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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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nicht brauchen, und kürzen bei den Sachen die Mittel, die wir brauchen, das ist … einfach falsch.»
    Merrily nickte. Was konnte man dazu schon sagen?
    «Nein», sagte Jim. «Ich hätte nie gedacht, dass es hier auch so laufen könnte. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass es mal so viele Ausländer und Kriminelle in Hereford gegen würde, man muss ja bloß die
Hereford Times
aufschlagen. Es ist außer Kontrolle geraten. Wir rasen auf den Abgrund zu. Ich weiß nicht, wie Sie überhaupt noch Ihre Arbeit machen können – das Gute im Menschen … ich weiß nicht.»
    «Jim, wenn wir …»
    «Brenda will verkaufen», sagte Jim.
    «Den Laden?» Merrily sah auf. «Sie will den Laden aufgeben?»
    «Ich geh auf die sechsundsechzig zu. Kann mich noch dran erinnern, dass man einem Jugendlichen früher, wenn man ihn beim Klauen erwischt hat, einfach eine Ohrfeige verpasst und es seinem Vater erzählt hat. Und der hat ihm dann noch mal eine ordentliche Abreibung verpasst. Heutzutage droht einem der Vater schon mit ’ner Klage, wenn man auch nur ein bisschen lauter wird.»
    Merrily seufzte.
    «Wissen Sie, was Brenda den Rest gegeben hat? Dieser bewaffnete Raubüberfall drüben in Shropshire – haben Sie das in den Nachrichten gesehen? Ist
genauso
ein Dorfladen wie der hier, mit ’ner Poststelle hinten. Brenda sagt, das war’s jetzt. Es ist Zeit, den Laden loszuwerden.»
    Merrily ließ den Blick durch den Laden schweifen, an dessen anderem Ende hinter einer Scheibe aus Sicherheitsglas Shirley West saß. Es war allgemein bekannt, dass Brenda Prosser die Poststelle nie hatte übernehmen wollen, und zwar genau aus diesem Grund: Das Geld lockte Kriminelle an. Aber nachdem die Post immer mehr Filialen aufgab, musste die Poststelle von Ledwardine in den Gemischtwarenladen ziehen, andernfalls hätte es überhaupt keine Poststelle mehr gegeben.
    Weder Jim noch Brenda waren qualifiziert, eine Poststelle zu führen, und glücklicherweise hatte Shirley West, die aus unbekannten Gründen ihre Stelle bei der Bank in Leominster aufgegeben hatte, eine Arbeit gesucht. Außerdem hatte Shirley früher in einer Postfiliale gearbeitet.
    «Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Jim. Ohne Sie wäre es nicht mehr dasselbe.»
    «Es ist jetzt schon nicht mehr dasselbe», sagte Jim. «Möchten Sie noch etwas?»
    «Nein, ich … doch. Na ja, nur eine Information. Diese Leute in Cole Barn …»
    «Die Wintersons? Die haben nur gemietet. Den Preis, den dieser französische Halsabschneider verlangt hat, hätte kein Mensch bezahlt.»
    «Nein.»
    Ein Tochterunternehmen der Firma, der jetzt der
Black Swan
gehörte, hatte Cole Barn in ziemlich heruntergekommenem Zustand gekauft. Spekulanten. Niemand war allzu betrübt gewesen, als das Projekt nach hinten losging. Luxuseigenheime oder Megalithen – weder das eine noch das andere steigerte den Marktwert der Cole Barn direkt nebenan. Über ein Jahr lang hatte sich kein Käufer gefunden.
    «Heute hier, morgen wieder weg, diese Leute», sagte Jim. «Lohnt sich nicht, mit denen seine Zeit zu verschwenden.»
    «So etwas darf ich nicht mal denken. Wie sind sie so?»
    «Kommen wohl aus der Londoner Gegend. Die Frau ist ganz nett … und ziemlich neugierig. Bisschen überdreht. Den Mann habe ich noch nie gesehen. Haben Sie was über sie gehört, Merrily?»
    «Ich? Wann höre ich schon jemals was?» Merrily nahm ihre Zigaretten. «Sie denken doch nicht
ernsthaft
daran, den Laden aufzugeben, oder?»
    «Vermutlich ist es nächstes Frühjahr so weit. Sehen Sie’s doch mal von der Seite: Was wird dieser Laden wohl noch wert sein, wenn unten an der Church Street ein Tesco oder ein Coop aufmacht? Null Komma nichts.»
    «Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.»
    «Das bleibt vorläufig unter uns, okay?», sagte Jim. «Wir wollen kein Gerede.»
    Merrily nickte und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Es hatte beinahe eine halbe Stunde nicht geregnet, aber als sie auf die Straße trat, fing es wieder an. Sie ging am Rand des Marktplatzes entlang und durch die offene Markthalle; zwischen den Eichensäulen sah sie den auf edel machenden neuen Buchladen namens – konnte es noch schlimmer kommen? –
Ledwardine Livres
. Es war halb zehn, der Buchladen machte eine gute halbe Stunde früher auf als sonst, was daran lag, dass Weihnachtsmarkt war. Der Rollladen wurde hochgezogen und gab ein schmales Schaufenster frei, in dem Bücher von Richard Dawkins, Ian McEwan und Philip Pullman einträchtig nebeneinanderlagen. Da

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