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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Menschenverstand trafen. Sie legten es nur auf kurzfristige Erfolge an und brachten nebenbei ihre Schäfchen ins Trockene. Wie lange würde es, falls Gomer recht hatte, dauern, bis dieses blinkende Weihnachtshaus zu einem grell beleuchteten Flussdampfer wurde?
    «Und was ist mit Coleman’s Meadow, Gomer? Wenn der Fluss über die Ufer tritt, könnte das Wasser dann bis dorthin vordringen?»
    Die Ausgrabung auf Coleman’s Meadow war schon zweimal aufgeschoben worden – Jane verlor langsam die Hoffnung, dass vor dem Ende der Schulferien noch irgendetwas Bedeutendes entdeckt werden würde. Falls man überhaupt jemals anfangen würde zu graben.
    «Könnte es, Gomer?»
    «Willste immer noch Harchäologin wern, Janey?»
    «Unbedingt. Nächstes Jahr bewerbe ich mich bei zwei Unis. Drücken Sie mir die Daumen.»
    Es wäre phantastisch, wenn sie eines Tages in dieser Gegend arbeiten könnte. Die Megalithen von Ledwardine könnten bis zum Sommer wieder an ihrem alten Platz stehen, aber es wären vermutlich jahrelange Ausgrabungen notwendig, um die Dinedor-Schlange auf der anderen Seite von Hereford freizulegen, und wer konnte wissen, was es sonst noch alles zu entdecken gab? Auf einmal war das County zu einem Hotspot der prähistorischen Archäologie geworden – zwei wirklich bedeutende Entdeckungen innerhalb eines Jahres. Als würde die Landschaft von sich aus Jahrhunderte ablegen wie überflüssige Bettlaken, sodass ein uraltes Licht bis an die Oberfläche schimmerte, und Jane fühlte bis ins Rückenmark, wie wichtig das alles war.
    «Gomer, wird die Weide vermutlich überflutet oder nicht?»
    «Kann sein.» Gomer nahm die Zigarette zwischen zwei Finger, die aus seinem abgeschnittenen Handschuh herauslugten. «Liegt schließlich ziemlich tief, oder?»
    «Wenn die nämlich denken, dass das Wasser ihre Ausgrabung ruiniert, fangen sie vielleicht gar nicht erst an.»
    Und inzwischen würde der verdammte Gemeinderatsvertreter Pierce, dem es scheißegal war, was unter Coleman’s Meadow lag, das Projekt torpedieren, genau wie es seine Bezirksratsversammlung mit der Dinedor-Schlange gemacht hatte. Sie würden auf Zeit spielen, und dann müsste Jane wieder in die Schule, bevor die erste Kelle Sand weggekratzt wurde.
    «Gehen Sie zu der Gemeindeversammlung, Gomer?»
    «Werf vielleicht mal nen Blick rein oder auch nich. Hört doch sowieso keiner aufn alten Totengräber. Für dich gilt immer noch Anwesenheitsverbot, was, Janey?»
    «Na ja,
Anwesenheitsverbot
nicht gerade. Mom hat nur …»
    … höflich darum gebeten, dass sie wegblieb.
    Mom glaubte, das verrückte Kind könnte sich nicht beherrschen, würde eine Szene machen, Pierce anmotzen.
    Das braune Wasser gurgelte wild um die alte Sandsteinbrücke, und Jane, inzwischen offiziell volljährig und imstande, bei der Wahl gegen den Bastard zu stimmen, biss sich auf die Unterlippe und fühlte sich machtlos. Sogar der Flussgeist war dabei, sie im Stich zu lassen.
    «Hab letzte Nacht von meiner Min geträumt», sagte Gomer.
    Jane sah ihn an. Seine Zigarette hing schräg aus seinem Mund, und seine Brillengläser wirkten grau wie Stein.
    «Hab geträumt, sie wär noch am Lebn. Wir würdn zusammensitzn, am Kamin. Mit ner Teekanne aufer Wärmeplatte.»
    «Aber Sie …»
    «Hab keine Wärmeplatte mehr. Verstehste? So hab ich gewusst, dasses ein Traum war.» Gomer schob seine Zigarette gerade. «War trotzdem n guter Traum. Gute Träume sin selten, oder?»
    Minnie war nun schon ein paar Jahre tot. Bald würde sich ihr Todestag wieder jähren. Gomer hatte damals neue Batterien in Minnies und seine Uhr eingelegt und die Uhren zusammen mit Minnie beerdigt. Vielleicht – Jane überlief ein leichter Schauder – war eine der Uhren jetzt stehengeblieben, und irgendetwas hatte Gomer diese leere Stille spüren lassen, den endgültigen Abschied.
    «Weißte, wie sie immer gesagt ham, Janey?»
    «Wer?»
    «Kündigt Regen an», sagte Gomer.
    «Wie bitte?»
    «Das ham sie immer gesagt. Meine Mam un ihre Schwestern.
Von den Toten zu träumen
…»
    «Was?»
    «Von den Toten zu träumen, kündigt Regen an.»
    «Das …» Sie starrte ihn an. «Was für einen Sinn soll das denn haben?»
    «Es muss gar keinen bestimmten
Sinn
ham», sagte Gomer. «Nich direkt, jedenfalls, oder?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Alte Redensarten wie die kommen auf
Umwegen
zu ihrm Sinn.»
    «Aha», sagte Jane.
    Es schien dunkler geworden zu sein. Die Wolken hatten sich vor den Mond geschoben, und die Lichter im Dorf strahlten heller,

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