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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gedroht. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich gesagt habe, ich würde ihm seinen beschissenen Hals brechen. Kommen Sie … mitten im Stadtzentrum? Vor Zeugen?»
    «Anscheinend haben Sie einen weniger öffentlichen Ort ins Spiel gebracht – eine nach Kotze stinkende Zelle.»
    «Mein Gott, so macht man das eben, oder etwa nicht? Man jagt den kleinen … Man macht ihnen ein bisschen Angst und lässt sie dann gehen. Das spart eine Menge …» Papierkram. Bliss sagte es nicht. Howes gesamte Karriere war auf Papierkram aufgebaut.
    Stille. Sogar der beschissene Regen hatte aufgehört.
    «Nein.» Annie Howes Stimme klang wie die splitternde Eiskruste auf einer zugefrorenen Pfütze. «So macht man es eben
nicht
. So haben es dumme, abgestumpfte Polizisten
früher
gemacht. In den schlechten alten Zeiten.»
    Und dann erzählte sie ihm den Rest – warum er dieser Sache nicht einfach mit einem Siegerlächeln den Rücken kehren konnte. Anscheinend hatte ein Nachbar Shahs beinahe die gesamte Szene mit angesehen. Dieser Nachbar hatte Shah am nächsten Tag darüber informieren wollen, dass sein Sohn anscheinend beim Komasaufen in Hereford mitgemacht hatte. Und das kleine Arschloch hatte gelogen, dass sich die Balken biegen, um zu Hause keinen Ärger zu kriegen.
    Ein öffentlicher Zwischenfall. Und jetzt wollte dieser Mr. Shah eine Entschuldigung.
    «In diesem Fall», hatte Bliss zu Howe gesagt, «werde ich Mr. Shah persönlich einen Besuch abstatten, und ihn ins Bild …»
    «Sie gehen nicht mal
in die Nähe
von Mr. Shah.»
    «Meine Güte.» Bliss musste sich beherrschen, um nicht loszubrüllen. «Gut, und was ist mit den Leuten vom Ordnungsamt? Sie haben sich doch sicher ihre Aussage besorgt.»
    «Allerdings.»
    «Und?»
    «Die beiden Vertreter des Ordnungsamtes sagen, die Beschuldigung wegen des Abfalls sei zwar zutreffend …»
    «Genau.»
    «… aber beide geben übereinstimmend an, dass sie die Situation im Griff hatten und nicht um Unterstützung gebeten haben.»
    «Ach, von wegen, es war klar, dass …»
    «Sie sagen sogar, dass die Situation durch Ihre unerbetene und unnötige Unterstützung eindeutig
angeheizt
wurde.»
    «Diese verlogenen Duckmäuser!»
    «Bliss …» Howe stand auf. «Mir ist es vollkommen
egal
, wer hier lügt. Aber
nicht egal
ist mir, dass sich einer meiner höheren Beamten in aller Öffentlichkeit in einen banalen, aber möglicherweise rufschädigenden Vorfall verwickeln lässt, während wir Übrigen mit Hochdruck an einem Fall arbeiten, der …», Howe wedelte mit der
Daily Press
vor Bliss herum, «… sich als die aufsehenerregendste Mordermittlung entpuppt, die es in dieser Stadt je gegeben hat. Also, ich weiß ja nicht, was Sie für Probleme haben … wie ich höre, sind sie privater und familiärer Natur. Aber Sie sorgen entweder dafür, dass Sie das in den Griff kriegen, oder Sie suchen sich einen Therapeuten … und währenddessen überlegen Sie sich eine passende Entschuldigung, mit der Sie diesem verdammten Kerl in den Arsch kriechen, bevor er es noch weitertreibt.»
    «Ma’am, ich glaube, Sie sollten …»
    «Sagen Sie
kein Wort
mehr. Gehen Sie. Reden Sie mit den Leuten, über die wir gesprochen haben, und schreiben Sie mir einen Bericht. Sie wissen, wonach ich suche.» Und als er ging, erklärte Sie ihm noch ganz genau, wie es um ihn stand.
    «Wenn es irgendwen gibt, der Sie aus dieser Sache herausholen kann», hatte Annie Howe gesagt, «werde das wohl ich sein müssen.»
    Sie hatte nicht aufgesehen. Das war auch nicht nötig gewesen.
    Bliss legte die Stirn aufs Lenkrad, auf den Plüschüberzug mit Tigerstreifen, den ihm seine Kinder zum letzten Vatertag geschenkt hatten. Er dachte an das dröhnende Schweigen in der Einsatzzentrale, als er auf der Suche nach Karen Dowell an den anderen vorbeigegangen war.

    Lol rannte hinunter und riss die Haustür auf. Der Regen spülte Merrily herein. Lol ärgerte sich.
    «Du hast einen
Schlüssel

    Warum benutzte sie nie ihren Schlüssel, als würde sie sich wie ein Eindringling fühlen.
    «Ja, ich weiß.» Sie schlüpfte aus der Jacke und hängte sie über den Treppenpfosten, so wie es Lucy Devenish früher mit ihrem Poncho gemacht hatte. «Ich hab ihn vergessen … bin einfach rausgelaufen. Ich wollte mit irgendwem reden.»
    «Irgendwem?»
    «Sorry.» Sie zog ihn in die Arme. «Das ist lächerlich.»
    «Was ist lächerlich?»
    «Das hier.»
    Merrily ging wieder zur ihrer Jacke, zog eine braune Papiertüte aus einer Tasche und gab sie Lol. Er

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