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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bezirksrats
    nicht für ihre Unfähigkeit kritisieren.
    Schließlich beschimpfen wir ja auch
    keinen Schwachsinnigen, weil er die
    Quantentheorie nicht versteht.
    Leserbrief an die
Hereford Times
    Februar 2008

8 Hinterhältige Schatten
    Die Heizung oder was sich so nannte, sollte sich um sieben Uhr für genau anderthalb Stunden einschalten. Die Heizölpreise. Sie zwangen Merrily und Jane, sich einzuschränken. Deshalb hatten sie auch den alten Aga abgeschafft.
    Merrily hastete in der Küche herum, setzte Wasser auf, schaltete den Toaster an, fütterte Ethel, rannte wieder in die Eingangshalle und rief die Treppe hinauf.
    «Spatz?»
    Sie konnte kaum das Wort aussprechen, so eingefroren fühlte sich ihr Gesicht an. An der Wand neben der Tür blickte der Jesus von Holman Hunts Bild
Das Licht der Welt
mit einem gewissen Mitgefühl auf sie herab – offensichtlich konnte er sich an seiner Laterne auch nur mangelhaft aufwärmen.
    «Jane!»
    Das Kind war definitiv schon aufgestanden. Merrily hatte Jane oben herumlaufen hören.
    Keine Antwort, kein Radio, kein laufendes Wasser. Merrily ging wieder in die Küche und schlug drei Eier in eine Schüssel. Tom Parsons Einäscherung war um elf Uhr im Krematorium von Hereford. Der alte Tom, Lokalhistoriker, der früher das Gemeindeblättchen herausgegeben hatte, war der Dritte aus dem Dorf, der innerhalb von zwei Wochen verstorben war. Die nächste Beerdigung – das nächste leerstehende Cottage, um das sich die Leute reißen würden zu wahnwitzigen Preisen, seit Umzugslaster hier häufiger geworden waren als Linienbusse.
    Sie erschauerte vor Kälte und ging wieder in die Eingangshalle.
    «Jane!»
    Nichts. Merrily raffte ihre Soutane zusammen und rannte die Treppe hinauf bis zum Dachboden, auf dem Jane ihr sogenanntes Apartment eingerichtet hatte. Ein großes Schlafzimmer mit all den gruseligen Büchern, die sie so gerne las, ihr Schreibtisch, ihre Stereoanlage, ihre CD s. Die Tür stand offen. Merrily schaltete das Licht an und sah die Bettdecke zurückgeschlagen und ein Kissen auf dem Boden.
    Was war jetzt wieder los? Hatte sich Jane über ihre Rabenmutter aufgeregt, die bei der Versammlung am Vorabend nicht aufgestanden war und für Coleman’s Meadow gekämpft hatte? Aber es hatte nicht so gewirkt, als hätte sie sich geärgert … Jane. Eines Tages würde man ihre Reaktionen vielleicht vorhersehen können, aber so weit war es noch lange nicht.
    Merrily setzte sich auf die Bettkante und dachte darüber nach, wie es nächstes Jahr um diese Zeit wäre, wenn Jane nicht mehr da war. Würde sie dann wirklich allein hier leben? Und Lol allein in Lucys altem Cottage? Wenn die Kirche das Pfarrhaus zum Verkauf anbieten würde, könnte das Bistum ordentlich abräumen.
Ledwardine, 17 . Jahrhundert, sieben Schlafzimmer, zur Vermietung an Feriengäste nutzbar.
Eines Tages würden sie es tun. Dann würde der Pfarrer in eine der neuen Wohnsiedlungen verpflanzt, und an einem Morgen wie diesem schien das gar keine so schlechte Idee.
    Eine Videokassette ragte aus dem Player unter Janes altem Fernsehapparat heraus. Die Kassette war mit
T- 1 Feb.
beschriftet. Jane hatte sie im letzten Winter aufgenommen, lange bevor sie davon geträumt hatte, Archäologin zu werden.
Trench One
war immer recht sehenswert, aber so umwerfend auch wieder nicht. Warum hatte sich Jane das noch einmal angeschaut?
    Oh, und du errätst nie
, hatte sie über die Schulter zurückgerufen, als sie am Abend davor auf dem Weg ins Bett war,
wer die Grabung leiten wird
. Merrily hatte umsonst auf den Namen gewartet, Jane machte es eben gern spannend.
    Merrily schaltete Videorecorder und Fernseher ein und schob die Kassette in den Apparat. Über eine graue Landschaft und düstere Wolkenberge liefen Titel und Vorspann.
    Dann erschien ein kräftiger Mann, der auf einem kleinen Hügel stand und von unten aufgenommen worden war.
Trench One
wurde abwechselnd von drei Grabungsleitern moderiert, die unterschiedliche Standpunkte präsentierten und die Ergebnisse diskutierten. Es ging um Widerspruch und Konkurrenz.
    «Wir haben uns also die Berichte von der ersten Grabung aus dem Jahr 1963 angesehen …»
    Er trug eine Art Buschhemd mit Aufnähern, ein Armee-Barett und Jeans mit ausgefransten Löchern an den Knien. Für den Fall, dass es irgendjemand noch nicht wusste, informierte eine Unterzeile darüber, wer das hier war.
    Prof. William Blore.
    «… uns mit den geophysikalischen Bedingungen vertraut gemacht, massenweise Luftaufnahmen

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