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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sich kaum Vorteile verschafft. Ich glaube, ein zweiter Prozess wäre aussichtsreich.«
    Wir überlegen, welcher unserer Anfänger am besten die Vorarbeiten übernehmen könnte, als Tony Reid, der »Reid« in Walmark, Reid & Blundell, seinen berühmten grauen Kopf durch die Tür schiebt. Neben ihm steht Randall Kane, wohl der einträglichste Mandant der Kanzlei.
    »Haben Sie kurz Zeit, Kate?«, fragt er rhetorisch.
    Susser schnappt sich seine Papiere und stürmt hinaus, Tony Reid und Kane nehmen auf der Sitzgruppe am anderen Ende meines Büros Platz. »Kate, Sie kennen natürlich Randy.«
    Ich muss Kane nicht begegnet sein, um ihn zu kennen.
Als er Bancroft Subsidiaries zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt gemacht hat, wurde er zur Ikone der Geschäftswelt, die Verkörperung des hart nach vorn preschenden CEO. Mit einem auf eine Serviette gekritzelten Angebot hat ihm ein Kollege aus einer anderen Abteilung einen Kredit in Höhe von sechs Millionen Dollar besorgt, um ein Geschäft abwickeln zu können.
    Aber wie Reid mit genau der richtigen Portion Dringlichkeit erklärt, könnte alles durch eine gerade eingereichte Sammelklage auf dem Spiel stehen. Demnach toleriert Bancroft eine frauenfeindliche Arbeitsumgebung und gestattet in großem Rahmen sexuelle Belästigung. Die Anklage zielt direkt auf Kane ab.
    »Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, dass dieser opportunistische Streitfall nichts anderes als eine indirekte Erpressung ist«, meint Reid. Meiner Erfahrung mit Sammelklageanwälten nach zu urteilen, hat er Recht. Wie die Anwälte, die Krankenwagen hinterherfahren, um Unfallopfer als Klienten zu gewinnen, suchen sie sich ein Ziel, bereiten die Klage vor und spüren erst hinterher ihr Opfer auf.«
    »Die Sache wird mich nicht zu Fall bringen, Kate«, bekräftigt Kane. »Das ist ein totaler Scheiß! Drei der Vizepräsidenten von Bancroft sind Frauen, und die Firma wurde von meiner Frau gegründet. Sie haben sich den Falschen ausgesucht. Wenn es sein muss, ziehe ich die Sache vor Gericht durch.«
    »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, beruhige ich ihn. »Aber ich versichere Ihnen, dass wir aggressiv darauf reagieren werden.«
    »Nichts anderes habe ich erwartet!«, tönt Randall Kane.
    Der Rest des Tages besteht aus Informationssitzungen, Besprechungen und Konferenzanrufen. Die Kantine liefert einen
Chefsalat zum Mittagessen und Sushi zum Abendessen, und als ich um dreiundzwanzig Uhr das Licht ausschalte, bin ich nicht die Letzte, die geht.
    Der lauschige Herbstabend erinnert mich an den lauschigen Herbsttag, den ich verpasst habe, und ich beschließe, ein Stück zu gehen, bevor ich mir ein Taxi nehme.
    Als ich auf die größtenteils verwaiste Park Avenue zugehe, löst sich eine große Gestalt aus dem Schatten des kleinen, gepflasterten Platzes neben unserem Bürogebäude.

46
    Kate
    Mit steifen Schritten eilt der Mann auf mich zu, bleibt aber stehen, bevor er den hell erleuchteten Gehsteig erreicht.
    »Teilzeitstelle?«, fragt er.
    Es ist Tom.
    »Wie lange bist du schon hier?«, frage ich zurück.
    »Ich weiß nicht. In Mathe war ich schon immer eine Niete.«
    Ich bin schockiert, ihn wiederzusehen, aber auch - so ungern ich das zugebe - irgendwie beeindruckt. Tom war zwar immer übermäßig charmant, aber eigentlich nicht der Typ, der fünfzehn Stunden auf einer Steinbank warten würde. Übrigens war eins unserer Probleme, dass ich nie wusste, wozu Tom im Stande war.
    »Kate, du musst mich bis zu Ende anhören. Darf ich dich zu irgendwas einladen?« Im Licht der Straßenlaterne wirkt er erschöpft, wie er mich mit flehendem Blick anschaut. »Es geht um Leben und Tod. Das mag sich für dich ein bisschen schwach anhören, aber nicht für Dante Halleyville.«
    »Einen Kaffee«, gestehe ich ihm zu.
    »Ehrlich? Das ist die beste Neuigkeit seit zehn Jahren.«
    »Tut mir leid, das zu hören.« Ich hoffe, ich konnte mein Lächeln noch rechtzeitig unterdrücken.
    Der am wenigsten intime Ort, der mir einfällt, ist das Starbucks gleich um die Ecke, wo Tom einen Muffin mit drei oder vier Bissen verschlingt und eine Flasche Wasser kippt.
    »Also, Kate, bevor ich dir meinen Plan erkläre, wozu ich heute Morgen leider keine Gelegenheit hatte, ein paar Infos: Dante Halleyville hat in seinem Leben noch nie Glück gehabt.
Als er zwölf war, wurde sein Vater vor seinen Augen niedergestochen, und er musste zusehen, wie er verblutete, weil in seinem Viertel die Krankenwagen längst nicht so schnell

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