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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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an, sein Gesicht sah aus wie eine verwitterte Landkarte, die Nase ragte messerscharf daraus hervor.
    Nun packte er Megan bei den Schultern und brachte sie zum Stehen.
    Die Deckenlampe ließ die Brillantine auf seinen dunklen Haaren irisieren.
    »Sie halten sich für ziemlich schlau, was?«
    »Ist das eine rhetorische Frage, oder möchten Sie gerne meine Diplome sehen?«
    »In den Twin Cities kommen Sie vielleicht mit dieser
    siebengescheiten Klappe durch, aber hier draußen zieht das nicht, Schätzchen. Wir erledigen unsere Sachen auf unsere Art …«
    »Ja, ich habe Ihren Stil im Konferenzraum bemerkt. Eine kooperative Zeugin schikanieren, bis sie weint. Was machen Sie denn als Zugabe? Mit dem Gummiknüppel auf Joshs
    Spielkameraden losgehn?«
    Steigers Augen flackerten vor Wut, und er hob warnend den Finger. »Jetzt hören Sie mal …«
    »Nein, Sie hören zu, Sheriff«, Megan bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust und stieß ihn einen Schritt zurück. »Wir haben 212
    alle rund um die Uhr gearbeitet, und unsere Nerven sind nicht mehr die frischesten, aber das ist keine Entschuldigung dafür, wie Sie Helen Black behandelt haben. Sie hat uns einen Hinweis gegeben, jetzt wollen Sie den abwerten, weil es nicht der Name des Gangsters in Druckbuchstaben war …«
    »Und Sie werden damit den Fall knacken«, erwiderte er von oben herab.
    »Ich werde es, verdammt noch mal, versuchen, und Sie sollten das besser auch. Diese Ermittlung ist ein kooperativer Einsatz.
    Ich schlage vor, daß Sie kooperativ im Wörterbuch nach-schlagen, Sheriff. Sie scheinen den Begriff nicht zu kapieren.«
    »Spätestens in einem Monat werden Sie hier weg sein«,
    knurrte er.
    »Darauf würde ich nicht wetten. Es gibt einen Haufen Leute, die gewettet haben, daß ich diesen Job nicht kriege. Denen werde ich ihre Wette persönlich in den Hals zurückstopfen. Ich würde mich mehr als glücklich schätzen, Sie auf diese Gästeliste zu setzen.«
    Sie wandte sich ab, wohlwissend, daß sie sich Steiger zum Feind machte, aber vor lauter Wut war es ihr egal. Sie drehte sich noch einmal um: »Und noch eins, Steiger – ich bin nicht Ihr Schätzchen.«
    22 Uhr 58, -10,5 Grad
    Als Mitch dem Parkplatz verließ, schwebte Olie Swains
    häßliches Mopsgesicht wie ein Gnom aus einem Gruselkabinett vor seinem inneren Auge. Olie Swain fuhr einen verbeulten, verrosteten 1983er Chevy Van, der einmal weiß gewesen war.
    Olie, der in jeder Beziehung seltsam war. Olie, der zu jedem kleinen Jungen in der Stadt Zugang hatte. Olie, von dem Mitch geschworen hatte, er wäre harmlos.
    213
    »Das muß für dich besonders hart sein«, sagte Helen leise.
    Mitch warf ihr einen Blick zu. Sie saß auf dem Beifahrersitz seines Trucks, in einer bizarr aussehenden Jacke aus falschem Leopardenpelz. Die Jacke paßte zu ihrem Sinn für Humor, aber jetzt zeigte ihr Gesicht keine Spur von diesem Humor, bloß Mitleid, und davon hatte Mitch genug für alle Zeiten gesehen.
    »Es ist für die Beteiligten sehr schwer«, sagte er. »Du könntest Hannah anrufen. Sie macht wirklich viel mit, gibt sich selbst die Schuld.«
    »Armes Kind.« Helen nannte jeden, der auch nur einen Monat jünger war als sie, ›Kind‹; eine Angewohnheit, die ihr den Anschein von Weltmüdigkeit gab. »Inzwischen ist es nicht mehr erlaubt, daß Mütter Fehler machen. Noch vor einer Generation war jeder davon überzeugt, daß sie ihre Kinder vermurksen.
    Jetzt muß man die Superfee sein.« Ihre Stimme wurde merklich kühler, ihr Ton härter. »Ich nehme an, Paul ist nicht gewillt, einen Teil der Schuld auf sich zu nehmen.«
    »Er hat gearbeitet. Hannah war an der Reihe, Josh abzuholen.«
    »Mhm. Und damit wäre Paul aus dem Schneider!«
    Mitch sah wieder kurz zu Helen. Ihr Mund war nur noch ein schmaler Strich. »Du und Paul, ihr vertragt euch nicht?«
    »Paul ist ein Arschloch.«
    »Aus irgendeinem bestimmten Grund?«
    Helen gab keine Antwort. Mitch drängte sie nicht. »Helen, wärst du bereit, dir ein paar Vans anzuschauen und mir zu sagen, ob irgendeiner dem gleicht, den du gestern nacht gesehen hast? Nur damit ich eine genauere Vorstellung kriege?«
    »Natürlich.«
    Sie fuhren hinaus zu den Autohändlern im östlichen Teil der Stadt, wo Fähnchen und riesige aufblasbare Tiere die Leute von der Interstate verlocken wollten, einen neuen Wagen zu kaufen.
    Bei Dealin’ Swede zeigte Helen auf einen grauen Dodge Van: 214
    »So ähnlich, aber nicht ganz.« Auf dem Rückweg quer durch die Stadt fuhr Mitch an mehreren

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