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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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bisschen zum Heulen zumute.
    «Wir machen dein Weihnachten kaputt, stimmt’s?»
    Eirion lächelte traurig und fuhr Jane übers Haar.
    «Bis jetzt ist es das beste Weihnachten, das ich je hatte.»
    «Ach, stimmt.» Jane sah ihn feierlich an. «Ich hatte gerade eine Sekunde lang vergessen, dass du ja Waliser bist.»
    Sie sprang von ihm weg, klatschte grinsend in die Hände und dann, als Eirion sie um den Tisch jagte, schnappte sie sich einen Apfel aus der Schale und warf ihn nach Eirion. Er fing den Apfel auf, ließ ihn von einer Hand in die andere rollen, und in diesem Moment warf ein vager Sonnenstrahl einen weißen Lichtfächer durch das Oberlicht.
    Jane blieb keuchend stehen.
    «Jane?»
    «Lucy.»
    Eirion setzte sein ironisches Lächeln auf, aber sein Blick war wachsam. Er legte den Apfel auf den Tisch.
    «Gerade ist mir etwas wieder eingefallen.»
    Die Erinnerung war so klar, als wäre es Gegenwart. So klar, als wäre es Lucy gewesen, die den Apfel fing, und Jane fühlte sich an den Tag in Lucys Laden zurückversetzt, an dem Lucy einen Apfel quer durchgeschnitten hatte. Nicht, wie man es normalerweise machte, vom Stiel aus. Sie erinnerte sich, wie Lucy ihr die beiden Hälften in den ausgestreckten Händen hingehalten hatte.
    Hier … was siehst du?
    Und Jane hatte zum ersten Mal die feinen grünen Linien und Punkte in der Mitte des Apfels gesehen, die einen fünfzackigen Stern bildeten. Das Pentagramm, das im Herzen jedes Apfels lag, das man aber nur entdeckte, wenn man ihn quer durchschnitt, was nur selten jemand machte. Die verborgene Magie des Alltags. Lucy hatte gesagt:
Den Quatsch mit der schwarzen Magie kannst du gleich vergessen. Das Pentagramm ist ein sehr altes Symbol für Reinigung und Schutz.
    «Ich glaube, wir übersehen etwas, das wir direkt vor der Nase haben», sagte Jane.
    Als wäre mit dem Gedanken an die zwei Apfelhälften etwas in ihr aufgetaucht. Etwas wie die zwei Hälften einer Idee, die sie nicht zusammensetzen konnte.
    Ich will nichts von dem einfachen, bescheidenen Apfel hören
, hatte Lucy gesagt.
    Jane setzte sich. Ihr war ein bisschen schwindelig. Alles erschien ihr mit einem Mal so unwirklich.
    «Irene, könntest du …?»
    «Was immer du willst.»
    «Lol soll noch mal mit Gomer losfahren, um ihm zu helfen. Ich mache mir Sorgen um seine Hände.»
    «Ich springe für ihn ein», sagte Eirion. «Wenn Gomer einverstanden ist.»
    «Und sag Lol, er soll heute Abend nicht ‹Fruit Tree› spielen.»

    Im Dorf war kaum etwas los. Die meisten Leute waren in der Nacht zuvor lange aufgeblieben, hatten auf der Straße mit den Nachbarn geredet, halb aufgeregt, halb verängstigt. Nur James Bull-Davies und Gomer Parry waren zu sehen. Sie lehnten auf dem Marktplatz an Gomers Jeep.
    «Warne lange Nacht, Frau Pfarrer.»
    «Ich weiß nicht, wie Sie das durchhalten, Gomer.»
    Er wirkte erschreckend glücklich. Shirley West würde bestimmt das Licht des Teufels in seinen dicken Brillengläsern funkeln sehen.
    «Brauch nich mehr so viel Schlaf heutzutage, verstehnse? Bin ausgewachsen, un mit der Schönheit hatt ich’s nie so.» Er sah die Straße hinunter und drehte sich eine Zigarette. «Keine Ahnung, was wir mit dem Fluss noch machen können, aber ich schätze, unser Heerführer hier hat die ein oder andere Idee.»
    «Tja, eine neue Brücke können wir jedenfalls nicht bauen», sagte James. «Das schaffen nicht mal Sie.»
    «Ähm …» Merrily versenkte ihre Hände in den Jackentaschen. «Könnte ich Sie beide etwas fragen? Vertraulich?»
    «Fragen Sie nur», sagte Gomer. «Wie die alten Dichter sagen: Was wär dies Leben wert, wenn wir keine Zeit mehr für unsere kleine Frau Pfarrer hätten.»
    «Cole Barn. Was für eine Geschichte hat sie? Die Scheune hat früher mal Ihrer Familie gehört, oder, James?»
    «Meine Güte, Hochwürden, früher hat hier mal mehr oder weniger
alles
meiner verflixten Familie gehört. Die Scheune selber nicht, der Grund und Boden, auf dem sie steht, aber schon. Oh, ich hatte doch gesagt, dass ich nachsehe, ob ich eine Erwähnung der Steine in den alten Papieren finde. Da war nichts, allerdings waren die Bulls auch nicht gerade für ihre Geschichtsverbundenheit bekannt. Falls ihnen die Steine im Weg waren, hätten sie die einfach vergraben oder zerschlagen lassen, und damit hätte es sich gehabt.»
    «Bis wann gehörte dieses Grundstück Ihrer Familie?»
    «Cole Farm wurde … irgendwann um 1900 verkauft, glaube ich. An Albert Evans, der damals unser Grundstücksverwalter

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