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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Hersteller?«
    »Nein.«
    Er schüttelte den Kopf, machte sich gar nicht die Mühe, seine Ungeduld mit ihrer Inkompetenz zu kaschieren. »Ich habe Mitch Holt gesagt, daß keiner von uns jemanden bemerkt hat, der sich hier herumtrieb. Und wenn wir jemanden kennen würden, der so krank ist, unseren Sohn zu stehlen, meinen Sie etwa, wir hätten das nicht längst gesagt?«
    Megan verkniff sich eine wütende Bemerkung.
    Hannahs Lächeln war brüchig, säuerlich. »Paul hat es eilig. Sie können die Suche, Gott weiß, nicht ohne ihn starten«, sagte sie 230
    sarkastisch. »Der Himmel bewahre, daß er von etwas so
    Trivialem wie einer echten Spur aufgehalten wird …«
    Paul warf ihr einen giftigen Blick zu. »Jemand glaubt, er könnte einen Jungen gesehen haben, der vielleicht unser Sohn war, der in einen Van stieg, den er kaum beschreiben kann.
    Scheißspur.«
    »Es ist mehr als alle anderen, die wir bis jetzt gefunden haben«, konterte sie. »Was hast du denn bei deinem Gestapfe durch den Schnee gefunden? Hast du Josh gefunden? Hast du überhaupt irgend etwas gefunden?«
    »Wenigstens mache ich etwas.«
    Wieder mal ein Schlag ins Gesicht! Hannah wich zurück, mit zitterndem Mund hatte sie alle Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken.
    »Willst du damit auf meine Passivität anspielen«, flüsterte sie.
    »Ich bin nicht aus freien Stücken in diesem Haus. Willst du hier bei Lily bleiben und darauf warten, daß das Telefon klingelt?
    Ich tausche nur zu gern mit dir.«
    Paul rieb sich die Stirn. »Das hab ich nicht gemeint«, behauptete er, obwohl er genau wußte, daß dem so war. Er hatte ihr weh tun wollen, weil es alles ihre Schuld war. Wenn Hannah und ihr ach so wichtiger Beruf nicht gewesen wären … Hannah hier, Hannah dort, Hannah überall …
    Megan beobachtete die beiden. Sie war nur ungern Zeuge von etwas, das unter vier Augen geregelt werden sollte.
    »Mr. Kirkwood«, sagte sie und lenkte ihn so von seiner Frau ab. Sie wollte die Spannung zwischen den beiden entschärfen und sie an die Aufgabe, die sie hier hatten, erinnern. »Sie sagen also, Sie kennen niemanden mit einem Van, der dieser
    allgemeinen Beschreibung entspricht – achtziger Modell, Lieferwagen, beige oder hell lackiert?«
    Er schüttelte gedankenverloren den Kopf. »Nein, wenn mir 231
    jemand einfällt, ruf ich Mitch an.«
    »Tun Sie das.« Sie ignorierte, daß er sie dabei ostentativ übergangen hatte. Es spielte keine Rolle, solange die Arbeit gemacht wurde.
    Ohne ein Wort an seine Frau wandte Paul sich ab und ging.
    Die Spannung ließ die Luft vibrieren, während sie seinen Wagen aus der Einfahrt stottern hörten. Hannah schloß die Augen und preßte die Handrücken dagegen. Karen Wright kam mit
    weitaufgerissenen Augen herein. Bambi im Scheinwerferlicht, dachte Megan. Wie konnte er nur so eine häßliche Szene vor den Nachbarn abziehen!
    »Ich weiß, daß das sowohl für Sie als auch für Paul schwer ist«, sagte Megan zu Hannah. »Und diese Spur mag sich ja mickrig anhören, so vage wie sie ist. Verständlicherweise fühlt er sich nützlicher, wenn er an der Suche nach Josh teilnimmt …«
    »Natürlich fühlt Paul sich dadurch nützlicher«, sagte Hannah spitz. »Außerdem bin ich überzeugt, daß es nichts gibt, wobei man sich nutzloser vorkommt, als bei dieser Herumhockerei im Haus, wo einen den ganzen Tag lang jemand anstarrt.«
    Karen blinzelte mit ihren Rehaugen und schlug sie dann beleidigt nieder. »Wenn ich schon keine Hilfe bin, sollte ich vielleicht gehen.«
    »Vielleicht solltest du das.«
    Hannah bereute die Worte, kaum daß sie sie ausgesprochen hatte, Karen meinte es ja gut. Jeder, der bis jetzt ins Haus gekommen war, hatte es gut gemeint. Joshs Verschwinden griff in gewisser Weise in ihrer aller Leben ein. Sie versuchten doch nur, damit fertig zu werden, versuchten ihr zu helfen, damit fertig zu werden. In Wirklichkeit jedoch konnte man damit nicht fertig werden. Sie war in der Lage, mit der Notaufnahme zu Rande zu kommen, mit all dem Streß Beruf und Familienleben aus-zubalancieren, aber für das hier gab es kein Rezept. Sie konnte damit nicht umgehen und konnte an nichts anderes denken. Die 232
    wohlmeinenende Hände, die sich ihr entgegenstreckten, hielten sie nur noch mehr in diesem Alptraum gefangen.
    Karen hatte ihren Mantel in der Hand und war schon halb auf dem Flur. Hannah stöhnte und rannte ihr nach. Das Bedürfnis, sie zu versöhnen, war stärker als ihre tieferen Emotionen.
    Megan schaute hinterher und ließ sich

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