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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Megans Hose und holte sie in die Gegenwart zurück. Sie sah überrascht nach unten und entdeckte Lily Kirkwood, die sie mit blauen Kulleraugen und einem schüchternen Lächeln anpeilte.
    »Hallo!« zwitscherte Lily.
    »Selber Hallo.« Megan lächelte. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Mit Babys konnte sie nichts anfangen, mit Kindern auch nicht, um ehrlich zu sein. Natürlich war sie selbst einmal ein Kind gewesen, aber kein besonders unwiderstehliches – immer schüchtern, immer fehl am Platz, im Weg, ungewollt, die Tochter einer Frau, die als Mutter schmählich versagt hatte.
    Wenn sie in Gegenwart von Kindern verlegen war, fragte sich Megan, ob sie in dieser Hinsicht ihrer Mutter ähnlich war. Aber das würde ohnehin keine Rolle spielen. In der Zukunft sah sie nur ihre Karriere und keine Familie. Das wollte sie und beherrschte es auch.
    Ihr Herz machte einen verräterischen Satz, als Josh Kirkwoods kleine Schwester ihr die Ärmchen entgegenstreckte. »Lily auf!«
    »Lily, Schätzchen, komm zu Mama.«
    Hannah raffte ihr Baby hoch und gab ihr einen heftigen Kuß auf die Backe, drückte sie an sich und wandte sich dann zu Megan. »Tut mir leid, was da …« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, tut mir leid – das erste, was ich momentan von jedem höre.«
    »Tut leid, Mama«, echote Lily und bohrte ihren Kopf unter das Kinn ihrer Mutter.
    »Wie wär’s, wenn ich uns beiden eine Tasse Kaffee eingieße?« bot Megan an. Die Kanne stand noch auf dem Tisch, zusammen mit einer Reihe bereitgestellter Tassen, die auf den Besucherstrom von Cops und Freunden und Nachbarn warteten.
    »Das klingt wunderbar.« Hannah ließ sich in den Stuhl fallen, den Curt McCaskill vor kurzem freigemacht hatte, und drückte ihre Wange auf Lilys Kopf. Deren winziger Zeigefinger zeichnete das D auf dem Sweatshirt ihrer Mutter nach.
    »Möchten Sie vielleicht etwas zu essen? Uns steht jedes der Menschheit bekannte Gebäck zur Verfügung.« Sie zeigte auf die Küchentheke, wo sich Bleche und Teller und Körbe voller Backwaren stapelten.
    »Alles hausgemacht, bis auf die Hefeteilchen von Myrna Tolefsrud, die Ischias hat, dank der wilden Polka mit Mr. Tolefsrud in der Sons of
Norway Lodge.« Sie wiederholte die Geschichten, die man ihr der Reihe nach zugetragen hatte. »Natürlich war Myrna immer schon eine miserable Köchin und faul obendrein, laut ihrer Schwägerin LaMae Gilquist.«
    Megan lächelte, nahm sich ein Blech Zimtgebäck mit dicker, cremiger Glasur und trug es zum Tisch. »Das Leben in einer Kleinstadt hat schon etwas für sich, nicht wahr?«
    »Normalerweise«, bestätigte Hannah.
    »Chief Holt und ich halten den Hinweis für sehr ermutigend. Wir verfolgen ihn mit großem Einsatz.« Megan schaufelte ein Stück aus dem Blech, legte es auf einen Pappteller und stellte ihn vor Hannah – direkt auf den Zeitungsartikel über sie.
    Lily drehte sich auf dem Schoß ihrer Mutter und attackierte den Kuchen mit beiden Händen, grapschte sich ein Stück und pflückte die Rosinen heraus, die sie ordentlich neben dem Teller stapelte.
    »Ich weiß«, sagte Hannah. »Und ich bin mir sicher, Paul weiß es auch.
    Er ist nur – Was? Zehn Jahre Ehe, und jetzt war er ihr fremder denn je. Sie wußte nicht mehr, wer oder was Paul war. »Sie haben uns nicht gerade in Hochform erwischt.«
    »Bei meiner Arbeit seh ich selten jemanden in Hochform.«
    »Ich auch nicht«, gab Hannah leise zu und verzog den Mund ob dieser Ironie. »Ich bin es nicht gewohnt, auf der anderen Seite zu sein. Das Opfer. Das mag sich vielleicht töricht anhören, aber ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, weiß nicht, was man von mir erwartet.«
    Megan leckte den Zuckerguß vom Finger, ließ aber Hannah nicht aus den Augen. »Nein, das ist nicht blöd. Ich weiß genau, was Sie meinen.«
    »Immer war ich diejenige, an die sich Leute wandten. Die Starke. Diejenige, die wußte, was zu tun ist. Jetzt weiß ich gar nichts mehr. Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, daß Leute sich um mich kümmern. Und ich glaube, sie fühlen sich ebenfalls bescheuert. Sie kommen aus Pflichtgefühl und sitzen dann herum, beobachten mich aus den Augenwinkeln, so, als ob sie grade erst festgestellt hätten, daß ich auch nur ein Mensch bin – es gefällt ihnen nicht.«
    »Um die brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen«, sagte Megan. »Es spielt keine Rolle, was sie denken, oder was sie wollen. Konzentrieren Sie sich darauf, das hier irgendwie zu überstehen. Zwingen Sie

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