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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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herabstieg. Sie trafen sich unten an der Kanzeltreppe.
    «Nur kurz, Frau Pfarrer», sagte Gomer leise in das dünne, hohe Singen. «Muss gleich wieder raus.»

    Früher hätte man die Glocken geläutet.
    Das Läuten wäre durchs Tal gedrungen, hätte den Regen durchwirkt, wäre von den Glocken in Weobley und Dilwyn und Pembridge und Eardisland aufgenommen worden. Eine Kettenwarnung, Alarm-Ley-Linien, die sich ins ganze Land gebohrt hätten.
    Merrily stieg wieder auf die Kanzel. Ließ die Gemeinde das Lied zu Ende singen. Blieb ganz ruhig. James Bull-Davies hatte Gomer gesehen. Er sah sie aufmerksam an. Er sang nicht. Er war ein alter Militär.
    Früher hätten die Bulls gewusst, was zu tun war.
    Shirley Wests Ausbruch … in ein paar Minuten würde sogar das vergessen sein.
    Merrily ließ das Kirchenlied in den Sandsteinmauern versickern.
    «Also … da ist etwas, das Sie alle wissen sollten.»
    Normalerweise wäre jetzt ein Gebet nötig, aber würde dafür noch irgendjemand in der Kirche bleiben?

36 Heraus
    Jane stand oben an der Church Street und beobachtete, wie er herauskam.
    Sie hatte ein unglaubliches Gefühl der … Erleichterung? Jenseits des Regengetrommels, das durch die Kapuze ihres Parkas noch verstärkt wurde, herrschte furchteinflößende Stille.
    Ein beinahe religiöses Schweigen. Eine Wandlung.
    Es war, als hätte der Flussmann gewusst, dass das alles hier immer ihm gehört hatte, und nun, wo er es wieder in Besitz genommen hatte, verwandelte er es in einen anderen Ort: eine überflutete Traumlandschaft, ein anderes Dorf, Ledwardine-on-Sea.
    Der Parkplatz am Gemeindehaus sah aus wie ein Hafen. Am Eingang stapelten ein paar Leute Sandsäcke auf.
    Jane war zuerst fassungslos und dann bestürzt.
    Es war innerhalb einiger Stunden geschehen, und zwar am ersten Morgen, an dem sie sich vom Selbstmitleid hatte überwältigen lassen und nicht beim Hellwerden losgegangen war, um mit dem Fluss zu sprechen.
    Sie hatte Schuldgefühle. Es war lächerlich, aber es war einfach so. Mit ihrer Nachlässigkeit hatte sie eine Naturgewalt entfesselt. Sie hatte den Kontakt nicht gehalten, und jetzt war der Fluss aus seinem Bett gekommen.
    Als würde er sie suchen.
    Sie sagte zu Eirion: «Ich schätze, du kennst so was.»
    «Das ist bei uns in den Valleys ziemlich häufig, Jane.»
    «Aber hier nicht.»
    Okay, es war kein Tsunami, das Wasser hatte die Häuser noch nicht erreicht, und man konnte immer noch den Übergang zwischen dem Flussbett und der Überschwemmung erkennen. Aber es war trotzdem beängstigend.
    Es gab keine Verkehrsgeräusche, das erklärte die Stille. Kein Autofahrer versuchte, aus dem Dorf zu fahren, jedenfalls nicht Richtung Süden. Tja, das ging auch nicht. Auf der anderen Straßenseite war Lol an seiner Haustür aufgetaucht, er wirkte ganz entspannt, hatte die Hände in den Hosentaschen. Er winkte Jane und Eirion gerade zu, als ein älterer Mann ihn anblaffte.
    «Hat irgendwer die Behörden informiert?»
    «Ich denke schon, aber ich glaube, die sind gerade ein bisschen überfordert», sagte Lol. «Wenn es hier passiert, passiert es in der gesamten Region.»
    «Aber es
sollte
hier nicht passieren.» Der Mann kämpfte mit seinem Schirm. «Man hat uns fest zugesichert, dass es hier
niemals
Überschwemmungen gibt. Wir sind nur über Weihnachten hergekommen …»
    Einer von den Wochenendhausbesitzern, die für den astronomischen Anstieg der Immobilienpreise sorgten. Janes Mitleid verflüchtigte sich.
    «Wie lange dauert es, bis der Pegel wieder sinkt?», fragte der Mann aufgebracht. «Wir können es uns nicht leisten, hier festzusitzen.»
    «Schwer zu sagen», erklärte ihm Lol, «es ist schließlich noch nie vorgekommen. Aber solange man die Umgehungsstraße noch erreichen kann …»
    Der Rest ging in dem Quietschen und Rumpeln des ersten Gefährts unter, dass durch den neuen Church-Street-Teich fuhr.
    Jane erschauerte, als ihr wieder einfiel, was der Fahrer an dem Abend gesagt hatte, an dem sie mit ihm auf der Brücke gestanden hatte.
    «Oh Gott, Irene, ich habe von den Toten geträumt!»
    «Echt Jane», sagte Eirion, «das passt mal wieder zu dir. Ich hätte auch nie erwartet, dass du von grünen Blumenwiesen und süßen Häschen träumst.»
    «Kündigt Regen an.»
    «Was?»
    «Von den Toten zu träumen, kündigt Regen an.»
    «Da hast du noch
Ankündigungen
gebraucht?»
    Sie hatte von Lucy Devenish geträumt. Lucy hatte neben ihrem eigenen Grab gestanden, der Poncho zerrissen und schlammbespritzt, und

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