Suendenpakt
Mordes passiert ist. Und das tun wir so lange, bis noch das kleinste bisschen, an das du dich erinnerst, auf diesem Block steht.«
Zunächst will ich alles erfahren, was er über Kevin Sledge, Gary McCauley und Dave Bond weiß, die drei anderen Mannschaftskollegen am Tag der Morde. Er erzählt, wo sie wohnen, arbeiten und sich herumtreiben. Er gibt mir ihre Mobilnummern und verrät mir, wie ich an sie rankomme, wenn sie mir aus dem Weg gehen.
»Alle haben irgendwie Dreck am Stecken«, verrät Dante. »Aber das heißt dort, wo ich herkomme, nicht viel. McCauley ist wegen Drogenhandel auf Bewährung draußen, und Bond hat genau hier zehn Monate für bewaffneten Raubüberfall gesessen. Aber der echte Gangster ist Kevin, der allerdings noch nie im Gefängnis war.«
»Wie haben sie reagiert, als Michael die Waffe gezogen hat?«
»Sie hielten das für total bescheuert. Selbst Kevin.«
Wir unterhalten uns darüber, was am Mordabend passiert ist. Leider hat seine Großmutter Verwandte in Brooklyn besucht, so dass sie ihn vor oder nach der Schießerei nicht gesehen hat. Dante schwört, er wusste nicht, wo sich Michael Walker versteckt hatte.
Ich hatte vergessen, wie ermüdend diese Art von Arbeit sein kann. Hartstein, mein Professor im St. John’s, hat sie »Arsch plattdrücken« genannt, weil es genau das ist, wenn man immer wieder dieselben Fragen stellt und immer wieder dieselben Ereignisse durchkaut, auch wenn der Ertrag nur in ein paar Fitzelchen neuer, vielleicht nutzloser Informationen besteht.
Und hier drin ist es zweimal so schwierig, weil Dante und ich ohne Koffein oder Zucker auskommen müssen.
Trotzdem beißen wir uns durch, widmen uns dem, was er und Michael Walker gesehen und gehört haben, als sie zum Spielfeld kamen, um Feifer zu treffen. Diese wenigen Minuten sind der Schlüssel zu allem, und ich presse weitere Einzelheiten aus Dante heraus. Aber erst beim dritten Durchgang erinnert er sich, eine Zigarre gerochen zu haben. Gut, das könnte was sein.
Und mitten in seinem vierten Durchgang richtet er sich kerzengerade auf und sagt: »Da war ein Typ auf der Bank.«
Auch ich nehme plötzlich eine bessere Haltung ein. »Es war noch jemand da?«
»Du weißt doch, diese Bank am anderen Ende vom Spielfeld. Ein Typ hat dort geschlafen, als wir hinkamen. Und fünf Minuten später, als wir daran vorbeigerannt sind, war er weg.«
»Bist du dir sicher, Dante? Das ist wichtig.«
»Hundert pro. Spanisch aussehender Typ, Mexikaner, vielleicht auch Kolumbianer. Ungefähr dreißig, langes schwarzes Haar mit Pferdeschwanz.«
44
Tom
Eine Zigarre. Vielleicht von einem der Mörder.
Noch jemand anderes könnte am Tatort gewesen sein, der Dantes Geschichte bestätigen oder etwas zu ihr beitragen kann. Jemand, der vielleicht gesehen hat, wie diese Jungs umgebracht wurden.
Beides sind wichtige Spuren, die verfolgt werden müssen, aber zuerst muss ich noch etwas anderes erledigen. Als am nächsten Morgen am Times Square die Türen der U-Bahn zur Seite gleiten, bin ich einer der etwa fünfhundert Deppen, die bereit sind, für einen der vierhundert Plätze in den Krieg zu ziehen.
Mit demselben schnellen Schritt, der mich in die NBA gebracht hat, steige ich in den Waggon, und während der Zug die vierhundert Meter bis zur Grand Central Station torkelt, bin ich genauso voller Tatendrang und Sorgen wie die anderen, die in New York zur Arbeit gehen. Ich bin jetzt Berufstätiger. Warum sollte ich nicht auch pendeln? Gott, ich habe sogar einen Anzug an. Gut gebügelt ist er auch noch.
Am Ziel nimmt das Gedränge wieder seinen Lauf, diesmal zur Forty-second Street hinauf. Ich werfe einen Dollar in einen offenen, mit lila Stoff ausgeschlagenen Trompetenkasten und gehe weiter Richtung Osten, bis ich vor der Marmorfassade der Hausnummer 461 in der Third Avenue stehe, dem beeindruckenden Sitz einer der ehrwürdigsten, elitärsten Anwaltskanzleien von New York - Walmark, Reid & Blundell.
Bevor ich die Gelegenheit habe, die Nerven zu verlieren, marschiere ich durch die glänzenden Messingtüren und nehme einen Fahrstuhl in den sechsunddreißigsten Stock.
Aber damit stehe ich wieder nur auf der falschen Seite eines Hindernisses, das mir so erschreckend den Weg versperrt wie die Mauern, von denen das Gefängnis in Riverhead umgeben ist. Statt Stacheldraht und Beton ist es ein riesiges Stück poliertes Mahagoni, das vermutlich mit einem Tanker aus dem Regenwald hertransportiert und mit einem Wolkenkratzerkran an sein neues,
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