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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schlug das Zünglein kräftig Richtung Atheismus aus. Oder war das Paranoia? Vielleicht nicht. Über Dawkins’
Der Gotteswahn
lag ein Buch mit silberblauem Cover.
Das Guckloch in den Himmel
.
    Das O in
Guckloch
war tatsächlich ein Loch im Cover. Merrily ging in den Laden, und als sie das Buch auf den Ladentisch legte, erntete sie ein schiefes Lächeln von der Besitzerin Amanda Rubens, die bis vor kurzem in Stoke Newington gewohnt hatte.
    «Kenne deinen Feind, Frau Pfarrer?»
    «So was in der Art», sagte Merrily.
    Bücher über regionale Geschichte, Zauberei oder Landschaftsmysterien hatte sie nicht gesehen. Wie sehr sich alles verändert hatte, seit dieser Laden nicht mehr das
Ledwardine Lore
von Lucy Devenish war.

    Im Auto stank es immer noch nach den Pommes vom Abend zuvor. Bliss befand sich auf dem Parkplatz hinter der Goal Street und ließ im Geiste noch einmal das Gespräch mit Annie Howe ablaufen. Am liebsten hätte er die Stirn aufs Armaturenbrett geknallt, um die Erinnerung daran loszuwerden, wie Howe ihn weggeschickt hatte.
    «Gehen Sie!»
    Dabei hatte sie sich weggedreht, als könnte sie seinen Anblick nicht mehr ertragen. Als wäre er ein Stück alte Scheiße, das die Polizeibehörden von ihren neuen Stiefeln kratzen mussten. Unglaublich. Die Frau, die im schwersten Mordfall in Hereford seit Roddy Lodge die Ermittlungen leitete, nahm sich in der wichtigen Anfangsphase der Aufklärung Zeit, um …
    Bliss ließ das Fenster herunter.
    … ihm von einem Unfallchirurgen aus dem Kreiskrankenhaus zu erzählen, der vorhatte, eine Beschwerde einzureichen, weil sein Sohn von einem Zivilbeamten bedroht worden war, und zwar …
    Bliss hielt sein Gesicht in den Regen.
    … vor zwei Tagen im Stadtzentrum, an dem Abend, an dem die Geschäfte länger geöffnet hatten.
    «Mr. Shah», Howe zog einen Bericht zu sich heran, der auf ihrem Schreibtisch gelegen hatte, «gibt an, dass der Junge und zwei seiner Freunde von einem übereifrigen Angestellten des Ordnungsamtes schikaniert wurde, der ihn fälschlich beschuldigte, Abfall auf die Straße geworfen zu haben.»
    «Fälschlich?»
    «Als sie begannen, ihre Unschuld zu beteuern, mischte sich ein Mann ein, der sich als Polizist auswies, und drohte damit, Mr. Shahs Sohn in eine Zelle zu sperren und, ich zitiere, ihm seinen beschissenen Hals zu brechen.»
    Bliss starrte sie nur an. Hinter der Glastür zum Flur versammelten sich immer mehr Polizisten.
    «Der Beamte hat seinen Namen nicht genannt, aber als er begann, Obszönitäten zu schreien …»
    «Obs …?»
    «… fiel ihnen auf, dass er einen deutlich erkennbaren Dialekt aus dem Norden hatte. Er klang, meinte einer der Jungen, wie der Comedian Paul O’Grady.»
    «Das ist mehr Schmeichelei, als ein Mann ertragen kann.»
    «Also streiten Sie nicht ab, dieser Beamte gewesen zu sein.»
    «Annie, was ich allerdings bestreite, ist, …»
    «Und trotzdem,
DI Bliss
, finden wir aus irgendeinem Grund Ihren Bericht zu diesem Zwischenfall nicht.»
    «Das ist lächerlich. Das war kein
Zwischenfall
, beim besten Willen nicht. Wie alt, sagten Sie, ist der Junge?»
    «Dreizehn. Und warum haben wir trotzdem einen Bericht über diesen Zwischenfall? Was glauben Sie wohl?»
    «Dieser Dreizehnjährige hat
Stella
getrunken. Das ist nicht gerade das schwächste Bier.»
    «Es war Orangensaft.»
    «Quatsch.»
    «Sagt Mr. Shah.»
    «Mr. Shah. Also gut. Reden wir zuerst über diesen Aspekt, falls Sie … Es war dunkel, und die Hälfte der Läden hatte geschlossen. Ich habe nicht mal
bemerkt
, welche Hautfarbe der Junge hatte. Ich versichere Ihnen, dass sich dieser Junge mit Bier abgefüllt hat und total betrunken wirkte. Und er hat die Dose auf die Straße geworfen, nachdem er einen Anti-Alkohol-Aktivisten in einem Affenkostüm mit dem Bier bespritzt hatte. Und was die
Obszönitäten
angeht … ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich verpissen. Das war alles.»
    «Sie haben einem dreizehnjährigen Jungen gesagt, er soll sich verpissen.»
    «Sie hätten ihn mal hören sollen!
    «Und haben Sie ihn auch einen
Versager
genannt?»
    «Meine Güte! Ich nenne jeden Versager! Das ist ja wohl kaum …» Bliss schloss die Augen. Nach all seinen Bemühungen, seine Sprache zu mäßigen, nachdem er sich sogar um seiner Kinder willen dazu gebracht hatte,
fuck
durch
beschissen
zu ersetzen, konnte das hier einfach nicht wahr sein. «
Und
– danach können Sie sich bei den Leuten vom Ordnungsamt erkundigen – ich habe die Jungs weder angerührt noch ihnen

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