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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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sollte. Zwei Jahre lang hatte er mit dem Mann zu tun gehabt und nie auch nur einen schlechten Geschmack im Mund gehabt.
    Du hast auch gedacht, Olie wäre harmlos und mitten unter ihnen, sozusagen am Straßenrand könnte niemals etwas Schlimmeres passieren.
    Er schloß die Augen. Gütiger Himmel, nicht noch einmal, nicht Megan, nicht direkt vor seinen Augen! Nicht weil er sich geirrt hatte oder zu dumm oder zu stur gewesen war, um die Wahrheit zu erkennen! Es dürfte nicht sein, daß noch ein Mensch wegen ihm starb. Schon gar nicht Megan, die ihn von Anfang an getrietzt und schikaniert hatte, um ihm die Augen zu öffnen, daß es hier nicht nur um die nichtssagende Zuflucht ging, die er sich selbst geschaffen hatte. Nicht Megan, die man verlassen, vernachlässigt und ausgebootet hatte, und die ein so viel besseres Los verdiente.
    Der Pickup bog um 21 Uhr 05 in die Straße ein, zehn Minuten vor der verabredeten Zeit. Ein ziemlich neuer GMC-Geländewagen, hochgestellt mit schweren Reifen und dem neuesten Überrollbügel sowie einem Insektenschutz, auf dem ROY’S TOY stand. Er rollte am Parkplatz vorbei und kroch durch den frischen Schnee weiter. Mitch kämpfte sich in geduckter Stellung hinter der Deckung der Bäume entlang, in der Hoffnung, daß es auch tatsächlich ihr Mann war und nicht ein paar geile Teenager, die einen Platz zum Rummachen suchten.
    Der schwere Schnee zerrte an seinen Stiefeln und raubte ihm kostbare Sekunden. Er wuchtete sich voran, keuchend, die Augen auf den Pickup gerichtet, der auf der anderen Seite der Bäume immer wieder auftauchte und immer wieder verschwand. Die Bremslichter erloschen, und er fiel gegen einen Stamm. Seine Hand glitt in seinen offenen Parka und zog langsam seine Smith & Wesson heraus, ohne den Truck eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

    Die Fahrertür öffnete sich. Eine dunkel gekleidete Gestalt rutschte aus dem Wagen, gesichtslos, anonym, mit einer Skimaske, die sein Gesicht verdeckte. Der schwarze Mann. Er sah sich lange genau um, suchte nach Anzeichen für Verrat. Mitch versuchte sich unsichtbar zu machen, drückte sich gegen den Baumstamm und hielt den Atem an, während die gesichtslosen Augen über diesen Teil des Waldes streiften. Die Luft kam stoßweise aus seinen Lungen, als der schwarze Mann zur Beifahrerseite des Trucks ging und sich an seiner Begleitperson zu schaffen machte.
    Er marschierte mit ihr ein Dutzend Schritte zurück in Richtung Parkplatz. Mitch bemühte sich, sie zu identifizieren, ein Ding der Unmöglichkeit bei den schlechten Sichtverhältnissen. Es könnte irgend jemand sein, mit der richtigen Größe und dunklen Haaren, vielleicht ein Lockvogel. All das war unter Umständen eine Falle. Megan könnte irgendwo in einem Keller liegen, und ihr Schicksal hing davon ab, ob er Mist baute oder nicht.
    Er kämpfte gegen die Panik an. Denke wie ein Cop. Schau dich um wie ein Cop. Was siehst du?
    Sie lehnte sich schwerfällig an den schwarzen Mann, als wäre sie nicht fähig, allein zu gehen. Leicht vornübergebeugt, aus dem Takt, hinkend. Sie hatte Schmerzen. Wenn das ein Trick war, der hier zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit inszeniert wurde, dann gäbe es keinen Grund für den Lockvogel, eine Show abzuziehen. Es war Megan, und sie war schwer verletzt. Großer Gott, was hatte dieses Tier ihr angetan?
     
    Megan humpelte von dem Pickup weg, schwer an ihren Peiniger gelehnt, nicht aus freien Stücken, sondern aus Notwendigkeit und weil sie der Meinung war, daß jede Belastung für ihn ein Punkt zu ihren Gunsten bedeutete. Die Hände hatte er ihr auf den Rücken gefesselt, und sie trug immer noch die Augenbinde. Sie hatte keinen Mantel an, nur die seidene Unterwäsche und ein Laken als Umhang. Die Kälte war beißend, verschlimmerte ihre Schmerzen, anstatt sie zu betäuben. Sie konnte ihr rechtes Knie nicht mehr strecken. Es fühlte sich geschwollen an, und jeder Schritt brachte eine Schmerzexplosion. Das verletzte Gelenk würde ihr Gewicht wohl nicht tragen, aber sie übertrieb es auch mit dem Hinken, stolperte gegen Wright, so daß auch er kurz ins Taumeln geriet. Zur Bestrafung quetschte er ihre Hand, was ihr ein Stöhnen entlockte.

    »Reiß dich zusammen, du Schlampe« – er hielt ihr den Lauf einer Pistole an den Backenknochen – »oder ich blas dir die Rübe weg.« Ihre Rolle bei diesem Spiel war Demütigung, er hatte sie überlistet. Die Entführung geschah direkt vor ihren Nasen, seine kleinen Indizien und falschen Spuren lagen da, wodurch

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