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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Angelhakennummer fand ich gar nicht lustig«, sagte Megan wütend. Sie mußte fast rennen, um mit Mitch Schritt zu halten, das Echo des Klapperns auf dem Betonboden hallte durch das Gebäude. Lichter funkelten auf dem glatten weißen Eis. Die Zuschauerränge, die die Wände hochkletterten, waren in düstere Schatten gehüllt, ein kaltes, leeres Theater.
    »Oh, Verzeihung.« Mitch gab sich geziert, er hatte nichts dagegen, die Feindseligkeiten wieder zu eröffnen. »Ich bin gewohnt allein zu arbeiten. Meine Manieren müssen vielleicht ein bißchen aufgefrischt werden.«
    »Das hat nichts mit Manieren zu tun. Dabei geht es um Höflichkeit unter Profis.«
    »Höflichkeit unter Profis?« Er zog eine Braue hoch. »Das muß ein Fremdwort für Sie sein, Agent O’Malley. Sie würden das nicht mal erkennen, wenn es Sie in Ihren strammen kleinen Hintern beißt.«
    »Sie haben mich nicht ausreden lassen …«
    »Nicht ausreden lassen? Ich hätte sie rauswerfen sollen.« »Sie haben meine Autorität untergraben …«
    Mitch sah mit einem Mal rot und rastete aus, etwas, was schon sehr lange nicht mehr passiert war. Er stürzte sich ohne Warnung auf Megan, packte sie an den Schultern und preßte sie gegen das Plexiglas, das sich über der Band erhob.
    »Das ist meine Stadt, Agent O’Malley«, fauchte er, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. »Sie haben keine Autorität. Sie sind hier, um auf Anfrage zu unterstützen. Sie können von mir aus hundert Kurse absolviert haben, aber anscheinend waren Sie auf der Damentoilette, als diese spezielle Vorlesung gehalten wurde.«

    Sie starrte hinauf zu ihm, die Augen groß wie Spielbankchips, ihr Mund war ein weiches, rundes O. Er hatte sie einschüchtern wollen, sie schockieren. Mission erfolgreich. Ihr schwerer Mantel hing offen herunter, und fast konnte Mitch sehen, wie ihr Herz unter dem tannengrünen Rollkragenpullover hämmerte.
    Sein Blick glitt fasziniert weiter nach unten. Sie hatte die Schultern zurückgeworfen, und ihre Brüste weckten seine Aufmerksamkeit. Es waren kleine runde Kugeln, und während er sie anstarrte, regten sich die Knospen unter dem Pullover. Die Flamme seiner Wut mutierte zu etwas anderem, weniger Zivilisiertem, Elementarem. Es war seine Absicht gewesen, berufliche Dominanz zu klären, aber jetzt veränderten sich seine Motive, glitten aus den logischen Winkeln seines Verstandes zu einem Teil von ihm, der keine Verwendung für Logik hatte.
    Langsam, widerwillig löste er den Blick und schwenkte hoch zu dem trotzig vorgeschobenen Kinn. Hinauf zu dem zitternden Mund, der verriet, daß ihr Mut nur Fassade war. Bis hinauf zu den Augen, so tief und grün wie Samt, mit dichten, nachtschwarzen Wimpern.
    »Solche Probleme hatte ich mit Leo nie«, murmelte er. »Aber ich hatte eben auch nie das Bedürfnis, Leo zu küssen.«
    Megan wußte, daß sie das niemals zulassen dufte. Sie kannte sämtliche Gegenargumente auswendig – hatte sie sich immer und immer wieder im Geiste vorgesagt, wie Mantras zur Vertreibung böser Geister. Es ist dumm. Es ist gefährlich. Es ist unprofessionell … Doch noch während sie durch ihren Kopf schossen, hob sie das Kinn, holte rasch Luft …
    Sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust und trommelte, das einzige was ihr damit gelang, war, seine Konzentration zu stören. Mitch zog den Kopf ein paar Zentimeter zurück und blinzelte, langsam klärte sich sein Bewußtsein. Er hatte die Beherrschung verloren. Der Gedanke dröhnte wie eine Glocke zwischen seine Ohren. Er verlor nie die Beherrschung. Die Wut im Zaum halten. Den Verstand beherrschen. Die Bedürfnisse unter Kontrolle haben. Diese Regeln hatten ihn durch zwei lange Jahre gebracht und in weniger als ein paar Atemzügen hatte ihn Megan O’Malley fast dazu gebracht, sie zu brechen.
    Sie starrten sich mißtrauisch an, abwartend, mit angehaltenem Atem in der Kühle der Arena.
    »Ich werde einfach so tun, als wäre nichts passiert«, sagte Megan, gar nicht so autoritär und rechtschaffen erbost, wie sie vorgehabt hatte. Es klang wie ein Versprechen, das sie selbst anzweifelte.

    Mitch sagte nichts. Die Flamme wurde zu einem Glühen. Er ließ ihre Schultern los und trat zurück. Sie wollte ihm seine Autorität abspenstig machen, ihm dann den Verstand rauben und anschließend so tun, als wäre nichts passiert. Ein Teil von ihm wurde bei diesem Gedanken sauer. Aber das war nicht seine denkende Hälfte.
    Wie töricht, Megan O’Malley zu begehren! Deshalb würde er sich das

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