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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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erschöpft zurücksinken. «Allerdings ist damit wenigstens eine Frage beantwortet.»
    Sie erinnerte Lol an den Mann im dreiteiligen Anzug, den sie nach der Gemeindeversammlung gesehen hatte. Jonathan Long. Geheimdienst. Merrily erzählte, was sie von Bliss erfahren beziehungsweise nicht erfahren hatte.
    «Also geht es wirklich um Politik», sagte Lol. «Sonst würde die normale Polizei ausreichen. Es geht um Fragen der nationalen Sicherheit.»
    «All diese Leute bekommen Morddrohungen. Die Verleger sind ja beinahe schon enttäuscht, wenn mal keine kommen.»
    «Also soll dieser Long für seine Sicherheit sorgen, oder was?»
    «Kann sein. Ich weiß es nicht. Irgendwie passt es nicht so richtig zusammen. Ich meine, so wahnsinnig ernst scheint Stooke es mit seiner falschen Identität ja nicht zu nehmen, wenn Jane schon am ersten Tag über ihn stolpert. Und warum hier, Lol? Warum kommt er ausgerechnet
hierher
? Und warum – und das ist die eigentliche Frage – schmeichelt sich seine Frau bei meiner Tochter ein?»
    «Na ja, wenn sie Journalistin ist …» Lol trank seinen Tee aus und stellte den Becher auf den Boden. «Sie wohnen an der Coleman’s Meadow. Und die ist eine Story wert oder wird es bald sein.»
    «Was meinst du, was ich tun sollte?»
    Lol lehnte sich zurück und streckte die Beine Richtung Ofen.
    «Ihn outen, vielleicht?»
    «Klingt das wirklich nach etwas, das ich tun würde?»
    «Oder du könntest bei ihm vorbeigehen, feststellen, ob er Interesse hat, mal die Messe zu besuchen.»
    «Ja, daran hatte ich auch schon gedacht.»
    «Merrily …», Lol sah sie an. «Hast du denn gelesen, was er über Geistliche schreibt?»
    «Das war ein Witz. Und nein, ich habe nichts von ihm gelesen. Aber das ändert sich bis heute Abend.»
    Sie starrte in den Ofen, wo die zwei Holzscheite zu einem glühenden gotischen Bogen verschmolzen waren, der aussah wie das Tor zur Hölle.
    Da gibt es so unendlich viele Provinznester auf der Welt … und ausgerechnet Ihres müssen die sich aussuchen
.
    In das Schweigen hinein sagte Lol: «Hab ich dir erzählt, dass sie mich auf einer Tournee durch Amerika dabeihaben wollen?»
    Merrily fuhr auf.
    Das hatte er ihr natürlich nicht erzählt. Und das wusste er auch ganz genau.
    «Wer?»
    «So ein Typ namens Jeff Caldwell hat mit mir darüber gesprochen. Das ist ein Musikveranstalter, dem ich bei der BBC begegnet bin. Prof Levin kennt ihn.»
    «Und?»
    «Prof hat gesagt, der Typ wäre astrein.»
    «Also …» In Merrilys Magen schien sich eine Eiszeit auszubreiten. «Das ist ja phantastisch, Lol. Das ist … echt … Hmm, wann ist das?»
    «Ich weiß nicht genau. Im nächsten Frühjahr. Irgendwer ist ausgestiegen. Die Auftritte sind zum größten Teil in Unistädten, aber …»
    «Also … Glückwunsch. Du … hast es geschafft.»
    «Glaubst du?» Lol rückte dichter an Merrily heran. «Die Leute, die so was schon gemacht haben, sagen, es ist einfach nur ein Motelzimmer nach dem anderen.»
    «Wie aufregend. Ich wünschte, ich könnte mitkommen.»
    Es regnete jetzt wieder heftiger.
    «Na ja …», sagte Lol. «Daran hatte ich auch gedacht. Besteht denn irgendeine Aussicht?»
    «Worauf?»
    «Nach Amerika zu fahren. Für dich, meine ich.»
    «Ich? Und wer soll das bezahlen?»
    «Ich.»
    «Nein, das ist nicht … Wie lange würde es dauern?»
    «Ungefähr fünf Wochen.»
    Merrily sagte nichts. Sie wussten beide, wie unmöglich das für sie war, aus unheimlich vielen Gründen. Im Ofen zerbarst das Tor zur Hölle in einer Funkenwolke.
    «Okay, ich rufe den Typ heute Nachmittag an», sagte Lol. «Ich meine, es ist sowieso nicht das, was ich eigentlich …»
    «Lol.»
    «Ja?»
    «Du musst das machen.»
    «Mir gefällt’s hier viel zu gut», sagte Lol. «Außerdem ist es zu spät und auch nicht so wichtig. Wirklich wichtig ist … was am Weihnachtsabend passiert. Im
Swan

    Sie sah ihn schweigend an.
    Weihnachten … sie hatte sich bemüht, ihn nicht auf irgendeine Art zu beeinflussen. Er hatte ein paar Freunde – gute Freunde – in Ledwardine, aber sie war nicht sicher, ob er Fans hatte. Ein Auftritt im
Black Swan
konnte ein Erfolg werden, aber genauso gut eine Katastrophe, besonders an einem Weihnachtsabend. Und er brauchte es nicht. Er hatte mit Jools Holland gearbeitet, er war zu einer Amerika-Tournee eingeladen worden. Er hatte Michael Stipe «Baker’s Lament» mitsingen sehen. Was verlor er schon, wenn er nicht im
Black Swan
auftrat?
    «Ich habe … zugesagt.»
    «Oh.»
    «Hab’s bis

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