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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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afrikanischen Musikinstrumenten zu begleiten, aber es bewährte sich nun seit fast zwei Jahren. Er hatte gründlich nachgeforscht, mit welchen Methoden man Menschen in Trance versetzen konnte, und war dabei auch auf die Djemben gestoßen. Nicht umsonst verwendeten afrikanische Völker seit Jahrtausenden Trommeln bei ihren Stammesritualen. Es hatte für die jungen Männer, die auserkoren worden waren, die Instrumente zu spielen, einiger Übung bedurft, bis sie diese so beherrschten, wie er sich das vorstellte, aber das Experiment war gelungen.
    Und nun war es an der Zeit für eine nächste Labung. Das pochende Hämmern wurde noch ein wenig schneller, während Romain Holländer zu seinem Altar schritt und eine der Karaffen herunternahm. Das Gefäß in der Linken trat er vor die Trommler und berührte sie nacheinander an der Schulter. Das war das Zeichen für sie, den Rhythmus zu verlangsamen. Erst als das Trommeln einem schleppenden, fast retardierten Wummern gewichen war, begab sich Romain Holländer direkt in die Mitte des Raumes und hob die rechte Hand. Die Djemben wurden noch etwas langsamer, und das brachte die meisten Anwesenden dazu, die Augen wieder zu öffnen und den Blick nach vorn zu richten.
    Romain Holländer sprach nicht. Gemessenen Schrittes ging er von einem zum anderen, reichte ihnen die Karaffe und wartete, bis sie einen Schluck genommen hatten. Die Medikamente waren in dem süßen Rotwein gar nicht zu schmecken. Er hatte lange herumexperimentiert, um die richtige Mischung zwischen herabgesetzten Reizempfindungen und Euphorie mit anschließendem partiellen Gedächtnisverlust zu finden. Genau wie die psychoaktiven Rauchzutaten für die Andachten kaufte er die Substanzen im Ausland und ließ sie von eifrigen Jüngern herüberschmuggeln. Meist erinnerten sich die Teilnehmer am nächsten Tag nur noch an Bruchteile und behielten ein angenehmes Gefühl zurück. Das stärkte den Zusammenhalt und motivierte sie für die nächsten rituellen Feste. Es war wichtig, die Gemeinde zusammenzuhalten. Gemeinsamkeit wurde nicht nur durch das ständige Geben und Nehmen der Mitglieder erzeugt. Das war lediglich die positive Grundmasse, die Neulinge anzog und die Schwachen zufriedenstellte. Nein, die Jünger mussten ihren Führer auch verehren und ihm bedingungslos folgen. Er hatte die Techniken jahrelang studiert und sein Vorgehen verfeinert. Es glich einer Art Gehirnwäsche mit sanfteren Mitteln.
    Nicht jeder durfte an den Ritualen teilnehmen. Es waren außer den drei Trommlern und Romain Holländer selbst immer zwanzig an der Zahl, und sie mussten sich die Anwesenheit verdienen. Entweder waren es langjährige und zuverlässige Gemeindemitglieder, oder es gab einen besonderen Anlass für die Anwesenheit. So wie bei Sophie heute.
    Romain Holländer beobachtete, wie Frieder Wörth mit geschlossenen Augen schluckte. Er trank mehr als die anderen. Das konnte daran liegen, dass er die letzten Male nicht hatte dabei sein dürfen und deshalb die heutige Zusammenkunft besonders genoss. Frieder Wörth war heute Nacht für eine Hauptrolle vorgesehen, nur dass er davon noch nichts wusste. Und so ließ Romain Holländer ihn trinken.
    Nachdem auch der Letzte der zwanzig die Labung erhalten hatte, gab Romain Holländer den Trommlern ein Zeichen, wieder schneller zu werden, und schritt zurück nach vorn. Die Karaffe war fast leer. Dass er selbst nichts getrunken hatte, war keinem aufgefallen. Wieder steigerte sich das dröhnende Geräusch, wieder begannen Körper, sich im Takt zu bewegen.
    Romain Holländer stand vorn und zählte die Minuten. Er musste mindestens eine halbe Stunde warten, bis die Substanzen im Blutkreislauf angekommen waren und ihre Wirkung entfalten konnten.
    Dieser Abend stand unter einem besonderen Zeichen – eine Weihe würde stattfinden. Sophie, die Fünfzehnjährige, die man in dieser Nacht in die Gemeinschaft der Kinder des Himmels aufnehmen würde, wartete oben. Zwei Frauen halfen ihr bei den Vorbereitungen. Sie wurde gebadet, gesalbt und in das hellblaue Gewand gekleidet, das alle Mädchen vor ihr auch getragen hatten. Sophie wusste nicht genau, was sie erwartete, genauso wenig wie ihre Betreuerinnen Details kannten. Natürlich hatte es andere Elevinnen vor ihr gegeben, die die gleiche Zeremonie durchlaufen hatten, aber die Mädchen konnten im Nachhinein nie sagen, was dort eigentlich geschehen war. Sie erinnerten sich an nichts. Wenn sie heruntergebracht wurden, waren sie schon so benommen, dass ihnen alles

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