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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Zeitung aktiv sein konnte.»
    Merrily schwieg eine Weile. Langsam begann sie zu verstehen, aus welcher Ecke die Stookes kamen.
    Der
Herr des Unglaubens
. In der falschen Frömmigkeit der Bull-Kapelle stieg vor ihren Augen die unglaubliche Banalität des Ganzen auf.

38 Verwundeter Vogel
    Als sie wieder draußen waren, musste Eirion natürlich fragen.
    «Hat er …?»
    «Nein!»
    «Ich meinte doch nicht, ob er wirklich … ich meine bloß … hat er denn nicht mal eine Andeutung gemacht?»
    «Nein, hab ich doch gesagt. Außerdem bin ich ihm vor zwei Tagen das erste Mal begegnet.»
    Der Regen war fein wie Nebel und legte sich wie kalter Schweiß auf Janes Gesicht, als sie von Gregorys Wohnwagen weggingen.
    «Ich schätze», Eirion nahm Janes Hand, «wenn er von Anfang an vorhatte, dich dem Fernsehpublikum zum Fraß vorzuwerfen, hätte er es sowieso nicht versucht. Allerdings kann ich persönlich mir keinen Mann vorstellen, der keine Lust hätte, mit …»
    «Was soll das? Willst du mein Selbstbewusstsein stärken, damit ich mir nicht noch vor Weihnachten die Pulsadern aufschneide? Eins ist doch klar. Als Frau wird man von Blore auf jeden Fall ausgenutzt, nur die Methoden unterscheiden sich.»
    Jane sah sich nach dem Grabungsareal um. Irgendwo zwitscherte ein Vogel, aber Coleman’s Meadow war nicht mehr als die Weide zu erkennen, auf der Eirion Jane an einem goldenen Hochsommermorgen fotografiert hatte, wie sie die aufgehende Sonne in den Händen zu halten schien.
    «Die Stätte ist tot, Irene.»
    «So sieht es eben aus, wenn die Archäologen am Werk sind.»
    «Nein, es ist etwas verschwunden. Ich will Coleman’s Meadow nicht so in Erinnerung behalten.» Jane zog den Reißverschluss ihres Parkas zu. «Lass uns von hier verschwinden.»
    «Heute kann ich dir überhaupt nichts recht machen, oder?», sagte Eirion.
    «Es liegt nicht an
dir
, es …»
    Unten an der Weide wurde eine Autotür zugeknallt.
    «Jane!»

    Neil Cooper wartete unten am Gatter auf sie, wo sein Auto und ein weißer Transporter, vermutlich Gregorys, parkten. Der Geist von Cole Hill hatte sich in Wolken gehüllt.
    «Was dir mit Blore passiert ist, tut mir wirklich leid, Jane. Echt. Gestern konnte ich nicht viel sagen, und zu Hause wollte ich dich nicht anrufen.»
    Er sah älter aus. Er hatte sich nicht rasiert. Er trug eine Armeejacke und eine Wollmütze. Er war völlig durchnässt, seine Jeans dunkel vor Feuchtigkeit, als wäre er durch Unterholz gegangen.
    «Du hattest mich schließlich gewarnt, Coops», sagte Jane.
    «Na ja, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich auch nicht auf solche Warnungen gehört. Ist das …?»
    «Eirion Lewis», sagte Eirion.
    Er streckte ihm die Hand hin. Coops nickte und schüttelte sie kraftlos. Jane dachte, so, wie Eirion Coops heute erlebte, würde er garantiert keinen Rivalen in ihm sehen. Mist.
    «Du kommst aber nicht an einem verregneten Sonntag hierher, um mich zu suchen», sagte sie.
    «Das Wetter ist lausig, die halbe Gegend steht unter Wasser, und Blore ist im Pub. Ich wollte bloß …»
    Er wirkte beunruhigt, vielleicht war es sogar Wut, und es hatte nichts mit dem zu tun, was Jane passiert war.
    «Hauptsächlich bin ich gekommen», sagte Coops, «weil wir über Weihnachten zu meinen Schwiegereltern fahren.» Er deutete auf die Weide. «Blore wird mit einem kleinen Team weitermachen. Weihnachten scheint ihn nicht zu interessieren. Das ist die letzte Gelegenheit für mich festzustellen, was hier los ist.»
    «Aber du bist doch zuständig, oder? Du bist doch der Vertreter des Bezirks.»
    «So funktioniert das nicht mehr, Jane.»
    Coops warf Eirion einen Seitenblick zu.
    «Vergiss alles, was du über Waliser gehört hast», sagte Jane. «Er ist absolut verlässlich.»
    «Oh, nun kann ich in Frieden sterben», sagte Eirion, «wo ich nicht mehr als Verkörperung sämtlicher grotesker Vorurteile betrachtet werde, die ihr Engländer über uns Waliser habt.»
    Coops lächelte schwach. «Nachdem der Bezirksrat, besser gesagt das Bezirksrats-
Kabinett
, so viele Aufträge wie möglich an private Firmen gibt, wissen wir in Wahrheit in fünfzig Prozent der Fälle nicht mehr, für wen wir eigentlich arbeiten.»
    «Für den Steuerzahler? Für die Bevölkerung?»
    «Soll das ein Witz sein? Die Entscheidungen werden über unseren Kopf hinweg getroffen, man erfährt nicht mal, von wem oder warum. Ich … muss nächstes Jahr vielleicht hier weg, mir woanders eine Stelle suchen.» Er zog sich die Mütze vom Kopf und

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