Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Beispiel für luxuria .«
»Woher wussten Sie das?«
»Ein Zufall. Ich kenne einen ihrer Exfreunde. Er hat sie wirklich geliebt, und sie hat ihm mit ihrer Hurerei das Herz gebrochen. Ich habe sie zur Sicherheit noch an mehreren Wochenenden im Dezember beobachtet, um Gewissheit zu haben, dass sie den Kriterien entspricht. Aber es gab keinen Zweifel.«
»Und diese bemalten Holzkugeln in den Augen?«
»Ein weiterer Fingerzeig. Das waren Perlen eines Rosenkranzes. Deus videt . Warum hat das niemand miteinander in Verbindung gebracht? Noch dazu, wo ich diese Nutte in einer Kirche aufgebahrt habe!« Stefan Reinmann schüttelte erneut den Kopf. Aller Irrsinn war aus seinen Augen verschwunden. Jetzt glich er wieder dem gemütlichen Bären, der kein Wässerchen trüben konnte. Während er weiterredete, keimte Hoffnung in Lara auf. Vielleicht gelang es ihr, den Wahnsinn in ihm zu besänftigen.
»Ich dachte wirklich, dass man eher darauf kommen würde, worum es hier eigentlich geht. Waren die Texte auf den Rücken und die lateinischen Bezeichnungen der jeweiligen Todsünden auf der Stirn nicht genug? Spätestens beim Dritten, diesem geldgierigen Immobilienberater, hätte doch jemand merken müssen, dass hier die sieben Todsünden angeprangert werden!«
» Sie hätten uns doch jederzeit Hinweise darauf geben können! Ich war schon nach dem zweiten Leichenfund bei Ihnen und habe nach den Übersetzungen der Texte gefragt!«
»Aber dann wären Sie doch gleich auf mich gekommen, nicht?« Stefan Reinmann grinste jetzt. »Was für ein aberwitziger Zufall, dass Doktor Grünthal gerade mich als Experten empfohlen hat! Sie befragen einen Mann zu den Inschriften und haben keine Ahnung, dass der Täter direkt vor Ihnen sitzt!« Er kicherte und fuhr dann fort. »Das war sehr anregend für mich, wie Sie sich bestimmt vorstellen können.«
Lara dachte an Mark und daran, dass Reinmann vorhin das Telefonat abrupt beendet hatte. Würde der Freund sich wundern, weshalb sie ohne sich zu verabschieden aufgelegt hatte? Wie lange saßen sie eigentlich schon in diesem Keller? Jo würde im Krankenhaus auf sie warten und sich Sorgen machen. Leider wusste niemand, wo sie gerade war.
»Ich habe versucht, meine Übersetzungen ein wenig hinauszuzögern, wie Sie sicher bemerkt haben. Allerdings konnte ich nicht ewig damit warten, Ihnen die Texte zu liefern, denn das wäre auch verdächtig gewesen, oder? Und so habe ich Ihnen erst einmal ein paar falsche Fährten präsentiert.«
»Der Tipp mit den Sekten kam von Ihnen.« Jetzt, wo Lara wusste, wer die Taten begangen hatte, ordnete sich alles. »Und wir haben uns ja auch bilderbuchmäßig aufs Glatteis führen lassen.«
»Sie sagen es. Natürlich habe ich damit ein wenig von mir abgelenkt. Die Holic -Leute passten perfekt zu den Bibelzitaten, und die Kinder des Himmels beobachten wir auch schon länger. Ich war mir sicher, dass Sie dort etwas finden würden, wenn Sie nur hartnäckig genug herumschnüffeln. Was Sie ja anscheinend auch getan haben. Dieser Holländer … Aussteiger haben mir von diversen Praktiken dort berichtet. Ich wollte, dass die Orgien auffliegen. Finden Sie nicht auch, dass dieser Mann Strafe verdient hat?«
»Sicher.« Lara spürte die Kälte an ihrem Hinterteil. In diesem Keller mochten höchstens zehn Grad sein. Sie würde sich eine schöne Erkältung einfangen, wenn sie länger hier saß. Aber war eine Erkältung etwas, um das sie sich jetzt Sorgen machen musste? »Und diese Mitarbeiterin des Jugendamtes? Wofür steht sie?«
» Acedia natürlich. Acedia und Belphegor bedeuten die Trägheit des Herzens und des Geistes, sie symbolisieren Faulheit, Feigheit und Ignoranz. Diese Frau war schlampig in ihrer Arbeit und hat Fälle nicht ernst genommen.« Stefan Reinmann verzog das Gesicht und rieb sich dann die Nasenspitze. »Immer hoffte ich, dass die Delinquenten ihre Sünden bereuen, dass sie Buße tun, aber keiner von ihnen hat Einsicht gezeigt, nicht ein Einziger.«
»Was hätten Sie in dem Fall getan – sie freigelassen?«
»Vielleicht.«
Lara sah das abwesende Lächeln in Stefan Reinmanns Gesicht. Die Frage war: Machte er nur ihr etwas vor, oder auch sich selbst? Er hätte seine Gefangenen doch ganz bestimmt nicht freigelassen. Die Gefahr, dass doch einer genug vom Tatort gesehen hatte, und ihn beschreiben konnte, wäre viel zu groß gewesen.
»Der Mann in der Fast-Food-Filiale war dann Ihr Vertreter für die Völlerei.«
»Ganz recht.«
Lara öffnete den Mund, um
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