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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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nicht sehr freundliche Bemerkungen über ihren Ehrgeiz geäußert. Der Artikel beschrieb auch den Aufruhr wegen sexueller Belästigung vom vorigen Jahr, der sie überhaupt nicht betroffen, aber ein oder zwei Monate allen im Hauptquartier das Leben schwergemacht hatte. Zwischen Männern und Frauen hatten sich Fronten gebildet, und viele hegten immer noch einen Groll. Forsters Artikel würde das alte Hornissennest wiederaufführen, aber keiner würde sich an Forster heranwagen. Sie würden Megan angreifen.
    Nachdem sie zu Ende gelesen hatte, stöhnte sie laut.
    »Möchtest du eine Tasse Kaffee?« fragte McCaskill.
    »Nein, danke. Ich brauche etwas Härteres als Koffein.«
    »Dazu fiele mir ein Witz ein, aber, wenn man es genau bedenkt, würde er jetzt wahrscheinlich in die Hose gehen.«
    Megan lachte. Sie hatte Curt von Anfang an gemocht. Er hatte Sinn für Humor, etwas, das in dieser Welt allmählich auszusterben schien. Seine blaue Augen zwinkerten ihr zu. Mit der roten Mähne sah er aus wie ein anabolikasüchtiger Gartenzwerg. »Was bringt dich denn an dieses lauschige Plätzchen?«
    »Wir haben einen Zeugen, der möglicherweise gesehen hat, wie Josh in einen Van gestiegen ist. Ich möchte mit den Eltern darüber reden. Bei euch hier hat sich nichts getan?«
    Das Grinsen verschwand. Er schüttelte den Kopf und murmelte ihr zu: »Ich muß dir eins sagen, neununddreißig Stunden und keine Spur. Wenn wir bis jetzt nichts gehört haben, ist es unwahrscheinlich, daß wir überhaupt noch etwas hören. Hier handelt es sich um Entführung durch einen Kinderschänder, keiner der Lösegeld fordert.«
    Megan gab ihm keine Antwort, aber die Last der Wahrheit drückte sie schier zu Boden. Daß sie sie nicht offen aussprach, machte sie nicht weniger beklemmend. Sie holte tief Luft, wollte mit Macht ihre Entschlossenheit
bewahren. »Hast du Lust, ein bißchen Pause zu machen? Ich werde mindestens eine halbe Stunde hier sein.«
    Er erhob sich von seinem Stuhl und versuchte, die Steifheit aus seinen Schultern zu rollen. »Danke, ich kann ein bißchen frische Luft gebrauchen.« Er gab ihrem Arm einen sanften Stoß mit der Faust.
    »Für eine Schnecke bist du ganz okay.«
    Sie schlug die Augen gen Himmel, aber laute Stimmen von der anderen Seite der Küchentür ließen sie aufhorchen. Die Tür schwang auf, und Hannah näherte sich, die Arme verschränkt gegen die Kälte, die von der Garage hereinströmte. Ihr voller Mund war ein wütender, schmaler Strich, und ihre Augen glänzten vor Tränen und Wut, oder beidem. Paul stolzierte verärgert nach ihr durch die Tür.
    Paul Kirkwood war Megan vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen, was ihr nicht gefiel. Der arme Mann hatte seinen Sohn verloren – er hatte jedes Recht sich aufzuführen, wie er wollte. Aber dieser Paul strahlte so eine nörgelige Arroganz aus, die ihr sauer aufstieß.
    Jetzt sah er sie an wie ein trotziges Kind. »Was hör ich da von einem Van?«
    »Eine Zeugin glaubt gesehen zu haben, daß Josh Mittwoch abend in einen hell lackierten Van gestiegen ist. Ich würde gerne wissen, ob einer von Ihnen beiden einen Van kennt, auf den diese Beschreibung paßt oder kürzlich hier in der Nachbarschaft einen gesehen hat.«
    »Haben Sie die Autonummer?«
    »Nein.«
    »Baujahr und Hersteller?«
    »Nein.«
    Er schüttelte den Kopf, machte sich gar nicht die Mühe, seine Ungeduld mit ihrer Inkompetenz zu kaschieren. »Ich habe Mitch Holt gesagt, daß keiner von uns jemanden bemerkt hat, der sich hier herumtrieb. Und wenn wir jemanden kennen würden, der so krank ist, unseren Sohn zu stehlen, meinen Sie etwa, wir hätten das nicht längst gesagt?«
    Megan verkniff sich eine wütende Bemerkung.
    Hannahs Lächeln war brüchig, säuerlich. »Paul hat es eilig. Sie können die Suche, Gott weiß, nicht ohne ihn starten«, sagte sie sarkastisch. »Der Himmel bewahre, daß er von etwas so Trivialem wie einer echten Spur aufgehalten wird …«
    Paul warf ihr einen giftigen Blick zu. »Jemand glaubt, er könnte einen
Jungen gesehen haben, der vielleicht unser Sohn war, der in einen Van stieg, den er kaum beschreiben kann. Scheißspur.«
    »Es ist mehr als alle anderen, die wir bis jetzt gefunden haben«, konterte sie. »Was hast du denn bei deinem Gestapfe durch den Schnee gefunden? Hast du Josh gefunden? Hast du überhaupt irgend etwas gefunden?«
    »Wenigstens mache ich etwas.«
    Wieder mal ein Schlag ins Gesicht! Hannah wich zurück, mit zitterndem Mund hatte sie alle Mühe, ein

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