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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schüttelte ein Taschenbuch aus der Tüte, das er sofort erkannte, weil er es stapelweise in Londoner Buchhandlungen hatte liegen sehen und an den Bushaltestellen Plakatwerbung dafür gemacht wurde.
    Den Effekt erzielte das Loch im Cover. Es war kein schwarzes Loch, es war grau. Ein graues Loch in einem schimmernden silberblauen Himmel, und wenn man das Buch aufklappte, hatte man keine Titelseite vor sich, sondern eine leere Seite, komplett grau, und unten stand:
    Hier ist nichts … was hatten Sie denn gedacht?
    «Ich fasse es nicht», sagte Lol. «Du hast das echt gekauft?»
    «Gerade eben.»
    «Du hast Mathew Stookes Bestseller gekauft, einen Ratgeber für ein …», er las vom Buchrücken ab,
«… ausgeglichenes Leben ohne Schuldgefühle und ohne die sinnlose Zeitverschwendung mit Gott
?
»
    «Es tut mir um jeden Penny leid», sagte Merrily. «Aber ich finde, man muss seine Nachbarn unterstützen.»

20 Warnhinweis
    Der Holzofen war nicht groß, reichte für diesen Raum aber vollkommen aus. Hinter der Glasscheibe verschmolzen zwei glühende Holzscheite miteinander, die das Zimmer in Rosa und Orange tauchten – eine Leuchtturmkammer inmitten dieses öden grauen Regentages.
    Nachdem sie auf das Sofa unter dem enormen Deckenbalken gesunken war und ihre Füße der Wärme entgegengestreckt hatte, schlief Merrily beinahe ein. Verdammt, bei Lol war es so viel gemütlicher als in dem alten, zugigen Pfarrhaus.
    Heirate mich, Lol. Bring mich hier weg
.
    Sie blinzelte, erschreckt von ihren eigenen Gedanken. Lol kam mit Teebechern aus der Küche. Sie streckte eine Hand aus und sah in die Augen hinter der runden Nickelbrille.
    «Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen?»
    «Ich weiß nicht.» Er beugte sich vor und küsste ihre Hand, bevor er ihr einen Becher Tee gab. «Aber du siehst ziemlich gut aus, also kannst du hier ’ne Zeitlang abhängen, wenn du willst.»
    «Ja, super.»
    Sie nippte an ihrem Tee. Lol hatte gearbeitet. Überall lagen Zettel mit Songtexten herum. Neben dem Tisch am Fenster lehnte die Takamine. Dort war immer der Platz der Boswell-Gitarre gewesen. Lol erwähnte sie nie. Merrily hoffte, dass sie das Richtige tat. Es würde schrecklich teuer werden, teurer als alles, was sie je gekauft hatte – einschließlich ihres Autos, wenn sie genau darüber nachdachte.
    «Weiß sonst noch jemand, dass Stooke hier wohnt?»
    Lol beugte sich über die Rückenlehne des Sofas und legte die Arme um Merrily. Merrily schüttelte den Kopf.
    «Ich glaube nicht. Außerdem lebt er unter falschem Namen hier.»
    «Er ist aber nicht gerade der unauffällige Typ, oder?»
    Lol schlug die hintere Umschlagseite von
Das Guckloch in den Himmel
auf. Dort befand sich ein ganzseitiges Foto von einem Mann mit schulterlangen schwarzen Locken und einem schwarzen Vollbart.
    «Und ich glaube, er wiegt ungefähr hundertfünfzig Kilo», sagte Merrily.
    «Von wem hast du das?»
    «Aus dem Internet. Ich konnte nicht mehr schlafen, nachdem Jane mir davon erzählt hatte. Hab mich nachts um halb drei an den Computer gesetzt und Mathew Stooke gegoogelt.»
    «Womöglich ist er es ja gar nicht», sagte Lol. «Vielleicht haben sie den Ersatzbassisten von Iron Maiden dafür angeheuert.»
    «Um nach all den Morddrohungen seine Identität zu verschleiern?» Merrily schlug das Buch zu. Einer der Kommentare auf der Rückseite lautete:
Stooke muss angesichts der aktuellen Stimmung als unglaublich mutig bezeichnet werden.
«Siehst du», sagte Merrily, «schon das stimmt überhaupt nicht. Angesichts der aktuellen Stimmung muss Stooke als Vorreiter bezeichnet werden, die aktuelle Stimmung ist nämlich total antireligiös.»
    «Damit sind die Islamisten gemeint, oder? Die Tatsache, dass er von Christen gehasst wird, ist – bei allem Respekt – kein großes Problem. Jedenfalls nicht in unserem Land. Aber wenn man die Muslime beleidigt …»
    «Soweit ich weiß, wurde seit Rushdie keine Fatwa mehr gegen einen Schriftsteller ausgerufen. Und der islamische Fundamentalismus … der Terrorismus … ist doch gerade der Hauptgrund für die Stärkung säkularer Staaten. Säkularität wird zur Zuflucht. Ein politischer Rückzugsort.» Merrily legte das Buch auf eine der Sofalehnen. «Das ist ja das Deprimierende daran. Kein Mensch gibt es zu, aber es geht immer nur um Angst.»
    «Dann könnte das Gesundheitsministerium ja gleich einen Warnhinweis an die Kirchen hängen:
Gott gefährdet Ihre Gesundheit

    «Das kommt garantiert als Nächstes.» Merrily ließ sich

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