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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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nachschenkte, und wünschte sich dabei, dass sie nie wieder etwas »sehen« musste.

8
    »Zuerst habe ich ein Quietschen gehört, und dann wurde eine Bahre an vier Seilen zum Laufsteg herabgelassen. Darauf lag die Leiche der Braut. Ich meine natürlich das Model, das das Brautkleid trug.« Lara holte tief Luft. »Ich schreibe eine Artikelserie dazu.«
    »Die ›Brautleiche‹. Das kam auf allen Kanälen.« Mark sprach gelassen. »Magst du mir die Artikel mailen? Dann brauchst du mir jetzt nicht alles haarklein zu erzählen, und ich kann das in Ruhe lesen. Wenn ich Fragen dazu habe, rufe ich dich an. Bist du am Wochenende zu Hause?« Lara hatte das Gefühl, Marks Stimme zum ersten Mal bewusst zu hören. Sie klang tief und weich und erzeugte einen warmen Widerhall in ihrem Unterleib. Sie zog die Beine an und lehnte sich in ihre Sofaecke zurück.
    »Lara, bist du noch dran?«
    »Ich habe nachgedacht. Heute Abend will ich mit Doreen einen Frauenabend machen, aber morgen bin ich da.«
    »Fein. Dann telefonieren wir morgen noch einmal.« Sein Tonfall wurde verbindlicher. Gleich würde er sich verabschieden.
    »Warte! Ich habe noch eine Frage: Auf einem der Fotos war etwas Dunkles auf der Stirn der Toten zu sehen. Wir dachten zuerst, es wäre Schmutz, aber Jo hat es ein bisschen nachbearbeitet und dabei stellte sich heraus, dass es sich um Buchstaben handelt. Schwarze Schrift, das Wort heißt Lucifer .«
    »Luzifer? Bist du dir sicher?«
    »Es ist eindeutig.«
    »Hm. War es mit ›c‹ oder mit ›z‹ geschrieben?«
    »Mit ›c‹. Spielt das eine Rolle?«
    »Vielleicht. Schreibt man den Namen mit ›c‹, kann er den herkömmlichen lateinischen Wortsinn bedeuten. Lux ist das Licht und ferre bedeutet tragen. Lucifer heißt dann nichts anderes als ›Lichtträger‹. In der römischen Mythologie kannte man ihn als die Gottheit, die den Tag anbrechen lässt, auch als Morgenstern. Seine Mutter ist Aurora, die Göttin der Morgenröte.«
    »Und ich dachte immer, mit Lucifer wäre der Teufel gemeint.«
    »Im übertragenen Sinne kann es das auch heißen. Dann schreibt man es aber mit ›z‹. In der christlichen Religion wurde er auch nicht von Anbeginn an mit dem Teufel gleichgesetzt. Die frühen Christen hielten Luzifer sogar für ein Synonym Christi. Später wandelte sich die Bedeutung. Zuerst zu einem ›hochmütigen Lichtbringer‹, dann zu einem gefallenen Erzengel und schließlich zu Satan, der im Lukasevangelium wie ein Blitz vom Himmel fällt.«
    »Unglaublich.« Lara kräuselte die Stirn und dachte darüber nach, was sie alles nicht wusste. Das war der Nachteil, wenn man ein aufgeklärtes Heidenkind war.
    »Du siehst also, nichts ist eindeutig, und das Wort kann alles Mögliche ausdrücken. Es war auf die Stirn geschrieben?«
    »Ja. Wahrscheinlich steht noch etwas davor. Ein zweites Wort, das mit ›S‹ anfängt. Mehr konnten wir nicht herausfinden. Die Fotos sind verwackelt, und ich habe von der Seite fotografiert.«
    »Das wird ja immer seltsamer. Die Kripo hat nichts veröffentlicht?« Er redete weiter, ohne auf ihre Bestätigung zu warten. »Das werden sie auch schön für sich behalten. Jetzt hast du mich aber wirklich neugierig gemacht. Ich muss ein bisschen herumfragen. Kannst du mir die Bilder an die Mail anfügen?«
    »Na sicher kann ich das.« Laras Gehirn schaltete wieder von Informationen auf Emotionen um. Ihr war warm, und ihr Herz klopfte lauter als sonst. »Ich schicke es gleich nachher ab.« Sie sah zur Uhr, während Mark sich verabschiedete. Gleich halb drei. Sie hatte noch den ganzen Sonnabendnachmittag und wusste nicht, was sie damit anfangen sollte.
    »Dann hören wir uns morgen wieder?« In Marks Stimme schwang ein Lächeln mit.
    »Ich bestehe darauf.« Sie lachte. Ein wenig gekünstelt, wie es ihr vorkam, aber er schien nichts davon zu bemerken. »Aber bitte nicht vor Mittag. Wer weiß, wann ich ins Bett komme.« Lara verzog das Gesicht. Jetzt wollte sie ihn auch noch eifersüchtig machen.
    »Ich rufe dich am Nachmittag an. Tschüss, Lara.« Mark hatte aufgelegt. Lara beschloss, die E-Mail gleich abzuschicken. Dann konnte er sich bis morgen ausgiebig damit beschäftigen. Sie legte das Telefon auf den Couchtisch und erhob sich.
    »Du hast nichts verstanden. Nicht das Geringste.« Die Stimme flüstert. »Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ihr denkt doch heutzutage alle, dass euer Verhalten normal ist.« Ein Schnaufen, dann fährt die Stimme fort. »Und trotzdem hatte ich wider besseres Wissen

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