kam.
    Der Gedanke an die knappe Nachricht von DePalma auf ihrem Anrufbeantworter, sie möge ihn so bald wie möglich
    zurückrufen, hatte sie daran gehindert, sich zu beruhigen. Und jetzt, nachdem sie von den Kirkwoods wieder nach Hause gefahren war, war es zu spät, noch mal ins Bett und zu früh, um ins Büro zu gehen.
    Sie saß an einem kleinen runden Eichentisch, den sie von einem Flohmarkt gerettet und selbst abgelaugt hatte, auch eines ihrer falschen Erbstücke. Ein Schauder durchrann ihren Körper.
    Koffein-Stoß. Mit all dem Kaffee und den Pillen zur Abwehr einer Monstermigräne fühlte sie sich, als würde ihr Körper mit Raketentreibstoff laufen. Ihr Herz pumpte zu schnell, und ihr war schwindlig. Sie hatte sich selbst und ihre Medikamente mißbraucht, von einigen zu viele genommen, andere ignoriert, weil sie sie kampfunfähig machten und sie es sich nicht leisten konnte, in den Seilen zu hängen, oder bewußtlos zu sein.
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    Bald würde sie für ihre Sünden bezahlen. Sie mußte nur noch ein kleines bißchen durchhalten. Nur bis die Stücke des Puzzles ineinander paßten, nur bis sie das fragliche Bindeglied entdeckten.
    Die Sünde hat viele Werkzeuge, aber eine Lüge ist der Griff, der für alle paßt.
    Wessen Lüge? Wessen Sünde? Was war da, was sie nicht
    sehen konnten?
    Schmerz grub sich wie eine glühende Zange in ihre Schläfen.
    Mit äußerster Willenskraft verdrängte sie ihn, zwang sich aufzustehen und ging ins Bad. Sie fummelte an dem Deckel ihres Beruhigungsmittel herum. Schließlich gelang es ihr, eine Pille in ihre zitternde Hand zu schütteln. Sie spülte sie mit Wasser runter, blieb einen Moment stehen und schnitt eine Grimasse vor dem Spiegel.
    »Noch ein Schlag und du bist raus, O’Malley«, murmelte sie.
    Der Schmerz bohrte sich wie Sporen in ihre Schläfen. Eine kleine innere Stimme flüsterte ihr zu, daß sie bereits weg vom Fenster war.
    7 Uhr 15, -28 Grad, Windabkühlungsfaktor: -39 Grad Sie mied ihr Büro, weil sie keine Lust hatte, auf DePalmas Anruf von gestern abend zu reagieren. Zuerst ging sie in die Kommandozentrale, um die Hotline auf irgend etwas
    Brauchbares hin zu überprüfen. Einen Haufen Pro- und Kontra-Paul-Anrufe. Ein Anruf von einer Frau, die behauptete, Josh wäre von Außerirdischen entführt worden. Ein Dutzend oder mehr von Leuten, die Megan persönlich abkanzeln wollten, weil sie Paige Price angegriffen hatte. Ein Haufen Schrott! Sie verließ die Zentrale mit dem Versprechen, um acht Uhr
    zurückzukehren und ihre Leute über die neuesten
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    Entwicklungen zu informieren, beziehungsweise die Einsätze für den heutigen Tag auszugeben.
    Ihr erster Anlauf im Revier galt dem Strategieraum. Mitch war schon vor ihr dagewesen. Das Zitat von Oliver Wendell Homes verlängerte die Liste auf dem Nachrichtenbrett. Der Anruf bei Hannah war auf der Kurve notiert und Pauls auffällige
    Abwesenheit mit einem Stern versehen worden.
    Megan ging rückwärts die Wand entlang, suchte nach einem Anzeichen für Paul als Mittelpunkt des Geheimnisses. Paul hatte sie angelogen, war ihnen ausgewichen. Er behielt etwas für sich, davon war sie überzeugt, aber war sein Geheimnis düster genug, ihn auf seinen eigenen Sohn zu hetzen?
    Albert Fletcher erschien nur einmal auf der Ereignis-Kurve –
    am Abend vor Joshs Entführung, als er die Klasse unterrichtete, bei der Josh fehlte. Die Kurve stand nur für Fakten, nicht für Spekulationen oder Vermutungen, die lediglich ihren Mangel an soliden Spuren bestätigten. Ihr Gangster konnte jeder der fünfzehntausend Einwohner von Deer Lake sein – falls er überhaupt aus Deer Lake stammte. Er könnte jemand sein, dem sie auf der Straße begegnet war. Vielleicht saß er gerade im Coffee Shop am Ende der Straße. Sie wußten einzig und allein, daß jemand Josh zufällig in dem Moment seiner größten
    Verwundbarkeit begegnet war. Diese Erkenntnis deutete auf Olie Swain, und Olie Swain war unwiderruflich tot.
    Als nächstes kontrollierte sie, ob Olie Swains Computer schon für

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