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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mehr zu sehen, und drüben in der Neubausiedlung brannten nur wenige Lichter. Der Leucht-Nikolaus war ausgeschaltet, genau wie die Weihnachtsbaumbeleuchtung auf dem Marktplatz.
    Niemand hatte es kommen sehen. Alle waren total durcheinander gewesen, niemand hatte begriffen, was es bedeutete.
Was sollen wir jetzt machen?
, hatte Jane ein Dutzend Mal gehört.
    Sie hatte noch mit Eirion an Lols Holzofen gesessen und Lols neue Songs gehört, als Lol zurückgekommen war.
    Was ist?
, hatte Jane mit unvermittelt aufsteigender Angst gefragt.
Was ist passiert?
    Und Lol hatte gesagt:
Es ist die Brücke
.
    Er hatte es von Jim Prosser gehört. Jim stand am Eingang seines Ladens und erzählte allen, dass die Brücke eingestürzt war.
    Jane war aufgesprungen und an ihm vorbei in den Regen hinausgerannt, weil sie glaubte, es ginge um
ihre
Brücke, um die Brücke am Ende der Church Street.
    Aber es war viel schlimmer. Es war die Brücke am Ende der Umgehungsstraße.
    Caple End.
    Und die war nicht einmal besonders alt – neunzehntes Jahrhundert – und war einfach eingestürzt.
    Der Wasserdruck ist fünfmal höher als normalerweise, meint Jim Prosser
, hatte Lol gesagt und war dann erstarrt.
Wo ist Merrily?
    Jane hatte gelogen. Na ja, sie hatte schließlich keine Wahl. Irgendein kleiner Job fürs Grenzfragenbüro, hatte sie gesagt. Als sie versuchte anzurufen, war auf Merrilys Handy jedes Mal besetzt. Als sie draußen waren, hatte Jane Jim Prosser gefragt, ob bei dem Brückeneinsturz jemand verletzt worden war.
    Jim wusste es nicht.
    Als Mom endlich anrief, war sie auf dem Bauernhof von Ward Savitch, diesem Schwein. Der Hof lag am dichtesten bei Caple End, und es gab noch eine ziemlich breite Fußgängerbrücke auf Savitchs Land, die ursprünglich dazu gedient hatte, das Vieh von einer Seite des Flusses auf die andere zu bringen. Autos konnten nicht darauf fahren, aber zu Fuß oder auf dem Mountain Bike kam man hinüber.
    Die Polizei schickte jeden zurück, hatte Mom gesagt, allerdings waren sämtliche anderen Wege überschwemmt. Jetzt, wo die Umgehungsstraße geschlossen war, gab es keine Möglichkeit für Autos, nach Ledwardine hinein- oder vom Dorf wegzufahren, jedenfalls so lange nicht, bis eine Behelfsbrücke aufgestellt war, und das würde bis nach Weihnachten dauern.
    Mom sagte, sie würde zu Fuß kommen und das würde eine Weile dauern, aber wenigstens hätte sie eine Taschenlampe. Aber Jane hatte mit Gomer geredet, und der war Mom mit seinem ältesten Jeep über die Felder entgegengefahren.
    Ungefähr eine Stunde später war Mom, die Kapuze tief übers Gesicht gezogen und triefend nass, hereingestolpert und hatte Jane den Gitarrenkoffer in die Arme gedrückt.
Versteck das irgendwo, okay, Spatz?
    Es war surreal.
    Und heute war Weihnachten, und Mom, die erst um eins ins Bett gekommen war, schlief noch – hoffte Jane wenigstens. Dieses Weihnachtsfest würde auf jeden Fall ganz anders ausfallen als sonst.
    «Du hast jetzt genug getan», erklärte Jane dem Fluss. «Du hast deinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht.»
    Sie stellte fest, dass das dunkle Wasser wie ein schwarzer Schatten langsam immer weiter zu den ersten Fachwerkhäusern hinaufkroch, und hörte Nick Drake singen.
    «Betty said she prayed today …»
    Jane wirbelte herum.
    «… for the sky to blow away.»
    «Mann!»
    Er stand an seiner Haustür, trug dunkle Kleidung, und hinter ihm im Haus brannte kein Licht. Sie musste direkt an ihm vorbeigegangen sein.
    «Du kannst auch nicht schlafen», sagte Lol.
    «Ja.»
    Sie war richtig erschrocken. Es war das erste Mal gewesen, dass er vor ihr gesungen hatte, und er klang so sehr nach Nick Drake, dass es einen richtig gruselte.
    «Wie lange stehst du schon da?»
    «Ein paar Minuten.» Lol deutete die Church Street hinunter. «Siehst du, wie das Wasser steigt?»
    «Aber es hat doch aufgehört zu regnen.»
    «Das Wasser kommt jetzt aber noch aus den höher gelegenen Nebenflüssen zu uns runtergeflossen.»
    «Heißt das, es wird noch schlimmer, selbst wenn es nicht mehr regnet?»
    «In den letzten Stunden ist es jedenfalls schlimmer geworden. Um den
Ox
haben sie schon Sandsäcke aufgestapelt. Und weil es keine Zufahrt mehr gibt, kann auch die Feuerwehr nicht kommen, um das Wasser abzupumpen. Vielleicht hat Pierce ja recht. Wenn Ledwardine doppelt so groß wäre, hätte es eine eigene Feuerwehr.»
    «Und was passiert jetzt, Lol? Ich meine, was machen die Leute?»
    «Bull-Davies und Pierce scheinen ausnahmsweise mal

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