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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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den Handlauf. Im Fallen hörte sie, wie Stefan Reinmann weitersprach. »Dabei war sie fast perfekt. Schade.« Ihre Hände prallten auf den Boden, dann kam der restliche Körper nach, und es wurde für einen Moment lang dunkel um sie.
    Als das Licht zurückkam, fand sich Lara auf dem Boden liegend. Ihre Hände und Arme schmerzten von dem Aufprall, aber gebrochen schien nichts zu sein. Sie blinzelte. Neben ihrem Kopf befand sich eine alte, stockfleckige Matratze. Auch hier war der Boden blutig, genau wie in der Sektenvilla. Und es roch seltsam. Lara schluckte. Stefan Reinmann stand mit dem Rücken zu ihr, hantierte herum und brabbelte dabei vor sich hin. »Ich habe diese kleine Schlange unterschätzt. Man sollte eben nie zu siegessicher sein.« Der Sektenbeauftragte hatte eine große Wunde am Hinterkopf, ganz ähnlich der, die sie bei Jo gesehen hatte, nur dass diese hier noch frisch war. Wahrscheinlich hatte ihm die »kleine Schlange« die Verletzung beigebracht. Jetzt drehte Stefan Reinmann sich um und sah Lara an.
    »Wieder da? Meine invidia hat sich leider aus dem Staub gemacht, wie du ja inzwischen mitbekommen hast. Sie sitzt jetzt bestimmt gerade bei der Polizei und heult sich aus. Ich muss ein bisschen improvisieren. Wir müssen uns beeilen.«
    Wir müssen uns beeilen? Erst jetzt bemerkte Lara, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war.
    »Ich habe noch versucht, sie einzuholen, nachdem sie mich angefallen hatte, aber das Biest war nicht so geschwächt, wie ich dachte. Als ich endlich auf der Straße war, rannte sie schon um die Ecke. Hat diese neidzerfressene Schlampe es doch tatsächlich fertiggebracht, sich während meiner Abwesenheit von den Fußfesseln zu befreien! Ich war unachtsam. Aber das wird nicht wieder vorkommen.« Er kam zu ihr herüber, griff unter ihre Arme, zog sie in eine sitzende Stellung, betrachtete Lara und leckte sich dabei über die Lippen. Nach einer Weile drehte Stefan Reinmann sich um und ging zurück zu einer großen Tasche, die neben einer geschlossenen Metalltür auf dem Boden stand. Lara nutzte die Gelegenheit und sah sich um. Außer der muffigen Matratze war der Raum leer. Es gab keine Fenster.
    Der Sektenbeauftragte hatte sich unterdessen nach vorn gebeugt und kramte in der Reisetasche. Lara wollte gar nicht darüber nachdenken, was der Typ mit ihr vorhatte. Mark hatte mal wieder recht gehabt – sie war leichtsinnig und brachte sich in Gefahr, aber hätte sie ahnen können, dass der nette und galante Stefan Reinmann ihr gesuchter Serienmörder war? Hatte sie irgendwelche Zeichen übersehen?
    »Zuerst zeige ich dir etwas, damit du verstehst.« Stefan Reinmann richtete sich auf, drehte sich um und begann, ein großes Bild zu entrollen. »Die versprochene Überraschung.« Erst jetzt fiel Lara auf, dass der Mann sie plötzlich duzte. Das würdigte sie zu etwas herab, vor dem man keine Achtung zu haben brauchte. Was würde als Nächstes kommen? Seine invidia habe sich aus dem Staub gemacht, hatte er vorhin gesagt. Invidia war eine der noch fehlenden Todsünden. Wenn die Person verschwunden war, die er dafür vorgesehen hatte, musste sie nicht lange darüber nachsinnen, was er jetzt mit ihr vorhatte.
    »Schau dir das an.« Reinmann hielt das großformatige Bild mit beiden Händen vor seiner Brust. Die glänzende Oberfläche reflektierte das Licht der Deckenlampe. »Sag mir, was du siehst.«
    Lara blinzelte. Auf dunklem Hintergrund befanden sich mehrere kreisförmige Bilder; ein großes in der Mitte, vier kleinere in den Ecken. Über und unter dem großen Bild waren zwei Spruchbänder gemalt. Aus der Mitte des großen Kreises blickte den Betrachter ein dünner Mann mit nacktem Oberkörper und langen Haaren an, hinter dem ein Kreuz zu sehen war. Jesus?
    »Lies vor, was da steht.« Stefan Reinmann zeigte auf die vier Wörter, die unter dem vermeintlichen Jesus standen.
    » Cave, cave, dus videt .« Lara räusperte sich. War es besser, das Spiel mitzuspielen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was das sollte? Was würde geschehen, wenn sie aufbegehrte? Der Person, die er als invidia bezeichnet hatte, war die Flucht gelungen. Also war die Lage nicht ganz aussichtslos.
    » Deus videt , nicht ›dus‹, Dummchen. Aber du hattest ja kein Latein.«
    »Nein, leider. Was bedeutet denn das?« Lara entschloss sich für die Hinhaltetaktik. Sie würde versuchen, den Mann in ein Gespräch zu verwickeln. Mark hatte einmal gesagt, wenn Täter ihre Opfer als eigenständige Persönlichkeiten

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