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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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geworden war, es regnete so heftig, dass man unwillkürlich mit Kratern in der Straße rechnete. Sie erhob die Stimme. «Die meisten von uns wissen, dass gestern die Archäologen ihre Arbeit aufgenommen haben. Vielleicht arbeiten sie auch jetzt gerade, denn ich glaube nicht, dass ich einen von ihnen hier sehe.»
    Vielleicht war das auch gut so.

    Am Abend zuvor war Jane vollkommen niedergeschlagen und sehr schweigsam gewesen, und Eirion hatte Merrily immer wieder hilfesuchende Blicke zugeworfen. Schließlich hatte Lol vorgeschlagen, mit dem Geld, das er für Plattenverkäufe in Deutschland bekommen hatte, im
Black Swan
essen zu gehen.
    Jane hatte beinahe panisch reagiert und gesagt, sie wäre unheimlich müde. Also hatte Merrily Lol angesehen und gesagt, er könne doch mit Eirion gehen und über Musik reden. Sie selbst hatte vor, inzwischen aus Jane die ganze Geschichte herauszukriegen, und falls ihr das nicht gelang, würde Lol alles von Eirion hören.
    Als die beiden aufgebrochen waren, hatte Merrily ein Feuer im Kamin gemacht und sich mit Jane zum Reden hingesetzt.
    «Unterm Strich», erklärte Merrily Lol nach Mitternacht am Telefon, «kommt heraus, dass er die Archäologie für Jane zerstört hat. Er hat ihr etwas angetan, was sie niemals vergessen wird. Und wenn man die Möglichkeit einer uralten Magie in der fernen Vergangenheit ausschließt, dann bleiben einem doch nur noch …»
    «Keramikscherben und alte Knochen», sagte Lol. «Das genügt Jane nicht.»
    «Ich fasse es einfach nicht, dass er ihr das angetan hat.»
    Sie hatte vom Schlafzimmer aus mit dem Handy telefoniert. Eirion und Jane waren in ihren Schlafzimmern in verschiedenen Stockwerken. Wahrscheinlich.
    «Sie war ihm im Weg», sagte Lol. «Er hatte einen schlechten Morgen, und sie ist ihm in die Quere gekommen.»
    «Und der Rutengänger, den er mit seiner Wünschelrute pfählen wollte?»
    «Das war die Aufwärmrunde. Jane hat dir doch gesagt, wie entspannt Blore danach war, als er sich wieder als strahlender Held präsentieren konnte.»
    «Und was sagt dir das? Als Psychotherapeut?»
    «Als abgebrochener Psychotherapeut. Möglicherweise hat es mit Psychologie überhaupt nichts zu tun und ist einfach nur eiskalte Professionalität.
Trench One
hat doch ein bestimmtes Strickmuster, oder? Sie bauen doch in den einzelnen Folgen immer eine mehr oder weniger glaubwürdige Spannung auf, widerstreitende Standpunkte.»
    «Brutal.»
    «Aber die Opfer müssen so rüberkommen, als würden sie es verdienen. Ich schätze, Blore hat Jane ermutigt, aus sich herauszugehen und sich von der Begeisterung über ihre Entdeckung mitreißen zu lassen, sodass sie ein bisschen … du weißt schon … frühreif und zu sehr von sich selbst überzeugt wirkt. Auf die Art hat Blore die Zuschauer auf seiner Seite, bevor er überhaupt anfängt …»
    «Sie niederzumachen?»
    «Mit einem perfekt getimten Witz. Und am Schluss steht er als der kluge und unbestechliche Professor da. Hätte es ein Drehbuch gegeben – es hätte für ihn nicht besser laufen können.»
    «Glaubst du denn, es
gab
ein Drehbuch?»
    «Wahrscheinlich hat er es nicht aufgeschrieben, aber nach dem, was ich von Eirion gehört habe, kommt es mir vor, als wäre die Sache mit diesem Studenten abgesprochen gewesen. Aber das könnte man natürlich niemals beweisen. Und selbst wenn … na und? Das ist Blores Job.»
    «Eine Achtzehnjährige fertigzumachen?»
    «Ich musste Eirion im Pub daran hindern, auf ihn loszugehen.»
    «Blore war dort?»
    «Und zwar in bester Laune. Eirion wollte ihm mit schlechter Presse drohen, aber er ist ja noch kein Journalist. Blore hätte ihn einfach abserviert.»
    «Glaubst du denn, dass es eine Möglichkeit gibt, zu verhindern, dass es gesendet wird?»
    «Jedenfalls nicht indem man an seinen Anstand und seine Freundlichkeit appelliert. Er wird bestimmt nicht auf fünf Minuten Film verzichten, bei denen er super rauskommt.»
    «Nein.»
    Das Schlimmste war, dass Jane das Gefühl hatte, nicht mehr zur Coleman’s Meadow gehen zu können, solange Blore und sein Team dort waren. Also würde sie vermutlich nicht sehen, wie die Steine aufgerichtet wurden.
Ihre
Steine.

    Die meisten Leute, die zur Messe gekommen waren, hatte Merrily auch bei der Gemeindeversammlung gesehen, aber eine Wiederholung der Tatsachen schadete nicht.
    «Über Coleman’s Meadow», sagte Merrily, «wird kontrovers diskutiert, denn wenn die Archäologen feststellen, dass es eine wichtige prähistorische Stätte ist,

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