Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
könnten die geplanten Bauvorhaben dort scheitern. Aber es gibt ja noch anderes Gelände, das sich zum Bauen eignen würde, also ist das nicht so wichtig.»
    Außer für diejenigen, die wussten, dass nur die Bebauung von Coleman’s Meadow schnell zu einer weiteren Expansion führen würde, die sich dann bald kaum noch würde eindämmen lassen. Hier ging es um eine Menge Geld, und Merrily war versucht, darüber zu reden … aber obwohl Lyndon Pierce nicht in der Kirche war, würde er davon erfahren. Und seine Anwälte auch.
    «Der andere Grund für die Auseinandersetzung ist, dass auf der Coleman’s Meadow eine heidnische Stätte entdeckt wurde. Darin sehen ebenfalls viele im Dorf kein Problem.» Wer eigentlich überhaupt, abgesehen von Shirley West? Merrily sah nicht zu ihr hinüber, die in ihrem Steppmantel etwa in der Mitte der Kirche in einer Bank saß, aber sie spürte Shirleys Blick auf sich. Diese Poststellenleiterin war jetzt eine richtige Dorfberühmtheit.
    «Aber weil es um ein religiöses Thema geht, sollte ich wohl etwas dazu sagen.»
    Sie schaute zu James Bull-Davies hinunter, der in der alten Familienbank der Bulls saß, den Kopf in die Hand gestützt, aufmerksam zuhörend. Zwei Reihen hinter ihm wechselten Jim und Brenda Prosser einen Blick.

    Merrily war auf dem Weg zur Messe in dem Gemischtwarenladen vorbeigegangen, und Jim hatte ihr die Sonntagszeitung gezeigt.
    STRASSENKAMPF AUF NEU - HEIDNISCHE ART
    Der
Sunday Telegraph
war die einzige Zeitung, die einen Bezug zwischen der Dinedor-Schlange und dem Streit um den Tara Hill in Irland herstellte.
    Der Sprecher der Rettet-die-Schlange-Initiative in Hereford wurde mit den Worten zitiert:
Sie kappen die prähistorische Nabelschnur zwischen Hereford und seinem Mutterhügel.
    Weiter unten in dem Artikel hieß es von einem verbitterten Landbesitzer aus der Region:
Wenn das Risiko bestünde, dass diese Straße durch eine Moschee führt, würden sie sofort die Planung ändern.
    Aber war Clement Ayling wirklich ermordet worden, weil er sich über die Schlange lustig gemacht hatte? Der Reporter des
Telegraph
, der distanziert und ironisch schrieb, hatte eine Frau namens Sara Starkey ausfindig gemacht, die als Wicca-Hohepriesterin bezeichnet wurde. Sara äußerte sich ohne Zurückhaltung.
    Die Schlange war den alten Göttern geweiht. Ich bin im Trancezustand dem Verlauf der Schlange gefolgt und habe nächtliche Feuerzeremonien gesehen. Ich habe eine Fackelprozession gesehen, die von Druidenpriestern angeführt wurde, die in weiße Gewänder gehüllt den Windungen der Schlange feierlich den Hügel hinunter bis zum Fluss gefolgt sind, in dem die Spiegelung des Mondes schwamm. Ich habe ihre Wut gespürt und die Trauer, die durch die Jahrhunderte hallte, und ich sage Ihnen, dass diese Straße, wenn man sie wirklich baut, unbeherrschbaren Gewalten ausgeliefert sein wird.
    Schon jetzt ist dort ein Mann bei Baumfällarbeiten schwer verletzt worden. Und wenn dort eine Straße hindurchführt, werden Autos und Laster außer Kontrolle geraten, und es wird schwere Unfälle geben. Fahrer werden Vollbremsungen machen, weil sie menschliche Gestalten sehen, die nicht existieren … jedenfalls nicht in ihrer Welt.
    Es war interessant, wie in dem Artikel der Aspekt des Heidentums betont wurde. Man glaubte ja immer, darüber würde sich sonst kein Mensch Gedanken machen. Sogar Janes Datenbank ließ erkennen, dass die Mehrheit der Coleman’s-Meadow-Unterstützer nicht vorrangig aus spirituellen Gründen dabei war, sondern einfach aus Interesse an der Vorgeschichte und an ihrem Kulturerbe. Und die Verteidiger der Dinedor-Schlange wirkten sogar noch pragmatischer.
    Der
Telegraph
hatte ein Foto von Sara abgedruckt, es zeigte eine hagere Frau mit glattem Haar auf den Erdwällen der Hügelfestung von Dinedor.
    Ich spreche aus leidvoller Erfahrung. Wenn wir in vollem Bewusstsein unseres Tuns die spirituellen Traditionen der Vorfahren ignorieren, haben wir uns die Folgen selbst zuzuschreiben. Dennoch ist die Vorstellung, dass ein Wicca oder ein Anhänger einer anderen erdbezogenen Geistlehre einen Mord verüben könnte, nur ein Beweis dafür, dass die Ankläger nicht das Geringste von heidnischen Lebensformen wissen.
    Vergeltungsmaßnahmen überließen sie nämlich ihren Göttern.

    Es würde kein Stonehenge werden, sagte Merrily, aber selbst ein paar kleinere Megalithen, die nach vielen Jahrhunderten wieder aufgerichtet wurden, würden dem Dorf eine unübersehbare Besonderheit

Weitere Kostenlose Bücher