Suendenpakt
unpassendes Zuhause gehievt wurde.
Statt einer bewaffneten Wache gibt es hier fantastisch aussehende, blonde Empfangsdamen mit Headsets, die sie wie Cyborgs aussehen lassen.
»Guten Morgen, ich würde gerne mit Kate Costello reden«, melde ich mich an.
»Haben Sie einen Termin?«
»Nein.«
»Werden Sie erwartet?«
»Ich bin ein Freund.«
Für die Empfangsdame heißt das so viel wie Nein. Vielleicht schlimmer. Sie weist mich an, mich aufs lederne Fegefeuer zu setzen, ein Dreißigtausend-Dollar-Sofa, das ich während der nächsten zwanzig Minuten vollschwitze. Gestern Abend hielt ich meinen Plan, unangemeldet hierher zu kommen, noch für genial, und auch während der dreieinhalbstündigen Fahrt ließ mein Selbstvertrauen nicht nach. Jedenfalls nicht sehr.
Aber witzige Selbstgespräche und lustiges Einüben können nicht die Spannung der tatsächlichen Situation vorwegnehmen, die ich empfinde, als Kates niedrige Absätze wie zwei Hammer über den Marmorboden klackern.
Ich frage mich, ob sie weiß, wie wenig ihr strenges dunkelblaues Kostüm ihre Schönheit verbirgt. Ist ihr das überhaupt wichtig?
»Was machst du hier?«, fragt sie, bevor ich ein Wort sagen kann. Ich stecke wieder ganz hinten in dem Loch, in das ich mich vor zehn Jahren Kates wegen zurückgezogen habe.
»Ich brauche deine Hilfe, um Dante Halleyville zu verteidigen.«
Jetzt hätte ich erwartet, dass mich Kate in ihr Büro mitnehmen würde, aber sie starrt nur durch mich hindurch. Also lande ich meinen Wurf gleich hier in der Eingangshalle, setze aber so kurz an, wie ich kann. Was ich sage, wirkt auf mich völlig vernünftig, aber ich habe keine Ahnung, wie sie meine Worte aufnimmt. Ich blicke in ihre leuchtend blauen Augen, aber kann in ihnen nichts erkennen. Als ich kurz Luft hole, unterbricht sie mich.
»Tom«, sagt sie, »komm nie wieder hierher.«
Sie dreht sich auf dem Absatz um und marschiert den Flur hinunter. Das Klackern hört sich noch frostiger an als vorher. Kein einziges Mal blickt sie zu mir zurück.
45
Kate
Nach Tom Dunleavys völlig unerwartetem Hinterhalt ziehe ich mich in das Heiligtum meines Büros zurück. Ich weiß, das klingt hohl. Es ist nur ein Raum. Aber seit ich es vor einem Monat bezogen habe, haben die eleganten Möbel und der herrliche Ausblick auf den East River nichts von ihrer Wirkung verloren - sobald ich eintrete, geht es mir besser.
Einunddreißig E-Mails habe ich seit gestern Abend neun Uhr erhalten. Acht beziehen sich auf die Unterlassungsforderung, die ich gestern Abend dem leitenden Anwalt von Pixmen Entertainment geschickt habe. Unser Mandant, die Firma Watermark, Inc., glaubt, Pixmens Logo sei demjenigen zu ähnlich, das von einer ihrer Abteilungen benutzt wird, und mit meinem Schreiben habe ich sie der Markenzeichenverletzung beschuldigt und einen heftigen Rechtsstreit sowie die Möglichkeit in Aussicht gestellt, Pixmens gesamte Einkünfte der letzten vierzehn Monate einfrieren zu lassen.
In einer um 3:43 Uhr gesendeten Mail berichtet Pixmens Anwalt, das Logo sei von allen ausgehenden Produkten gelöscht worden, und die Mails der Anwälte von Watermark drücken Dank und Zufriedenheit aus. Überzeugende Drohungen auszusprechen, den Gegner in den Untergang zu treiben, gehört zu den billigen Genüssen, die mir meine Arbeit bietet.
Ein Dutzend weitere E-Mails sind die Auswirkung eines peinlichen Artikels im American Lawyer über die aufsteigenden weiblichen Sternchen im Rechtsberuf. Die meisten
Mails stammen von Headhuntern, aber die interessanteste hat der Präsident der Columbia University geschrieben, der fragt, ob ich Zeit hätte, im Komitee mitzuwirken, das den neuen Dekan der juristischen Fakultät auswählt. Ja, ich werde Zeit haben.
Um genau neun Uhr kommt Mitchell Susser, um mich über das bevorstehende Verfahren wegen Insiderhandels des ehemaligen Managers der Credit Mercantile, Franklin Wolfe, zu informieren. Ein früheres Verfahren, für das einer unserer Seniorpartner verantwortlich war, endete mit einem Unentschieden der Geschworenen. Jetzt wurde mir der Fall übertragen.
»Entspann dich, Mitch«, fordere ich ihn auf, was aber nicht viel nützt. Susser, ein neuer Mitarbeiter, der in Harvard für die juristische Zeitschrift gearbeitet hat, hat die Prozessmitschriften durchgesehen. »Wolfe verbringt viel zu viel Zeit damit, auf nicht einleuchtende Weise Tätigkeiten zu leugnen, die nicht unbedingt illegal sind«, erklärt er. »Dadurch büßt er an Glaubwürdigkeit ein, während er
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