Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)
ersten Reihe Garagen auf der linken Seite», sagte Jumbo Humphries. «Sie müssen von der Stadt aus herfahren. Der Belmont-Kreisverkehr steht immer noch unter Wasser. Und ich sage Ihnen, Mr. Bliss, Sie werden es nicht bereuen.»
Bliss schleuderte eine steifgetrocknete Socke an die Wand. Konnte ihm das Schicksal nicht diese Männer mittleren Alters ersparen, die noch mal Cowboy spielen wollten?
«Und am besten kommen Sie in Zivil», sagte Jumbo.
Bliss dachte im Badezimmer die ganze Zeit darüber nach, was er tun sollte. Schließlich ging er ans Telefon, rief in der Zentrale an und meldete sich krank.
Jane trug eine graue Fleecejacke über einem rosafarbenen T-Shirt. Sie wirkte frischer, war aber sehr blass. Sie saßen sich mit einer Kanne Tee am sogenannten Refektoriumstisch in der Küche gegenüber. Es war erst kurz nach acht Uhr morgens, und Eirion war noch nicht aufgestanden.
Merrily schenkte den Tee ein. Sie versuchten, nicht über die Brücke zu reden oder darüber, dass sie plötzlich auf einer Insel lebten.
«Eirion hat mir erzählt, was Neil Cooper gesagt hat. Darüber, dass es auf Coleman’s Meadow möglicherweise noch mehr archäologisch interessante Entdeckungen zu machen gibt.»
«Oder in der näheren Umgebung», sagte Jane.
«Ja.»
«Und an dieser Stelle kommt dein Einsatz: ‹Lass dich nicht zu sehr mitreißen, du hast ja gesehen, was dann passiert.›» Jane schaute auf den Tisch und sprach sehr langsam und leise weiter. «Ich
weiß
, was passiert ist. Ich wurde gedemütigt. Und das wird demnächst das halbe Land im Fernsehen sehen. Die ganze Schule. Mein Schuldirektor. Und sämtliche Professoren archäologischer Fachbereiche an englischen Universitäten. Alle werden sehen, wie ich gedemütigt werde. Vielleicht kommt es sogar als DVD raus, damit sich Leute, die mich
echt
nicht mögen, das immer wieder reinziehen können.»
«Es ist bisher nicht mal im Fernsehen gelaufen.»
«Oh nein!» Jane hob den Kopf. «Du gehst nicht zu ihm. Das ist nicht dein Problem, Mom. Und, echt, sag jetzt nicht wieder Deine-Probleme-sind-auch-meine-Probleme, weil das überhaupt nicht zu dieser Situation passt. Ich bin achtzehn Jahre alt, ich bin erwachsen, und ich muss lernen, mit so was fertigzuwerden. Und ich
werde
damit fertig.»
«Na gut», sagte Merrily. «Dann könntest du mir mal bei
meinem
Problem helfen.»
Sie legte ihre Zigaretten und das Zippo auf den Tisch. Dann erzählte sie Jane von den Stookes und den Merkwürdigkeiten in Cole Barn, von denen die beiden berichtet hatten.
Es war in Ordnung, mit Jane darüber zu sprechen. Sie war von Anfang an dabei gewesen. Merrily wünschte nur, das alles würde an diesem kühlen, feuchten Morgen ein bisschen überzeugender klingen. Vor der Sache mit Blore wäre Jane begeistert gewesen, hätte alle möglichen Verbindungen mit Coleman’s Meadow konstruiert, mit der Energielinie, mit dem Geisterpfad.
Aber sie trank nur einen Schluck Tee und seufzte.
«Tja … das hättest du jetzt nicht besser erfinden können, oder, Mom?»
Ethel schlich über den Fliesenboden zu ihrer Schale mit Trockenfutter und begann zu fressen.
«Nein, hätte ich nicht», sagte Merrily. «Aber haben
sie
es vielleicht erfunden?»
Jane nickte schicksalsergeben.
«Stand auf deiner Webseite irgendwas über … Legenden von den Wächtern heiliger Stätten?», fragte Merrily.
«Mmm. Kann sein.»
«Und du hast eine E-Mail von einem Mann bekommen, der gesagt hat, Coleman’s Meadow hätte so einen Wächter.»
«Das war dieser Rutengänger aus Malvern, der sich auf der Weide mit Blore herumgestritten hat. Lensi war auch dort, um Fotos zu machen. Möglich, dass sie mit dem Mann geredet hat.»
Merrily zündete sich eine Zigarette an.
«Mir kam er sehr in Ordnung vor», sagte Jane. «Ich habe aber nicht mit ihm über diesen Wächter geredet. Wenn du willst, kann ich ihm eine E-Mail schicken.»
«Nein, das würde nichts beweisen. Stellen wir die Frage, was ein Wächter ist und ob Coleman’s Meadow einen hat, erst mal zurück. Kümmern wir uns um die einfachen Tatsachen. Stell dir noch einmal deine Begegnung mit Leonora an Lucys Grab vor. Hattest du diese E-Mail da schon?»
«Die hatte ich schon Wochen vorher bekommen.»
«Hast du Leonora gegenüber irgendetwas gesagt, was auf eine mögliche übersinnliche Störung auf Coleman’s Meadow hindeutet?»
«Ich habe ihr nur von dem Geisterpfad und der Notwendigkeit erzählt, die Verbindung mit den Ahnen aufrechtzuerhalten.»
«Und du hast nicht
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