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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Faden weiter,
    »könnten wir es vielleicht aufhalten, bevor es immer weitergeht.«
    Sie verstummten. Lilys Augen streiften durch die Küche, und sie strampelte ein bißchen, zog ihren Kopf unter dem Kinn ihrer Mutter heraus, sah hinauf in das schöne Gesicht, das alle Antworten auf ihre Fragen kannte, und piepste: »Mama, Josh?«
    8 Uhr 22, -11 Grad
    Megan spürte Paul Kirkwood auf dem Parkplatz am Rand des Lyon State Park auf, sieben Meilen westlich der Stadt. Der Hauptsuchtrupp war hier versammelt – Beamte des
    Sheriffbüros, Beamte von der Hundestaffel der Polizei in Minneapolis mit einem Trio bellender Schäferhunde, Freiwillige aus allen Lebenssparten, so viele Menschen, daß der Parkplatz voll war und zusätzlich eine halbe Meile in beiden Richtungen alle Bankette vollgeparkt. Vier Vans von Fernsehstationen standen mitten auf der Straße und blockierten die Autos. Ihre Satellitenschüsseln ragten von den Autodächern in den Himmel und schickten Berichte nach Minneapolis, St. Paul’s und Rochester.
    Megan parkte hinter dem KTTC-Van und ging auf die
    versammelte Menschenmenge zu. Russ Steiger brüllte
    Anordnungen und posierte für die Kameras, die Hände in die schmalen Hüften gestützt, die Beine gespreizt und seinen scheelen Blick hinter einer verspiegelten Sonnenbrille versteckt.
    Paul stand fünf Meter weiter, mit ernster Miene, der Wind zerzauste sein braunes Haar. Megan stellte sich unauffällig neben ihn, in der Hoffnung, die Presseleute wären vom Sheriff so hingerissen, daß sie sie nicht bemerkten.
    »Mr. Kirkwood, kann ich Sie kurz sprechen?« fragte sie leise 238
    und drehte ihren Rücken den Kameras zu.
    Paul runzelte die Stirn. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen zu dem Van, den Sie früher für die Jagd benutzten.«
    »Was ist damit?«
    »Fürs erste haben Sie ihn heute morgen nicht erwähnt.«
    »Ich hab ihn vor Jahren verkauft«, sagte er irritiert. »Was sollte der mit Josh zu tun haben?«
    »Vielleicht nichts. Aber wir müssen jede Einzelheit
    überprüfen.«
    Sie packte seinen Jackenärmel und zog ihn weg von der
    Menge und den Ohren, die auf Informationen geeicht waren wie Wanzen. Paul folgte ihr widerwillig, außer Schußweite der Kameras, hinter einen der Trucks der Parkverwaltung.
    »Hannah hat mir erzählt, Sie hätten den Van vor einigen Jahren verkauft«, sagte Megan. »Wer war der Käufer? Hat er Josh gesehen oder bei Ihnen im Haus kennengelernt?«
    »Weiß nicht«, schnauzte Paul. »Das ist schon Jahre her. Auf eine Anzeige in der Zeitung ist halt jemand gekommen.«
    »Sie haben etwas Schriftliches über diesen Mann?«
    »Nein. Das war einfach irgendein Typ. Er hat bar bezahlt, den Van genommen und ist weggefahren mit diesem Schrotthaufen.
    Ich war froh, das Ding loszusein.«
    »Und die Papiere? Sie sind nicht mit ihm gegangen, die Papiere umzuschreiben?«
    Er sah sie an. »Sie sind doch wohl nicht so naiv, Agent O’Malley.«
    »Nein«, sagte Megan ruhig. »Ich bin nicht naiv. Aber Sie scheinen mir nicht die Sorte Mann, der die Regeln ignoriert.«
    »O mein Gott!« Er tat ein paar Schritte zurück und breitete die Arme aus, als wolle er alle Welt einladen, seine
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    Fassungslosigkeit zu teilen. »Ich glaub es einfach nicht!« Seine laute Stimme erregte die Aufmerksamkeit einer Reihe von Leuten, die sich um Steiger drängten. » Mein Sohn ist entführt worden, und Sie besitzen die Unverschämtheit, dazustehen und mich wie einen Verbrecher zu behandeln?«
    Megan sah, wie die Leute sich ihnen zuwandten. Die
    Spannung der Meute legte knochige Finger um ihren Nacken.
    Noch mehr ins Scheinwerferlicht der Presse zu geraten, brauchte sie wie ein Loch im Kopf. DePalma würde sie von diesem Fall abziehen und so tief in den Eingeweiden des Hauptquartiers begraben, daß sie nicht mal mehr den Ausgang zur University Avenue fände.
    »Mr. Kirkwood, ich beschuldige Sie keineswegs.« Sie sagte das mit derselben leisen, ruhigen Stimme, die sie bei
    Selbstmördern auf einem Fenstersims benutzte. »Ich
    entschuldige mich, wenn sich das so anhörte.«
    »Ich werde Ihnen sagen, wie sich das anhört«, sagte Paul mit vor Wut vibrierender Stimme. »Für mich hört sich das an, als wüßten Sie nicht, wie Sie meinen Sohn finden können und trachten lediglich danach, Ihren Hintern zu decken! So hört sich das an!«
    Er stürmte davon, weg von den hundert Leuten um sie herum, die sich die Show nicht entgehen lassen wollten, weg von den Kameras und den

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