Suendenpakt
er so nahe daran ist, seinen Traum zu verwirklichen, diese selbstzerstörerischen Verbrechen begehen? Die Antwort lautet: Er würde es nicht tun. So einfach ist das. Er würde es nicht tun.
Meine Damen und Herren, Ihre Auswahl als Geschworene erfolgte zufällig, aber die nächsten Wochen könnten die wichtigsten in Ihrem Leben sein. Die Zukunft eines Mitmenschen liegt in Ihren Händen. Nicht nur das Leben eines unschuldigen Neunzehnjährigen, sondern das eines bemerkenswerten jungen Mannes. Und sowohl Dante als auch Sie werden mit dieser Entscheidung den Rest Ihres Lebens leben müssen.
Jemand hat diese jungen Männer auf der Beach Road und in dieser Wohnung in Brooklyn getötet. Er hat sie kaltblütig ermordet. Wer auch immer diese schrecklichen Verbrechen begangen hat, wird vielleicht geschnappt und vor Gericht gestellt werden, aber dieser Mensch war nicht und kann nicht Dante Halleyville sein.
Also bitte ich Sie, sorgfältig, vorurteilsfrei und kritisch auf alles zu hören, was Ihnen in diesem Gerichtssaal erzählt wird. Lassen Sie niemanden als sich selbst entscheiden, ob
die Anklagepunkte stichhaltig sind oder nicht. Ich habe vollstes Vertrauen, dass Sie dies können und tun werden. Vielen Dank.«
Als sich Tom wieder von den Geschworenen abwendet, rascheln die Kleider von dreihundert Menschen, die auf ihren Stühlen hin und her rücken. Die Überraschung, die jeden hier gepackt hat, angefangen bei Richter Rothstein auf seinem Podest bis zum letzten bierbäuchigen Polizisten, der am anderen Ende an der Wand lehnt, ist umwerfend. Dieser unerfahrene Anwalt mit seinen durchschnittlichen Zeugnissen und beschissenen Noten weiß, wie er in einem Gerichtssaal aufzutreten hat.
91
Kate
Tom setzt sich, woraufhin sich Melvin Howard, Iolis stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, erhebt. Howard ist groß und dünn und Anfang fünfzig, trägt einen gestutzten, grau durchsetzten Bart und eine alte Drahtgestellbrille. Er ist außerdem Afroamerikaner, was allerdings kein Zufall ist.
Aus den gleichen, offenkundig zynischen Gründen, warum meine alte Kanzlei mich dazu ausgesucht hat, Randall Kane gegen die Anschuldigungen seiner Mitarbeiterinnen wegen sexueller Belästigung zu verteidigen, hat die Staatsanwaltschaft einen Schwarzen mit der gesitteten Erscheinung eines College-Lehrers gewählt, Dante Halleyville anzuklagen. Die Wahl ist ein Versuch, den Geschworenen zu erzählen, dass es bei diesem Fall nicht um Rasse, sondern um Verbrechen geht, um einen niederträchtigen vierfachen Mord, der Schwarze genauso wie Weiße in Rage versetzen sollte.
Aber nur weil diese Strategie ein offensichtliches Ziel verfolgt, heißt das noch nicht, dass sie nicht trotzdem funktioniert.
»Nun, außer zu hören«, beginnt Melvin Howard und hängt ein Farbfoto auf eine große Staffelei direkt vor den Geschworenen, »muss ich Sie leider bitten, auch zu schauen.«
Langsam befestigt er drei weitere Fotos an der Staffelei - und als er zur Seite tritt, zucken die Geschworenen auf ihren Stühlen zurück, versuchen so weit wie möglich von den grellen Bildern nach hinten zu rücken.
»Dies sind Tatortfotos der vier Opfer, und Sie haben geschworen, nicht wegzuschauen.«
Auf den Blitzlichtaufnahmen schimmert die Haut der Opfer geisterhaft weiß, die Lippen sind blaugrau verfärbt, die verbrannte Haut um die Einschusslöcher an der Stirn ist orange, das Blut, das in die Augen und über Wangen und Kinn weiter hinab in den Hemdkragen läuft, fast schwarz.
»Dieser Mann hier mit dem Einschussloch zwischen den Augen ist Eric Feifer. Er war dreiundzwanzig Jahre alt, und bevor er durch den Angeklagten am dreißigsten August hingerichtet wurde, hat er sein Geld als Surflehrer verdient.
Dieser junge Mann ist Robert Walco, ebenfalls dreiundzwanzig. Während andere Kinder aufs College oder auf eine Wirtschaftsschule gingen, arbeitete er zehn Stunden am Tag mit der Schaufel. Das Ergebnis seines Schweißes und seiner Anstrengungen war eine erfolgreiche Landschaftsgärtnerei, die er zusammen mit seinem Vater, Richard Walco, geführt hat.
Und das hier ist Patrick Roche, fünfundzwanzig, ein Maler, der sich seinen Lebensunterhalt außerdem als Barmann verdient hat und sich dank seines angenehmen Wesens mit fast jedem, den er kannte, bestens verstand.
Schließlich haben wir hier Michael Walker, und ganz egal, was sich noch über ihn sagen ließe, er war siebzehn Jahre alt und im letzten Jahr auf der Highschool.
Schauen Sie nicht weg. Die Opfer konnten es
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