Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Gewürzhandel verschrieben.
Die Besucher mussten nicht lange in der Diele warten. Noch während Philip die kunstvollen Kerzenhalter betrachtete, die an der Wand befestigt waren, kehrte die Magd zurück und bat die Besucher ins Kontor.
Lena hatte sich unter dem Namen Wolfram Säckerling immer einen schwergewichtigen alten Mann vorgestellt. Umso erstaunter war sie, als die Magd sie dem Hausherrn vorstellte. Säckerling war vermutlich nur unwesentlich älter als Philip, bestimmt noch keine dreißig. Für jemanden, der den ganzen Tag in seinem Kontor verbrachte, hatte er erstaunlich breite Schultern, beinahe so, als würde er selbst die Säcke mit seiner Ware von den Schiffen ins Lager schleppen.
»Seid mir willkommen«, begrüßte Wolfram seine Gäste und wies ihnen mit einer Handbewegung Platz auf den beiden Stühlen an, die vor seinem Schreibpult standen.
»Mein Vetter schreibt, Ihr wollt nach Venedig.«
»Nach Alexandria. Aber von Venedig aus dürfte es keine Schwierigkeiten bereiten, ein Schiff nach Ägypten zu finden.«
Säckerling nickte. »Meine Schiffe steuern Venedig regelmäßig an. Die Windsbraut wird in zwei Tagen auslaufen. Wie viel Gefolge habt Ihr dabei?«
»Wir sind zu sechst und haben sieben Pferde.«
»Sieben Pferde? Die wollt Ihr doch nicht etwa mitnehmen!«
»Gewiss wollen wir das.«
»Sechs Reisende lassen sich ohne Weiteres befördern. Aber sieben Pferde? Da bliebe kein Raum mehr für die Ladung.«
»Das heißt, Ihr könnt uns keine Passage anbieten?«
»Nur für die Menschen. Nicht für die Pferde.«
»Und wenn ich Euch den Ladeverlust bezahle?«
»Es ist weniger eine Frage des Geldes als die der Kaufmannsehre. Ich habe Verpflichtungen zu erfüllen und kann’s mir nicht erlauben, meinen guten Ruf zu verlieren, wenn meine Kunden vergebens auf ihre Lieferungen warten.«
Philips Miene verdüsterte sich. Sie hatten unnötig viel Zeit verloren, indem sie dem Seeweg gegenüber der Reise über die Alpen den Vorzug geben wollten.
»Vielleicht ist es möglich, die Pferde hier irgendwo unterzustellen«, schlug Lena vor. »Für die Reise nach Alexandria brauchen wir sie doch nicht, und vor Ort können wir auf das Gestüt deines Großvaters zugreifen.«
»Und das Packpferd?«
»Ein Pferd wäre möglich«, erklärte Säckerling. »Vielleicht sogar zwei. Aber nicht sieben.«
»Was meinst du, Philip? Saids Pferd und das Packpferd? Und wir stellen unsere Tiere bis zu unserer Rückkehr hier unter?«
Philip schwieg.
»Oder wir lassen das Packpferd hier und nehmen nur deinen Rappen und Saids Fuchs mit. Und das Gepäck verteilen wir auf euren Pferden.«
»Das könnte ich mir schon eher vorstellen«, brummte Philip. Lena lächelte. Sie hätte es wissen müssen. Ohne sein Pferd kam ihr Gatte sich nackt vor.
»Kennt Ihr einen zuverlässigen Mann, dem wir unsere Pferde für lange Zeit guten Gewissens anvertrauen können?«, fragte Philip den Kaufmann.
»Ihr solltet Hartmut von Viersen fragen. Er hat ein Gestüt vor den Toren der Stadt. Ich tätige oft Geschäfte mit ihm.«
»Also gut«, stimmte Philip zu. »Sechs Personen und zwei Pferde. Was verlangt Ihr für die Überfahrt nach Venedig?«
»Nun, da Ihr auf Empfehlung meines Vetters kommt, berechne ich Euch für die Pferde nur den Ladeverlust, den ich habe. Für die Überfahrt je Person einen Silberdenar, zwei, wenn Ihr eine eigene Kajüte beansprucht.«
»Einverstanden. Und nun noch eine Frage. Könnt Ihr uns ein gutes Gasthaus mit genießbarem Essen und sauberen Betten empfehlen?«
Wolfram schmunzelte. »Mein Schwager führt ein gehobenes Gasthaus. Es heißt Zur Eule . Nebenan findet Ihr auch eine gut beleumundete Badestube, die ich selbst vornehmen Frauen empfehlen kann.«
Bei dem Gedanken an ein heißes Bad seufzte Lena sehnsuchtsvoll auf. Philip schenkte ihr daraufhin ein Lächeln.
»Ich danke Euch, Herr Wolfram. Wir werden uns bei Eurem Schwager einquartieren, bis die Windsbraut in See sticht.«
Das Gasthaus Zur Eule hielt, was Wolfram Säckerling versprochen hatte. Es gab saubere Gästestuben, in denen frische Laken auf die Betten gezogen waren. Eine Annehmlichkeit, die nicht selbstverständlich war, wie Lena inzwischen erfahren hatte. Zudem genoss sie es, mit Philip allein eine Kammer zu teilen. Bei ihrer letzten Unterkunft hatte es nur eine große Schlafstube für alle Reisenden gegeben, und obwohl sie und Philip sich mittels eines Vorhanges aus Pferdedecken einen persönlichen Bereich geschaffen hatten, war es ihr unangenehm
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